7 Tipps zum Bloggen

Ich wurde schon mehrfach nach Tipps zum Bloggen gefragt. Viele ringen mit sich, ob sie etwas posten sollen oder nicht. Ob Tagebuch schreiben besser für sie wäre. Ich kann diese Frage nicht beantworten, ich kann nur für mich sprechen. Verlässt mich der Mut, während ich etwas schreibe? Nein, tut es nicht – aber das muss nicht für jeden Blogger so stimmen. Im Folgenden also meine ganz persönlichen Gedanken dazu. Die müssen nicht für jeden stimmen, aber vielleicht kannst Du ja dennoch etwas für Dich rausziehen.

1. Die unbekannte Wolke
Wer ein Blog kreiert, sollte an erster Stelle ans Schreiben denken. Wer nicht gerne schreibt, sollte kein Blog betreiben! Das Finden von Lesern ist zweitrangig. Das Blog muss mit Content gefüllt werden. Ich selbst habe zwei Jahre einfach mal so drauflosgeschrieben, ohne Konzept. Ich habe Gedichte gepostet und Kurzgeschichten. Auch über meine Tochter habe ich damals schon geschrieben, aber ich fand den roten Faden lange nicht. Ich fand es ehrlich gesagt uncool, über ein Baby zu schreiben.
Irgendwann hat sich aber doch herauskristallisiert, dass die besten Geschichten LadyGaga beinhalteten. Das vorgefertigte Layout hatte ich bei Blogspot ausgesucht, es war ein 0815-Layout. Ich habe das jetzige Layout erst mit steigenden Leserzahlen und Topmotivation diesen Frühling gemacht. Dafür habe ich Geld und viel Zeit investiert.
Ich habe also geschrieben, ohne darüber nachzudenken, wer das liest und wie es bei den Lesern ankommt. Dementsprechend hatte ich sehr wenig Interaktion auf der Seite. Die meisten (wenigen) Leser waren sowieso Bekannte von mir, und ich habe keine weitere Werbung für das Blog gemacht. Das stimmte so für mich.
Irgendwann wurde ich auf Blogzug
aufmerksam und meldete mich dort an. Es tröpfelten mehr Leser auf die Website. Ich durchforstete blogzug und blogspot und fand andere Mama- und Papablogger, die ich in meine Blogroll aufnahm. Über den Tellerrand zu schauen, ist wichtig! Ich begann, bei fremden Blogs zu kommentieren. Eines von den ersten Blogs, die mir gefielen und wo ich hängen blieb, war hexhex von Vivi, die zurzeit gerade mit dem zweiten Kind schwanger ist. Die Sache fing an, mir richtig Spass zu machen.
Je grösser das Blog wird, desto schwammiger wird aber auch die Wolke der Leser. Letzte Woche hatte ich einen pädophilen Suchbegriff für mein Blog in der Statistik, der mir gar nicht gefiel. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Leider.

2. Interaktion – will ich das oder nicht?
Facebook war für mich stets ein Buch mit sieben Siegeln, das ich gar nicht öffnen wollte. Twitter interessierte mich sehr, aber wenn ich online die Twitterpage eines Prominenten studierte, verstand ich immer nur Bahnhof. Es sah so kryptisch aus. Aber interessant. Am Ende war ich zu schüchtern.
Letzten Oktober meldete sich eine Kollegin bei Twitter an und erzählte mir davon. Sie ist 10 Jahre jünger als ich. «Oh, Du weisst, wie das geht? Hilfst Du mir?» Ich kam mir vor wie 50. Naja, digital gesehen bin ich das wohl.
Sie half mir, meinen Account einzurichten. Von da an ging es Schlag auf Schlag. Meine Kollegin ist bei Twitter nicht mehr aktiv. Ich dafür umso mehr. Seit ich bei Twitter Lustiges aus dem Alltag poste und auch meine Blogposts twittere, haben sich die Besuche auf meinem Blog exponentiell vervielfacht. Ich habe jeden Monat mehr Besucher auf der Website, mehr Kommentare, mehr Feedback. Und es macht so viel Spass! Sich für das Blog zu entscheiden, bedeutet für mich aber auch, ihm jede freie Minute zu widmen. Bloggen ist mein Hobby geworden, das ich hege und pflege. Durch Twitter und das Blog haben sich Freundschaften ergeben, die ich nicht mehr missen möchte. Mal abgesehen davon, dass mir die Followerpower bei Twitter schon ein paar Mal bei Babyproblemen geholfen hat. Und die Unterstützung bei Copperfields Diagnose war enorm!
Mittlerweile nutze ich auch Facebook, man kann mich also als Social-media-affin bezeichnen, yeah! Endlich bin ich hipp. Hat ja nur 37 Jahre gedauert.

