Früher war es selbstverständlich für mich, für ein Wochenende nach Paris zu fliegen. Einfach, weil ich es konnte.
Heute benötigt es eine wochenlange Vorbereitung, um nur einen Abend mit meinem Mann ohne Kinder verbringen zu können. Zuhause. Im Restaurant. Im Kino.
Früher kochte ich mit vielen Gewürzen, gerne auch asiatisch und mexikanisch.
Heute schummle ich heimlich eine Zwiebel in die Sauce und schwitze solange, bis die Tochter die erste und dann die zweite Gabel kommentarlos in den Mund geschoben hat. Zwiebeln – was für ein Luxus!
Früher kochte ich dann, wenn ich Hunger hatte. Oder ich bestellte den Pizzadienst. Oder es gab Büchsenravioli, Lasagne oder ein anderes Fertigmenü.
Heute steht bei uns spätestens um 12.15 Uhr das Essen auf dem Tisch, das abends um 18.30 Uhr. Es gibt immer frisches Gemüse und Salat als Beilagen. Jeden Tag. Und nur im alleralleräussersten Notfall (=Unlust zum Kochen) Fertigprodukte. Das ist dann Luxus.
Früher war es für mich selbstverständlich, am Wochenende bis 10, 11, 13 Uhr zu schlafen.
Heute ist es purer Luxus, wenn ich am Wochenende mal bis 8 Uhr im Bett liege.
Früher machte ich im Zug und in der Strassenbahn um jede Mutter mit Kinderwagen einen Bogen, weil ich Angst hatte, dass sie mich um Hilfe bittet und ich doch nicht wusste, wie man so einen Kinderwagen hält.
Heute frage ich die nächstbeste Person, die neben mir steht, auf mich zukommt, weggeht oder meinen Blick meidet, ob sie mir mit dem Kinderwagen helfen kann. Ausserdem gehe ich auf jede Mutter zu und frage sie, ob sie Hilfe mit dem Wagen braucht.
Früher ging ich spontan shoppen, kaufte mir Sachen wie: eine neue Handtasche, Beauty-Accessoires (man kann nie schön genug sein), Kleider, CDs, DVDs, Pillepalle-Dingens.
Wenn ich denn heute mal shoppen gehen, finde ich nur Sachen für meine Kinder. Und eine neue Tasche brauche ich ja nun wirklich nicht. Luxus ist, wenn ich für mich eine neue Wimperntusche kaufe.
Früher ging ich auch nie ungeschminkt aus dem Haus raus. Geht gar nicht!
Geht doch, heute bin ich selten geschminkt, wenn ich aus dem Haus gehe. Eigentlich nur, wenn ich einen beruflichen Termin habe.
Früher ging ich zu Fuss einkaufen und trug meine Single-Einkäufe in der Tragetasche nachhause.
Heute nehme ich das Auto. Alles andere wäre unverantwortlich meinem Rücken gegenüber.
Früher murrte ich, wenn ich wieder Lebensmittel einkaufen gehen musste. Wie öde!
Heute ist es der pure Luxus, ALLEINE in einem Lebensmittelladen zu stehen und einfach einkaufen zu können ohne Kinder. Nur ich.
Geld war früher das wichtigste Gut.
Heute ist eindeutig Zeit das Nonplusultra. (Wieso hat der Tag nur 24 Stunden?!)
Früher ging ich jede Woche ins Kino, auch alleine.
Heute ist ein gemütlicher DVD-Abend mit meinem Mann, der nicht erst um 22 Uhr beginnt, das Höchste der Gefühle.
Früher war Party, Fun und Liebesnot.
Heute ist Spielen mit den Kindern, Arbeiten, TV schauen, Keller aufräumen (Ja, mein Schatz!).
Früher musste ich ganz allein sein, um aufs Klo gehen zu können.
Heute bin ich auf dem Klo und meine beiden Kinder wuseln um mich herum. Alles ganz selbstverständlich. Luxus ist, wenn ich mal alleine und in Ruhe auf dem Lokus sitzen kann. Vermutlich also 2025.
Aber: Früher bin ich morgens oft alleine im Bett aufgewacht und wusste nicht, was ich an diesem lange langen Tag machen sollte.
Heute ist immer etwas los und es wird nie langweilig. Ja, das Wort Langeweile ist aus meinem Vokabular GESTRICHEN. Stattdessen gibt es Kinderlachen, Fortschritte der Kinder bestaunen. Leben, Familie sein. Auch mal schimpfen. Immer lieben.
