Über die Schönheit

Kinderlos bin ich nie, nie, NIE ungeschminkt aus dem Haus raus. Es war eine Erfahrung für sich, mit der frisch geborenen LadyGaga im Arm nicht mehr Herrin meiner selbst und meines Images zu sein. Wer regelmässig voller Babykotze ist, kann auch ohne Wimperntusche im Gesicht an den Briefkasten gehen. Oder sogar einkaufen. Ja, seit ich Mutter bin, ist mir das alles nicht mehr so wichtig. Lasse ich mich deswegen gehen? In den Augen einiger, die meinen Artikel auf brigitte.de gelesen haben, wohl schon. Ich sehe das anders.

Auch mit zwei Kindern im Haus sind meine Kleider und auch die meiner Kinder und meines Mannes stets sauber. Wir selbst sind sauber. Aber die Zeit fürs Schminken setze ich lieber anderweitig ein: zum Bloggen zum Beispiel. Ich bin grad frisch geduscht, Copperfield schläft und LadyGaga hört in ihrem Zimmer CD. Zeit ist kostbar!

Alles eine Frage der Prioritäten?
Nein, auch nicht. Ich glaube schon eher, dass es mir nicht mehr so wichtig ist, wie ich gesehen werde. Mein Mann mag mich so wie ich bin, und meine Kinder sowieso. Was die Verkäuferin an der Kasse denkt, ist mir mittlerweile herzlich egal. Für wen schminke ich mich also? Für mich selbst? Früher dachte ich, ich sehe nur gut aus, wenn ich geschminkt bin. Heute fühle ich mich auch so wohl. Gut, ich habe noch zu viel Gewicht auf den Rippen, daran arbeite ich. Aber mein Gesicht gefällt mir. Ich bin ich.

Und doch…
Manchmal vermisse ich es, von einem Mann angesprochen zu werden. Einfach so, weil er mich gut findet. Ohne Konsequenzen. Früher, noch als Single, wurde ich viel angesprochen. Heute mit 37 und als Mutter passiert mir das nicht mehr. Ich strahle wohl dieses Mutter sein einfach aus, auch wenn ich ohne Kids unterwegs bin (ja, so was mache ich). Das Mutter sein ist in meinen Poren drin.

Vielleicht habe ich aber auch nur Angst,
dass ich tatsächlich angesprochen werden und blocke sofort ab. Ich werde nämlich manchmal schon auch intensiv angeschaut. Dann schaue ich aber schnell weg. Nicht, dass der andere noch meint, ich wäre frei. Bin ich nicht. Mein Kopf lässt das nicht zu.

Wenn ich beruflich unterwegs bin, bin ich nach wie vor immer gestylt und geschminkt. Das ist dann, als würde ich auch äusserlich mein Privat-Ich ablegen und zur Business Mom werden. Eine Maske. Dann ernte ich regelmässig Kommentare aus dem Umfeld: «Wow, Du siehst so toll aus nach der Geburt!» Sah ich denn vorher so schlecht aus?

Ich liebe meine Schwangerschaftsstreifen, weil sie mich an meine beiden Geburten erinnern. Meine Falten im Gesicht sind Lachfalten und Zeichen meiner vielen Erfahrungen, die ich im Leben schon gemacht habe.

 

Ich kaschiere sie nicht und benutze auch kein Make-up. Ich schminke die Lippen nicht und verwende kein Rouge. Ich betone nur meine Augen als Spiegel meiner Seele, wie ein aktueller Hashtag auf Twitter auch heisst. Ich fühle mich schön. Aber ich habe gelernt, dass das nichts mit der äusseren Erscheinung zu tun hat. Ich fühle mich einfach schön, weil ich von meiner Familie bedingungslos geliebt werde. Was das Elternsein wirklich mit uns macht: Es setzt Dinge für uns in ein anderes Licht, es zählen andere Dinge. Schön.

1 thoughts on “Über die Schönheit

  1. "sich gehen lassen"… die Formulierung an sich finde ich schon ganz furchtbar. Jede Frau sollte sich in dem Maß um ihr Äußeres kümmern dürfen, in dem es ihr gefällt. Wer lieber Tageszeitung liest als sich die Haare morgens eine Stunde über die Rundbürste zu föhnen- bitte schön! Wer sich nur wohlfühlt, wenn er 2 mal die Woche 20 Minuten im Solarium liegt – auch gut! Wer Frauen verurteilt, die keine Lust haben sich täglich im Familienwahnsinn noch ewig für den Partner aufzuhübschen, der sollte mal darüber nachdenken, was dem Ehemann nach einigen Jahren Zusammenleben wohl besser gefällt: Eine Frau die Sorge hat, nicht schön genug zu sein und Stunden vor dem Spiegel verbringt oder eine die diese Zeit lieber für Dinge verwendet, die Gesprächsstoff bieten. Für den Partner interessant zu bleiben ist keine Frage des Äußeren!

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