Hilfe, ich habe ein Spuckkind

Copperfield ist ein Spuckkind. Schon in den ersten Lebenswochen fing es an: Er gab die Milch stossweise wieder von sich. Wir waren besorgt, gingen zum Kinderarzt. Der meinte: Solange Copperfield zunimmt, ist alles in Ordnung. «Speikinder sind Gedeihkinder.» Aha. Wir wechselten die Fläschchenmilch also von HA-Nahrung (für allergiegefährdete Kinder) auf Aptamil Antireflux-Milch (AR genannt). Dieses Milchpulver ist angedickt, das heisst die MiIch ist nicht ganz so flüssig wie eine herkömmliche Fläschchenmilch und sollte weniger aufgestossen werden. Wir kaufen also seither AR, die selbstredend nochmals teurer ist als HA-Milch. Pffffff nicht auszudenken, wie viel Copperfield die letzten Monate mit normaler Milch gespuckt hätte. Und nein, es liegt nicht daran, dass ich nicht stillte. Auch gestillte Kinder können nämlich spucken.
Mit der AR-Milch wurde es also etwas besser. Aber dennoch spuckt uns Copperfield regelmässig voll. Über die Schulter, auf die Schulter. Den Schoss. Die Schuhe. Den BH. Den Pulli. Die Hand. Alles. Vor kurzem kämmte ich am Morgen meine Haare und stellte fest, dass sie vollgekotzt waren!!!! Ich hatte es nicht einmal bemerkt, so sehr ist die Spuckerei mittlerweile Alltag für uns.
Was wir getan haben
Wir legten einen Bundesordner unter seine Matratze, damit er nicht flach im Bettchen lag. Wir legten ihn zum Schlafen auf die linke (Herz)Seite, da dies laut meiner Hebamme verhindert, dass die Milch die Speiseröhre wieder raufflutscht. Wir warteten nach dem Essen mehrere Bäuerchen ab, bis wir ihn überhaupt hinlegten. Wenn jemand aus dem Bekanntenkreis Copperfield füttern wollte, mussten wir ihn/sie immer waren, dass er/sie eventuell vollgespuckt werden würde. Nicht jede/r wollte dann noch das Baby füttern…
Es half nichts
Copperfield bekam mit viereinhalb Monaten seinen ersten Brei. Schon mit viereinhalb? Hallo?!?!?! Habt ihr nicht richtig gelesen?!?! Wir wollten doch so schnell wie möglich weg von der Milch, damit das Spucken endlich aufhört.
Naja. Fortan spuckte er eben neben der Milch noch Karottenpampe. Unser Sohn begann mit sechseinhalb Monaten zu krabbeln, yeah! Wir hofften, dass die Bewegung die Verdauung in Richtung unten fördert. Seit einer Woche sitzt er zudem. Und er spuckt und spuckt und spuckt und spuckt. Wenn er liegt, ist es mittlerweile besser. Aber er liegt nicht mehr, sondern ist die ganze Zeit unterwegs und erkundet seine Umwelt. Spuckend:

 

 

Irgendwann vor ein paar Wochen bin ich in einen Laissez-faire-Modus gefallen: Er spuckt ja eh, also kann ich mich geradeso gut damit abfinden. Aber mittlerweile habe ich es einfach nur satt. Wickeln ist momentan eh ein Kunstwerk (ich lege eine Windel auf den Boden und dann den nackten Copperfield drauf, zackzack zukleben und schon rennt er wieder davon). Geschweige denn, eine Strumpfhose anziehen. Ich muss ihm aber drei- bis viermal am Tag die KOMPLETTE Garnitur wechseln, weil er so vollgespuckt ist. Im Winter nicht lustig. Wir reden hier nicht von ein paar Tropfen oder Klecksen. Nochmal: Nicht. Lustig. Es ist grässlich.
Medizinisch ist alles in Ordnung
Ich mag nicht mehr. Also google ich heute zum ersten Mal «Spuckkind». 18 000 Ergebnisse. Das ist nicht viel. Und das meiste sind Forumseinträge von verzweifelten Müttern wie mir. Aber um Foren mache ich wohlweislich einen grossen Bogen. Gibt es keine fachliche Website, die Tipps gibt? Nein. Jedenfalls keine Tipps, die über «Matratze hochlegen/Anti-Reflux-Milch geben/Bäuerchen machen lassen/es verwächst sich» hinaus gehen. Und auch auf Twitter gibt es die gleichen Tipps. Doch, etwas habe ich im WWW noch gefunden: Wir sollen ein gefaltetes Baumwolltuch unter den Kopf des Babys legen. Chrchrchr. Haben wir gemacht und jede Stunde mehrfach das vollgespuckte Tuch gewechselt. Das ist aber keine Hilfe, sondern nur Katastrophenmanagement. Könnt ihr euch unsere Wäscheberge vorstellen?!