Früher war ich allein. Das hatte viele Vorteile.
Heute bin ich nicht mehr alleine. Und das ist doch viel viel besser.
Und was hat sich bei euch so verändert? Was ist heute Luxus, was früher ganz selbstverständlich für euch war? Welche Werteverschiebung habt ihr erlebt? Ich freue mich auf euer Feedback!
Liebe Severine, Deine "Früher"- und "Heute"-Momente kann ich genau so unterstreichen! Zumindest, als meine beiden so alt waren, wie Deine. Heute sind sie Teenager, der Große wird heute 17:
Früher habe ich vor Kindergeburtstagen nächtelang schlecht geschlafen und war froh, wenn alles gut geplant war und ohne Verletzungen ablief… heute bin ich froh, dass der Große 2 Stunden auf einen Kaffee vorbei kommt. Früher habe ich meinen Kindern zu Liebe KiKa gesehen, heute sehe ich meiner Tochter zu Liebe "The Voice". Früher habe ich fast mit Gewalt die Lieblingsshirts den Kindern vom Leibe gerissen, um sie mal in die Waschmaschine zu bringen, heute habe ich Berge von Shirts und Hemden, die mehrmals täglich gewechselt werden müssen. Früher habe ich die winzigen Wäschestücke gewaschen und aufgehangen, heute stellen die Teenager die Maschine auch mal alleine an. Früher habe ich heimlich in der Küche schnell ein Stück Schokolade gegessen, heute trinke ich gemeinsam mit den Kindern eine Tasse Kaffee. Früher war ich nie alleine im Bad, heute ist das Bad nur selten frei. Früher brachte ich von der Shoppingtour ein Pixibuch mit, heute Nagellack oder Rasierwasser…
Nichts bleibt, wie es ist! Aber es bleibt spannend, schön und aufregend. Nichts ist so schön, wie die Kinder aufwachsen zu sehen, sie zu dabei zu begleiten – und dann festzustellen, man hat sie zu netten, freundlichen, sozialen Menschen erzogen, die man ohne Probleme in die Welt entlassen kann! Genieße diesen Luxus…
LG Jonna
Wieder so ein schôner Artikel, die Situationen, die du beschreibst, kenne ich auch alle so! Luxus ist, einfach einen Moment für sich alleine zu haben, damit man die Familie in den gemeinsamen Momenten wieder richtig genießen kann <3
Schon seltsam, wie sehr sich im Leben quasi auf einen Schlag verschieben kann, was man als ,,Luxus" empfindet 🙂 Deine Liste kommt mir sehr bekannt vor 😉 Aber auch wenn es nicht so spontan wie früher geht, bin ich doch dafür, dass wir Mamis uns darum bemühen, diese Luxusmomente wenigstens regelmäßig zu erleben 🙂
Das Duschen! Das ausgiebige Duschen ist Luxus geworden! Ich hoffe, dass meine Tochter auch mal so schön beim Geräusch des fließenden Wassers einschläft wie deine 🙂
Und abends so lange Aufbleiben wie man will, weil man weiß, dass man die Nacht auf jeden Fall durchschlafen kann – das ist auch Luxus geworden. Dafür hab ich jetzt den Luxus, morgens mit kleinem Kind gemütlich im Bett zu kuscheln!
haha, sie schläft aber nicht mehr ein beim Geräusch des fliessenden Wassers 😉 Die Zeiten sind leider wieder vorbei, bäh! Aber das mit dem nachts lange aufbleiben empfinde ich auch als den absoluten Luxus. Seufz.
Au ja, genau so ist es!
Wie spannend! Ich sollte wohl meine Momente mit den Kids mehr geniessen, wenn ich das so höre 😉 Ganz tolle Ergänzung zu meinem Beitrag, danke vielmals!
Ja, viles bekommt mit den kleinen Rackern eine neue Definition 🙂 Wie herrlich ist es, dass Mama nun Dinge genießen kann, sie vorher völlig banal erschienen. Die Welt / das Leben aus einem neuen Blickwinkel.
Mein Luxus ist: 30 Min allein im Badezimmer 🙂
Deine Liste ist super und ich kann sie fast 1:1 so unterschreiben.
Liebe Grüße
Stephi
Kann ich nur so unterstreichen ������
Jonnas Ausblick hat mich eben sehr beruhigt �� DANKE dafür ����❤️