Kids in America

Ich weiss ja nicht, ob es an LadyGagas von der Wärme gekringelten Zapfenlocken lag, aber es gab glaub keine Amerikanerin in unseren Ferien, die LadyGaga nicht auf ihr süsses Aussehen, ihre Haare oder ihre wippenden Kleidchen angesprochen hätte. Blöd nur, dass es immer auf Englisch war. LadyGaga bekam es nämlich gar nicht mit, wenn im Lift wieder eine mittealte Dame laut und für alle hörbar zu ihrem Mann sagte: «Oh look how sweet she is. She is sooooooooooo gorgeous. Hi sweetie! What’s your name?» Und dies alles in geflöteter, lauter Stimme.
LadyGaga schaute jeweils desinteressiert bzw. beachtete die Leute nicht. Um nicht als unhöflich oder schlecht erzogen zu gelten, musste ich als Mami also jeweils einschreiten und erklärte entschuldigend: «She doesn‘t speak English.» Wenn die Amis dann erfuhren: «Europe, Switzerland», hörte man jeweils ein Raunen («oooohhhhhhhh»). Amerikaner gehen in den Ferien irgendwie davon aus, dass alle um sie herum das auch können, dieses Englisch. Selbst eine dreijährige Schweizerin. Die Konsternierung war jeweils gross.

Es ist aber schon erstaunlich, wie offen und aufgezwirbelt die Amis mit Kindern umgehen. In Europa ist es mir jedenfalls bisher nur selten passiert, dass jemand mein Kind angeflötet hat.

Extrem war es jedoch auf dem Kreuzfahrtschiff. Kein Restaurant-Angestellter (die meisten Philippiner), der nicht LadyGaga angestrahlt hätte: «How sweety. You’re so pretty, what‘s your name?» Am Anfang gab ich noch für unsere Tochter Auskunft, obwohl mich das schon sehr irritierte. Jeder Angestellte in den Restaurants buhlte um LadyGagas Aufmerksamkeit. Und um die Aufmerksamkeit sämtlicher anderer Kinder an Board. Das dies nicht natürlich ist, war uns von Anfang an klar: Vermutlich werden die Mitarbeiter darauf gedrillt, sich speziell um die Kinder zu kümmern, da sie die Kunden von morgen sind. Aber es wirkte nur aufgesetzt und nervte mit der Zeit. Trotzdem: Das Schiff war äusserst kinderfreundlich im positiven Sinn. Nur beim Essen war es too much. Über das Schiff werde ich noch separat berichten.

Kein Pardon kennt man in Amerika aber, wenn es um das Gesetz geht. Als wir in Miami Airport bei unserem Mietwagen mit dem Kindersitz kämpften (anderes System, viel Installationsschweiss), ging ich in der Garage zu den Autovermietungsmitarbeitern (cooles Wort) und fragte, ob uns bitte jemand helfen könne, da wir Probleme mit der Montage des Kindersitzes hätten. Die Antwort: «No we can’t.» Wenn Obama das gehört hätte! Ich war irritiert und fragte nach: «Wie, Sie können nicht, weil Sie nicht wissen, wie es geht oder Sie können nicht, weil Sie es nicht dürfen?»

Was meint ihr wohl, was der Grund war?

Yesss. Sie durften nicht. Weil wir sie sonst verklagen könnten, wenn es einen Unfall gibt und etwas mit dem Kindersitz nicht stimmt. Da hört der Kinderspass dann auf. Ich hab schallend gelacht. Nur mein Mann nicht. Der musste den Sitz installieren.

 

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