Brust oder Keule? Süss oder salzig? Jung oder alt? Bei der Frage nach der Geburt gibt es offensichtlich nur schwarz oder weiss in den Köpfen der Menschen, denn in der zweiten Schwangerschaft bin ich schon sehr oft gefragt worden, wie ich entbinden möchte (an die Fragen vor der ersten Geburt kann ich mich ehrlich gesagt nicht mehr erinnern). Das Interesse an der Gebärart erstaunt mich aber schon sehr, zumal es ja auch etwas intim ist. Die Frage stört mich aber nicht, sondern bringt mich selbst ins Grübeln. Habe ich denn überhaut eine Wahl? Sollten Frauen hier eine Wahl haben? Was meint ihr? Ein kniffliges Thema.
Bei LadyGaga sind wir fest von einer natürlichen Geburt ausgegangen. Wir belegten Geburtsvorbereitungskurse, die mein Mann und ich am Ende des Tages beide ätzend fanden (und dabei lachten). Wir hatten uns voller Vorfreude auf Hechelstunden eingestellt, mit Massagetechniken zur Entspannung und und und. Das wird in der Schweiz von den Spitälern allerdings nicht mehr angeboten. «Geboren wird so, wie es gerade passt», war das Fazit, oder anders formuliert: Eine Geburt kann man nicht üben. Klingt ja plausibel, war aber enttäuschend. Wir hörten also nur Theorie, von den Phasen der Geburt, vom Eintritt ins Becken, vom Muttermund und Nabelschnur. Alles schon gelesen, gähn. Ich machte ab ca. SSW 35 zusätzlich noch Akupunktur bei einer Hebamme, um den Geburtsprozess zu beschleunigen.
In der 41. SSW war es dann soweit: Ich konnte und wollte nicht mehr, weil ich zu platzen drohte. Wir leiteten die Geburt ein, und nach über 12 Stunden übelster, schmerzhafter Krämpfe ohne Unterbruch (keine Wehen!), fingen die echten Wehen endlich an. Ich war schon so erschöpft, dass man mir eine PDA setzte. LadyGaga ging es aber nicht gut, die Herztöne fielen in den Keller und es kam zum Notfallkaiserschnitt. So übel war der insgesamt betrachtet auch nicht. Ich hatte «nur» die Nebenwirkungen der Anästhesie, d.h. in meinem Fall ich zitterte ohne Unterlass, als wäre ich in Sibirien im Bikini unterwegs. Aber ich hatte keine Schmerzen. Auch im Wochenbett ging es mir recht schnell wieder gut. Meine Augen waren zwar total aufgedunsen von den vielen Medikamenten, die ich aufgrund der OP intus hatte. Die Narbe hingegen, die Narbe spüre ich heute noch. Wochenlang war mein Unterbauch taub, und auch heute noch habe ich vereinzelte Stellen, die sich körperfremd anfühlen. Die Narbe juckt immer wieder mal. Ist das nun gut oder schlecht?
Jetzt bei der zweiten Schwangerschaft: überhaut keine Vorbereitung. Keine Akupunktur (hatte ja eh nichts gebracht), keine Kurse. Ich lasse es auf mich zukommen, weil es vermutlich sowieso anders ablaufen wird, als ich mir das vorstellen könnte. Aber mulmig ist mir schon. Ich weiss immer noch nicht, wie sich der echte Schmerz einer natürlichen Geburt anfühlt. Will ich das denn? Ich bin ehrlich gesagt schon eher zart besaitet und könnte gut und gerne darauf verzichten. Andererseits vermisse ich die Erfahrung, die mit dem Gebären einhergeht.
So stehe ich heute da, in der 33. SSW, und habe keine Ahnung, was da auf mich zukommen wird. Und das ist wohl auch besser so. Hauptsache, unser Kind kommt gesund auf die Welt. Mal schauen, was ich Euch nach der Geburt berichten kann :-))
Eure Erfahrung ist gefragt: Lässt sich eine Geburt planen?
Planen lässt sie sich wohl nicht – es sei denn als KS. Aber selbst da kann das Baby ja noch früher kommen und zumindest den Zeitplan auf den Kopf stellen.
Ich bin in beide Geburten mit den Gedanken gegangen, dass es danach geschafft sein wird. Aber wie ist halt eben nicht vorhersehbar. Eigentlich hasse ich Situationen, die ich nicht einschätzen kann, aber die Geburt war für mich immer wie ein Abitur- Prüfung: lange Vorbereitungszeit, irgendwann gehts dann los und ab da ists nicht mehr vorhersehbar.
Not-KS begannen und endeten in den mir erzählten Berichten oft ähnlich wie bei Dir.
