Freundschaften kommen und gehen

Herzmutter hat via Twitter und Blog zu ihrer Blogparade eingeladen. Thema: «Zerstören Kinder unsere Freundschaft?» Schon als ich das zum ersten Mal lass, hatte ich viele Gedanken dazu, die ich so gar nicht sortieren und festhalten wollte, weil sie mich berühren. Aber nun habe ich mich doch entschlossen, zum ersten Mal überhaupt bei einer Blogparade mitzumachen und zugleich einen Aufruf zu einer eigenen Blogparade zu meinem Post So ist meine Tochter zu starten. Denn eigentlich ist es doch eine gute Sache, wenn wir bloggenden Eltern uns noch mehr vernetzen. Hier nun also meine Gedanken zu Herzmutters Aufruf.

Ich finde nicht, dass sich durch die Geburt unserer Tochter etwas in meinem Verhältnis zu meinen Freundinnen geändert hat. Zumindest nicht aus meiner Warte. Ich hatte schon vorher nicht sehr viele Freunde, dafür sehr gute. Den Einschnitt habe ich viel stärker nach meiner Hochzeit erlebt. Freunde, die aus Überzeugung Single geblieben sind, hatten Mühe damit, mich als Verheiratete zu sehen und umgekehrt. Mir war es aber auch gar nicht mehr wichtig, um die Häuser zu ziehen. Ich habe nichts vermisst, als ich geheiratet habe und vermisse es auch heute nur an einzelnen Tagen, unabhängig zu sein.

Als ich schwanger wurde, haben sich alle ausnahmslos mit mir gefreut. Und ich war die erste in meinem Freundeskreis, die Nachwuchs erwartete. Auch heute noch sind einige meiner Freundinnen kinderlos, aus Überzeugung. Und das finde ich gut so. Aber sie finden alle meine Tochter toll, beschenken sie und fragen regelmässig nach ihr. Ich meinerseits quatsche sie aber auch nicht endlos über Erziehung und Elternsorgen voll. Dafür habe ich meinen Blog und Twitter. Es hat sich also nichts verändert, nur dass die Zeit weniger geworden ist. Aber jede von uns weiss, dass die andere sofort rennen würde, wenn Feuer unter dem Dach ist.

Nur bei einer Freundin hat sich das Verhältnis drastisch verändert: Es hat sich verbessert. Sie ist rund ein Jahr nach mir Mutter geworden. In diesem einen Jahr habe ich mich tatsächlich sehr wenig bei ihr gemeldet, da sie mir immer Vorwürfe machte, wenn ich mich nicht meldete. Ein Teufelskreis. Ich war abends müde und ausgepowert von der neuen Rolle als Mami. Das hat sie nicht verstanden. Seit sie selber Mutter ist, haben wir wieder das beste Verhältnis. Sie sagte mir einmal: «Weisst Du, erst seit ich selber Mutter bin, verstehe ich, was Du damals gemeint hast mit zu müde zum Telefonieren.» Heute schreiben wir uns regelmässig SMS, schicken uns Fotos und Videos und rufen zwischendurch einmal an. Ohne Druck und ohne Vorwürfe. Wir kennen uns, seit wir 7 Jahre alt sind und wohnen heute in verschiedenen Ländern…

Worüber in der Blogparade bis jetzt nicht berichtet wurde: Es gibt auch das Gegenteil. Kinder festigen die Freundschaft – und dann? Eine sehr sehr sehr gute und enge Freundschaft, die durch die beinahe gleichaltrigen Mädchen (wir waren fast zeitgleich schwanger) noch verstärkt und intensiviert wurde, ist über die Frage der Kindererziehung in die Brüche gegangen. Unsere Kinder waren (und sind) ebenfalls Freundinnen und gingen in die gleiche Kita. Nur: WIR hatten ein Beisskind. Das auch vor der BFF nicht halt machte. Wir haben alles versucht, um das Beissen zu verhindern, mit LadyGaga geredet, erklärt, geschimpft (siehe Post). Akzeptiert haben wir es nicht, aber verhindern konnten wir es auch nicht. Meine Freundin machte aber uns Eltern dafür verantwortlich, dass LadyGaga beisst. Sie sagte mir, dass sie Angst habe, wenn die Kinder zusammen sind, Angst um ihre Tochter. Dass wir LadyGaga zu locker erziehen, dass es an unserer Erziehung liegt. Und da habe ich zum ersten Mal als Mutter rot gesehen. Rot, weil da jemand meine Familie angriff. Meine Erziehung in Frage stellte. Und wenn es EINE Freundschaftsregel unter Eltern gibt, dann wohl die: Gib nie, NIE ungefragt Erziehungstipps und kritisier andere. Nie. Die Freundschaft ist darüber in die Brüche gegangen, was ich noch heute bedauere. Aber ich würde es wieder so tun. Vermutlich liest meine Freundin diesen Post, weshalb ich so lange gezögert habe, darüber zu schreiben. Aber ich wollte es festhalten, auch wenn es weh macht, weil es mir wichtig ist.

Heute bin ich vermehrt auch mit anderen Müttern von Krippenkindern befreundet, die wie ich arbeiten. Es ist wie ohne Kind: Die gleichen Interessen verbinden, und Freundschaften kommen und gehen sowieso im Leben – unabhängig vom Beziehungs- oder Bauchstatus. Auch in der Geschäftswelt habe ich Mütter gefunden, die mir als Vorbild dienen und mit denen ich mich austauschen kann. Eine meiner besten Freundinnen ist Geschäftsführerin und hat zwei Kinder – ebenfalls im Abstand von viereinhalb Jahren. Ich denke also nicht, dass Kinder unsere Freundschaften zerstören. Es ist ein normaler Prozess.

1 thoughts on “Freundschaften kommen und gehen

  1. Es ist so weit, die Auswertung für die Blogparade "Zerstören Kinder unsere Freundschaft?" ist fertig – ich habe alle Teilnehmenden verlinkt und auch die Beiträge kurz vorgestellt. Die Auswertung findest du hier: http://www.herzmutter.de/blogosphaere/100-teil-ii-der-blogparade-zerstoeren-kinder-unsere-freundschaft

    Ich freue mich daß du mitgemacht hast! Die Resonanz war wirklich toll und es sind ganz viele verschiedene Beiträge zusammengekommen!

    Eine Bitte hätte ich noch: könntest du den Link zu meinem Blog in deinem Beitrag aktualisieren? Leider stimmen die Links nämlich nicht mehr, da ich zwischenzeitlich einen Software Wechsel vorgenommen habe – vielen Dank! Das ist der Link zur ursprünglichen Blogparade: http://www.herzmutter.de/blogosphaere/60-59blogparade-zerstoeren-kinder-unsere-freundschaft

    Liebe Grüße, Janina

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