Hallo Eltern sagt, mit dem Kriechen auf dem Bauch kann sich die Spuckphase nochmals verschlechtern (stimmt!). Der Druck auf den Magen ist dann grösser als die Muskelkraft.

Letzter Rettungsanker

Bei Mamiweb findet sich folgendes Zitat: «Die Ursache des Spuckens ist durch den noch nicht voll entwickelten Magenschliessmuskel und das gerade Übergehen der Speiseröhre in den Magen begründet.» Kruzifix, wann funktioniert dieser sch* Magenschliessmuskel bei Copperfield endlich?! Laut Web kann das bis zu zwei Jahre gehen. Stellt euch hier meinen entsetzten, panischen Blick vor.
Schon mehrfach habe ich gehört, dass Osteopathie helfen soll. Bisher habe ich mich geweigert, diese letzte Option auszuschöpfen, weil, weil… ich hoffte, dass es mit dem Brei/dem Krabbeln/dem Sitzen besser wird. Wird es aber einfach nicht. Ich mag nicht mehr. Mein Mann mag nicht mehr. Copperfield ist unser «Chötzli». Kein schöner Kosename. Deshalb habe ich nächsten Dienstag einen Termin beim Osteopathen. Ich berichte dann.
Während ich den letzten Abschnitt einhändig tippte, hatte ich Copperfield auf dem Arm. Er hat mich gerade vollgespuckt.
Welches sind Eure Erfahrungen mit Spuckkindern?

11 thoughts on “Hilfe, ich habe ein Spuckkind

  1. Stichwortartig aus meinem Erfahrungsschatz (und Kurzens Leidensweg): Du schreibst, medizinisch sei alles in Ordnung. Habt Ihr eine ph-Metrie machen lassen? Wurde je mit dem KiA über eine Antra-Therapie diskutiert? Wurde ein Kontraströntgen gemacht um abzuklären, ob es im Verdauungstrakt Obstruktionen gibt?
    Osteophath: Kann helfen oder nicht. Er/sie soll ein besonderes Augenmerk auf die Stärkung des Zwerchfells & Muskulatur legen, das hat beim Kurzen schnell gute Ergebnisse gebracht, war keine Heilung aber doch merkbare Verbesserung.
    Die informativste Seite im Internet, die ich kenne, ist die vom Refluxkinder e.V., ich habe dort nach Kurzens refluxbedingtem ALTE sehr viel Unterstützung bekommen: http://www.refluxkinder.de/
    Und Kopf hoch: Irgenwann ist der Spu(c)k vorbei!

    P.S. Ich vermisse das Babytragen sehr, aber nicht das Gefühl, wenn einem im tiefsten Winter bei Minustemperaturen die Kinderkotze den Rücken runterläuft und man keine Chance hat, zu putzen, ohne sich bis auf die nackte Haut auszuziehen….

  2. Unser Sohn hatte/hat auch eine Magenverschlussstörung. AR nahrung und ganz früh Brei, möglichst dick angerührt.
    Osteopath hat nur wenig gebracht. Es hat sich gut "verwachsen" …. seit er hauptsächlich aufrecht lebt …
    heute ist er 6 jahre alt.
    Und wenn ihm mal übel ist, oder er sich verschluckt dann zeigt sich das sein magenverschluss immer als sehr flexibel.
    keiner der so schwallartig erbrechen kann wie er 🙁

  3. Ich hatte bei meiner Tochter ein anderes Problem, sie konnte nicht "groß" machen, bzw es sammelte sich alles im Magen bis es sogar anfing zu schimmeln in ihren Körper. Und sie musste sich auch oft übergeben, weil der Magen so gesehen voll war. Verschiedene Ärzte dachten auch sie wäre ein spuck Kind oder hätte koligen. Als sie zwei wurde, fand man den Grund und mit 2 1/2 hatte sie eine op. Jetzt ist alles okay mit ihr.

    Ich würde noch mal mit den Kinderarzt reden, gucken ob man wirklich alles ausschließlichen kann.
    Viel Erfolg und gute nerven!

    LG Nicky

  4. Hab ich auch zu Hause. Was soll man da machen? Meins sieht rosig aus, hat offensichtlich kein Problem mit der Speierei, also atmen und aufwischen. Letztens hatte ich den auf dem rechten Arm, am Handgelenk die Handtasche und während ich versuchte, mit der linken Hand meinen linken Schuh anzuziehen, hat er treffsicher und umfangreich in meine geöffnete Handtasche gegöbelt… Tja. Es geht vorbei. Halte durch 🙂

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