Copperfield ist heute zwei Wochen alt – wie schnell die Zeit vergeht. Ich kann mich nicht satt sehen an unserem kleinen Wonneproppen. Er ist so wunderhübsch, wiegt jetzt 3400 g, hat ein ebenmässiges Gesicht und ist sehr ausgeglichen im Wesen. Er ist so anders als seine Schwester, das versetzt mich immer wieder in Erstaunen. Eine Freundin hatte mir vor der Geburt ja gesagt, dass sie bei ihren zwei Kindern sehr lange gebraucht hatte, um zu realisieren, dass die zwei nicht ein und dasselbe Kind sind. Ich habe das aber sofort gemerkt. Copperfield liebt es, gepuckt zu werden, d.h. ganz eng eingepackt zu sein. LadyGaga hasste das wie die Pest. LadyGaga hat wenig geschrien als Neugeborenes. Copperfield aber schreit noch weniger, ist ein «höfliches Baby», wie ich es liebevoll nenne. Er maunzt wie eine Katze, wenn er Hunger hat. Er ist zufrieden. Er braucht dafür länger beim «Schöppele», und ein Bäuerchen reicht bei weitem nicht aus. Er ist sehr fein und klein. LadyGaga war schon bei der Geburt 4180 g schwer – das ist irgendwie was ganz anderes. Meine zwei Kinder kommen komplett unterschiedlich daher. Und das fühlt sich gut an, denn ich erkenne jetzt schon die Züge seines Charakters.
Als wir Montag vor einer Woche zuhause ankamen, war alles noch ganz neu für uns. Wobei: Neu? Als wir 2009 mit LadyGaga nachhause kamen, sahen mein Mann und ich uns ratlos an: Was tun wir jetzt, so mit Baby zuhause? Was muss man da machen? Bei Copperfield hingegen war ich die Ruhe selbst. Ein Baby, wie wunderschön. Durch den Klinikaufenthalt und die intensive Zeit zu zweit hatte ich mich bereits auf Babys Tempo eingefahren, war gewissermassen im «flow».
Was mich dann doch erschlug: LadyGaga war so begeistert und erfreut, dass ich und ihr kleiner Bruder nun endlich zuhause bei ihr waren, dass sie wie ein Duracell-Häschen ohne Unterlass quasselte und hüpfte und tanzte. Es war kaum zu ertragen, so sehr ich sie auch liebe. Sie machte mich hektisch, nervös. Ich versuchte zu stillen. Aber mit einer quirligen LadyGaga nebenan ging überhaupt nichts. Ich liess es sein und war bereit, mich auch auf den Flow meiner nun Grossen einzulassen. Und es klappte. Sie konnte ja nichts dafür, dass ihre Freude einfach überbordete. Ich war ja glücklich, dass sie nicht eifersüchtig war.
Am nächsten Tag ging es schon viel besser, und heute ist bereits eine Art Ruhe eingekehrt: LadyGaga geht an ihren fixen Tagen in die Krippe, um sich dort auszutoben, mein Mann ist noch bis dieses Wochenende zuhause, dann arbeitet er wieder. Es klappt wirklich ganz gut und wir sind zufrieden. Ich weiss noch, wie ich während der Schwangerschaft Angst hatte, mich zu übernehmen und dass unser Leben zu dritt doch eigentlich ganz gut und schön war. Heute denke ich: Es war doch langweilig geworden, Copperfield hat einfach gefehlt. Wir können uns alle nicht mehr vorstellen, ohne ihn zu sein.
Nachdem am Freitag die Hebamme da gewesen war, die mich schon im Wochenbett mit LadyGaga betreut hatte, habe ich abgestillt. Sie war ganz verwundert gewesen, dass ich es nochmals probiert hatte und hat mir geschildert, wie ich damals 2009 drauf gewesen war… Dieser Spiegel vor Augen hat dann doch den Entscheid bekräftigt. Zwei-, dreimal habe ich noch gestillt, aber seit Sonntag habe ich es ganz sein lassen. Und soll ich euch was sagen? Ich habe realisiert, dass ich viel entspannter mit Copperfield umgehe als damals mit LadyGaga. Ich kuschle viel mit ihm, wir liegen stundenlang eng aneinandergeschmiegt auf dem Sofa. Ohne Stress, ohne Plan. Irgendwie kann ich ihm so viel mehr geben, als ich es mit dem Stillmarathon gekonnt hätte. Das habe ich jetzt verstanden. Frustrierend war es aber trotzdem, als ich am Montag, bei Verdacht auf Bindehautentzündung (!!!) des Kleinen von der Apothekerin UND von der Kinderärztin zu hören kriegte: «Aber Sie stillen ja sicher, das schützt den Kleinen… oh… Sie stillen nicht?!?!?».
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