3. Schwierige Themen
Die Kunst des Bloggens liegt meiner Meinung nach darin, authentisch zu schreiben. Wenn Dir schwierige Themen nicht liegen, dann lass es einfach!
Für meinen Fehlgeburt-Post habe ich Lob und Tadel bekommen – viele fanden es toll, dass ich das schwierige Thema aufgegriffen habe, andere fanden es nicht in Ordnung, dass ich dazu aufrufe, darüber zu sprechen. Das ist wie im Real Life: Jeder geht anders mit schwierigen Situationen um, und so soll es ja auch sein. Es gibt keine Lösung für alles. Mir hilft es, über Schwieriges zu schreiben. Wer es nicht lesen will, kann ja wegklicken.
Bei schwierigen Themen brüte ich mehrere Tage über dem Thema, überlege mir Formulierungen, Wendungen im Text, Pointen, bevor ich wirklich anfange zu schreiben. Das Schreiben selbst geht bei mir in einem Zug – innerhalb von einer Stunde steht mein Text meistens. Notabene: Ich bin Germanistin, Chefredaktorin, Texterin. Schwierige Texte aber lasse ich nochmals über Nacht liegen oder zeige den Text meinem Mann. Erst danach poste ich sie.

4. Wie schreibe ich spannend?
Das lässt sich nicht so einfach beantworten. Das liegt immer im Auge des Betrachters. Ich selbst schreibe gerne so, wie ich denke, das heisst so authentisch wie möglich, und mit Wortwitz (so hoffe ich doch). Das ist mein Schreibstil. Viele finden das spannend, andere aber sicher ätzend. Wichtig ist mir immer, eine Pointe zu haben, einen A-ha-Effekt für den Leser. Wenn ich also einen Tipp geben kann, dann diesen: sei authentisch, authentisch, authentisch!

5. Risiken des Bloggens
Wer ein Blog schreibt, exponiert sich über kurz oder lang. Dies ist aktuell bei der Herzmutter Janina der Fall, die sich Beschimpfungen auf ihrem Blog so zu Herzen genommen hat, dass sie sich überlegt, wie und ob sie noch bloggen will. Das ist schade, aber verständlich! Ich selbst wurde zum Glück noch nicht so angegriffen, aber das ist durchaus denkbar. Nicht nur gut angekommen sind meine Texte zum Stillen/Fläschchen geben (Reizthema!). Und als ich bei Twitter einmal geschrieben habe, dass ich es nicht so schlimm finde, dass Christine von Mama arbeitet ihrem Kind im Affekt eine (einmalige!) Ohrfeige geben hat, wurde ich wüst beschimpft. Mein Artikel über das Eheleben bei brigitte.de fand auch nicht nur Anklang und ich lief tagelang mit hängenden Schultern durch die Gegend. Wer schreibt, gibt seine Seele hinein. Kritik wird da schnell persönlich genommen. Man zweifelt an sich. Man ist verletzt. Traurig. Wer schreibt, bietet Angriffsfläche, dessen muss man sich bewusst sein. Ich nehme es in Kauf und grenze mich nach Möglichkeit ab. Ich schreibe einfach zu gern.

6. Themen, über die ich nicht schreibe
Es gibt tatsächlich Themen, über die ich nicht schreibe: den Beruf und die weitere Familie. Ich arbeite in einer kleinen Branche im Bereich Fachpresse.
Ich bin dort nicht unbekannt. Deshalb kann ich das zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht mischen, da ich Kollegen habe, die das Blog kennen. Das gleiche gilt für die Familie. Überleg Dir also: Gibt es Themen, die Du NICHT aufnehmen willst? Dann tue es nicht. Gibt es Themen, bei denen Du die Kommentare fürchtest? Dann tue es ebenfalls nicht! Bloggen soll Spass machen.

7. Der positive Effekt bzw. die Notwendigkeit
Ich möchte hier gerne Rainer Maria Rilke zitieren (aus den Briefen an einen jungen Dichter): «Sie fragen, ob Ihre Verse gut sind. Sie fragen mich. Sie haben vorher andere gefragt. Sie senden sie an Zeitschriften. Sie vergleichen sie mit anderen Gedichten, und Sie beunruhigen sich, wenn gewisse Redaktionen Ihre Versuche ablehnen. Nun (da Sie mir gestattet haben, Ihnen zu raten) bitte ich Sie, das alles aufzugeben. Sie sehen nach aussen, und das vor allem dürften Sie jetzt nicht tun. Niemand kann Ihnen raten und helfen, niemand. Es gibt nur ein einziges Mittel. Gehen Sie in sich. Erforschen Sie den Grund, der sie schreiben heisst; prüfen Sie, ob er in der tiefsten Stelle Ihres Herzens seine Wurzeln ausstreckt, gestehen Sie sich ein, ob Sie sterben müssten, wenn es Ihnen versagt würde zu schreiben. Dieses vor allem: fragen Sie sich in der stillsten Stunde Ihrer Nacht: muss ich schreiben?»

