Alles am Arsch

Die gute Nachricht vorweg: Man gewöhnt sich an alles. Die erste vollgeschissene Babywindel meiner Tochter war eine humanitäre Katastrophe, deren Bewältigung ich als emanzipierte Frau meinem Mann überliess. Ich war gerade mitten in einer Stilldepression und unfähig, auch noch ein komplett verdrecktes Baby inklusive Wickelunterlage, Tisch und Boden zu reinigen. Ich lachte nur hysterisch und schaute zu, wie der frischgebackene Vater schweissgebadet alleine seinen ersten Einsatz meisterte.

Später mussten wir erfahren, dass das noch gar nichts gewesen war. Babyexkremente sind in der Menge manchmal kaum zu bewältigen und die Hersteller von Pampers und co. verdienen sich tagtäglich eine goldene Nase an diesem Tatbestand. Schliesslich werden alleine in der Schweiz rund 100 Millionen Schweizer Franken pro Jahr für Wegwerfwindeln ausgegeben!

Aber immerhin riecht Baby-Kacka süsslich, unabhängig davon ob Sie stillen oder die Flasche geben. Man kann sogar sagen, dass es duftet, und ich habe nach der Geburt manche Pflegerin im Spital gesehen, die begeistert geschnuppert hat, wenn meine Tochter wieder einmal eine Ladung in die Windel abgegeben hatte. Es ist ein ungewöhnlicher Duft von Reinlichkeit, der einen nostalgisch und wehmütig macht. Vielleicht erinnern wir uns an die eigene Unschuld, die Jahrzehnte zurückliegt? Vielleicht sind wir auch nur hungrig nach süssen Milchbrötchen? Vielleicht ist aber auch ein Gen Schuld, das nur Frauen haben – ich habe noch nie einen Mann begeistert an meinem Baby riechen sehen….

Mit dem ersten gelöffelten Baby-Brei ändern sich dann die Konsistenz, die Farbe und der Duft der Ausscheidung Ihres Babys. Bevorzugterweise gibt man dem Kind als erstes Karottenbrei, weil er leicht verdaulich ist und süsslich schmeckt (Merken Sie es?!). Die Folge davon: Alles orange in der weissen Windel. Im Prinzip kommt unten raus, was oben reinging, alles in der gleichen Konsistenz. Als Eltern kichert man dann verschämt und vergnügt sich gegenseitig mit Witzen über die vermeintliche Sauerei. Man ahnt ja nicht, dass es noch dicker kommt. Sobald nämlich das Fleisch in den Menüplan aufgenommen wird, haben Sie gewissermassen den Salat: „Es“ duftet nicht mehr, es riecht. Es klebt fest. Und die Farbe kommt Ihnen auch ganz plötzlich bekannt vor. Nie hätten Sie sich vorstellen können, einen anderen statt den eigenen verschmierten Popo zu putzen. Und doch tun Sie es. Mit Elan. Mit Vehemenz. Weil Sie nicht wollen, dass Ihr Kind in festgehockter Kacke, die schon zu bröckeln beginnt, dasitzt.

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