Ich hoffe, diese Geburt kann etwas von dem schalen Beigeschmack der ersten nehmen.
Die Geburt von unserem Mädchen war natürlich, hatte mich aber auch so eingestellt. Sogar ohne PDA, aber mehr weil ich komischerweise mittendrin gar nicht mehr daran gedacht habe. Die Schmerzen waren schmerzhaft, aber irgendwie vergisst man das so schnell und ich werde bei der zweiten Geburt sicher sagen, sch*** so schmerzhaft war das?!? 😉
Naja, ich gehe derzeit wieder davon aus natürlich zu gebären. Wobei ich jetzt gerne wüsste, wann's denn losgeht um einfach die Betreuung von der Grossen zu organisieren.
Wobei das Baby derzeit noch in Querlage ist, d.h. sie sich noch nicht gedreht hat. Das sollte die Kleine mal noch tun, sonst gibt's halt nen KS.
Aber es kommt, wie es kommt und wie du schon sagst: Hauptsache gesund. 🙂
Liebe Grüsse
Themama
PS: Ich bin noch nicht dazu gekommen die Fragen zu beantworten. Mach ich noch 🙂
Danke vielmals 🙂 Den Vergleich mit der Prüfung finde ich sehr gut, den werde ich mir merken!
Auch Dir viel Power bei Deinem 2. Wunder :-))
Hi,
interessant, was du zur Geburt Deiner Lady schreibst. Ein bisschen, wie bei mir beim ersten Kind. Das mit dem Zittern nach dem Kaiserschnitt mein ich vor allem.
Bei mir ging die Geburt nicht mehr weiter, das Kind was sehr groß. Der Kaiserschnitt war schlussendlich nicht schön, aber doch erlösend, nach vielen Stunden echt schmerzhafter Wehen. Und ich bin eher nicht so zart besaitet, kann Schmerzen aushalten. ABER das hier nicht!!!
Die Narbe heilte anfangs schlecht, Stillen war schwierig, aber das bekam ich nach einigem Üben ganz gut in den Griff!
Beim zweiten Kind hab ich mich in Anbetracht seiner erwarteten Größe deshalb gleich für einen geplanten Kaiserschnitt entschieden. Mit einem lachenden und einem sehr, sehr weinenden Auge, denn ich wusste, ich will noch mehr Kinder haben und nach zwei Kaiserschnitten ging ich davon aus, eine natürliche Geburt nicht mehr erleben zu können.
Der 2. KS verlief dann völlig komplikationslos. Alles klappte perfekt, die Heilung, das Stillen, dem Baby ging es auch super.
In der Schwangerschaft mit dem 3. Kind entdeckte ich dann das Buch "Meine Wunschgeburt-Selbstbestimmt gebären nach Kaiserschnitt". Nun gut, was sollte mir das noch bringen? Ich würde ja eh einen 3. Kaiserschnitt bekommen.
Aber je mehr ich las, desto mehr Lust bekam ich, mich mit der Sache eingehender zu beschäftigen. Ich suchte mir eine gute Heabmme. So eine richtig alte, erfahrene Frau. Mir ihr konnte ich die anderen beiden Geburten verstehen lernen.
Aus dem Buch erfuhr ich ausserdem, welche ganzen Eingriffe in der Klinik dazu geführt hatten, dass irgendwann nichts mehr weiter ging.
Schlussendlich suchte ich mir ein Krankenhaus, dass mich auch mit meiner Vorgeschichte begleiten wollte, was nicht so einfach war.
Diese 3. Geburt verlief dann dank guter Vorbereitung und einer super Begleitung richtig toll und unkompliziert. Gut, die Wehen taten weh und schnell ging es auch nicht. Aber für mich genau im richtigen Tempo. Ich war und bin sehr froh, diesen gar nicht so einfachen Weg gegangen zu sein.
Ich wünsche Dir liebe Mama on the rocks eine gute nächste Geburt und eine gute Entscheidung.
Nana
Liebe Nana
Das klingt sehr spannend, was Du da erzählst! Vielleicht sollte ich mir auch mal das von Dir erwähnte Buch besorgen. 🙂
LG
mamaOTR
Ja, das Buch ist auch sehr spannend, zumindest war es das für mich. Ich habe es später auch an Freundinnen weiter verliehen, jetzt ist es schon richtig abgenutzt.
Schreib doch mal, wie es Dir gefallen hat, wenn Du es gelesen hast.
Wie die Geburt schlussendlich läuft, muss man dann ja eh ein bisschen dem Zufall überlassen. Aber wenn die Rahmenbedingungen stimmen, dann klappt der Rest meistens viel besser und man fühlt sich auch nicht so ausgeliefert.
LG Nana