Ja, ich muss. Wenn es Dir auch so geht, dann ist ein Blog sicher das Richtige für Dich!
Ich hoffe, ich konnte helfen!


PS Noch eine Frage in eigener Sache: Ist die Schrift meiner Blogposts zu klein?

8 thoughts on “7 Tipps zum Bloggen

  1. Wirklich sehr schön! 🙂 Gefällt mir gut. Ich lese immer wieder gerne Tipps übers bloggen, da ich ja auch hin und wieder mal blogge.

    Die Schrift würde ich übrigens wirklich ein klein wenig größer machen 🙂

    LG Nessa

  2. Ich hab Deinen Blog seit einiger Zeit still verfolgt, wirklich kommentieren fiel mir schwer, denn Du schreibst toll – ich mag die Art sehr und würde gerne ähnlich schreiben, aber das wäre nicht ich und die finde Deine Tipps echt toll weil man mal nicht ewig was von Seo und Co liest – das Thema muss mir anscheinend noch jemand erklären und das Domainthema sehe ich in diesen Praxixtips auch nicht – beides wichtige Themen, aber ich denke in erster Linie stehen Deine vor diesen Themen.

    Vielleicht kann ich mir hier und da noch was abschauen, denn viele Blogger kommen aus der Brance – ich überhaupt nicht und trotzdem liebe ich das Schreiben – nur der Mut, der fehlt manchmal noch hier und da, doch Entwicklung und Lernen gehört zu unser aller Alltag und wer weiß was kommen wird.

    Liebste Grüße aus dem stürmischen Norden
    JesSi

    P.S. Bleib so wie Du bist – Du und Dein Blog, Ihr seit toll!! 😉

  3. Ein toller Beitrag! Ich finde dich wahnsinnig mutig und gerade die Reizthemen sind doch die, die einen als Leser am meisten interessieren. Du bist tausendmal mutiger als ich denn du lässt dich nicht einschüchtern 🙂 Liebe Grüße, Janina

  4. Auch ich lese immer wieder gerne bei Dir, nur mit dem Kommentieren habe ich mich immer zurückgehalten. Hiermit fange ich ganz offiziell an, Deine Ratschläge zu beherzigen;-)
    Dieser Post macht Mut, auch Deine Beschreibung über Deine Anfänge!

    Genau wie Jessica bin ich nicht vom Fach, ich kann mich ihren Gedanken nur anschließen.
    Ich danke Dir für diese Einblicke und werde mit neuem Elan und mehr Mut an meinem "Baby" weiterarbeiten:-)
    Und Du mach' weiter so, lass Dich nicht durch Kritik oder dumme Kommentare unterkriegen! Du bist klasse:-)

    Ganz liebe Grüße
    Sam

  5. Ein schöner Artikel! Auch ich schreibe ab und zu über ernstere Themen und habe bisher eigentlich nur positives Feedback bekommen, allerdings habe ich auch nicht so fürchterlich viele Leser. 😉
    Auch ich habe sehr lange einfach nur vor mich hingeschrieben, online schreibe ich schon seit 2003 (oh wow, mir wird gerade erst mal klar, dass das a) schon superlange ist und b) ein DRITTEL meines Lebens!)! Ab und zu frage ich mich (und fragen andere mich) zwar, was mich dazu treibt, manche Sachen (wie zum Beispiel die Renovierung unseres Balkons) unbedingt mit der großen weiten Welt teilen zu müssen. Ich weiß es auch nicht. Es ist halt irgendwie ein innerer Drang und ich MUSS schreiben, das hast du wunderbar eingefangen.
    Um den Rest kümmere ich mich jetzt erst so richtig (sprich: evlt. eine größere Leserschaft erreichen) und ich bin gespannt, wie sich alles noch entwickeln wird.
    Der Tipp, sich zu überlegen, worüber man auf keinen Fall schreiben möchte, ist auf jeden Fall sehr hilfreich. 🙂

    Ach und die Schrift? Die ist nicht zu klein für mich. Und wenn sie es wäre, würde ich sie einfach größer machen mit Strg+ oder Strg und Mausrad… Bei manchen Blogs mache ich das, aber hier wäre ich nicht auf die Idee gekommen.

    Beste Grüße
    Nele

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