Über den Umgang mit negativen Kommentaren

Ich breche hier gerade meine eigene Blogregeln – keine zwei Blogposts an einem Tag und nichts nach 23 Uhr. Aber aus aktuellem Anlass mache ich eine Ausnahme.

Vor kurzem erhielt ich eine Geschäfts-E-Mail von einem Mann, der mich darum bat, seine Dissertation in meiner Zeitschrift redaktionell (!) vorzustellen. Thematisch passte das durchaus ins Konzept, aber ich wurde stutzig. Er gehört nicht zur Zielgruppe, meine Zeitschrift ist neu, wie kam er also auf mich? Ich googelte seinen Namen. Als ersten Eintrag fand ich einen Zeitungsartikel über ihn. Darin stand: In fünf Jahren hat der gute Herr über 70 Leserbriefe in Zeitungen publiziert. Er sagt von sich selbst, dass er jeden Morgen die Zeitung liest, und wenn ihm ein Thema am Herzen liegt, schreibt er einen Leserbrief. Und nun wandte er sich an mich? Mir schwante Böses.

Ich sagte ihm ab, mit rationalen Argumenten. Und prompt kam ein neues Mail von ihm, in dem er auf meine Argumente Bezug nahm. Was hättet ihr an meiner Stelle getan? Ich habe das Mail kommentarlos gelöscht.

Worauf will ich hinaus?
Die Zeitschrift Brigitte hat diese tolle Aktion zum 60. Jubiläum: Brigitte Stimmen. 60 Leserinnen steuern einen Artikel bei. Auch ich selbst durfte dort schon einen Artikel zum Thema Ehe publizieren. Vor kurzem war nun Herzmutter Janina dran. Sie erzählt in ihrem Beitrag davon, wie gläsern sie durch ihren Blog wurde und dass sie ihren Weg im WWW als Bloggerin erst finden musste. Janina spürt sehr stark, dass Bloggen auch eine Gradwanderung ist: Wo hört Öffentlichkeit auf und fängt Privatsphäre an? Die Kommentatoren ihres Artikels setzen das Thema grad selber um und zerreissen die arme Janina regelrecht in der Luft. Es wird angeprangert, dass sie die Privatsphäre ihrer Familie nicht schützt, dass sie de facto eine schlechte Mutter ist. Und das nagt an ihr, macht sie nachdenklich. Haben die Kommentatoren recht?

Aber auch Andrea von Runzelfüsschen bekam die Kommentatorenwut zu spüren. Sie berichtete in der Brigitte, wie schwer für sie der emotionale Wechsel von der Schwangeren zur Mutter war, und zwar anhand der wiedereinsetzenden Menstruation. Sie wurde lächerlich gemacht und sogar persönlich auf unterstem Niveau beleidigt. Wenn man solche Kommentare liest, fragt man sich echt, was die Menschheit nur für eine furchtbare Rasse ist.