Wie man kocht, wenn zwei Kinder nicht aus der Küche zu kriegen sind

Wie man kocht, wenn zwei Kinder nicht aus der Küche zu kriegen sind? Die Antwort vorneweg: wie auf rohen Eiern!

Eigentlich gibt es beim Kochen zwei goldene Regeln, die jedes Kind beherzigen sollte:
  • Kein Spielzeug in der Küche
  • Keine Kinder in der Küche
Leider haben es meine Kinder noch nicht so mit Küchenregeln, auch wenn ich es ihnen vor-ommmmmme. Und so schmeisse ich regelmässig und zähneknirschend LadyGagas grossen Hüpfball aus der Küche. Schlimmer: der Küchenbesen mit Wischer, mit dem Copperfield gerne spielt und damit herumhantiert, als wäre er ein Ninja oder Chuck Norris höchstpersönlich. Da fliegen die Stangen in der Küche! Dreimal dürft ihr raten, wer beim Kochen regelmässig über irgendetwas stolpert. Tipp: Es sind NICHT die Kinder.
Während ich heute also wie immer zu Mittag kochte, wuselten Copperfield und LadyGaga um mich herum. Ich bat LadyGaga, aus der Küche zu gehen und den Kleinen gleich mitzunehmen, es sei zu gefährlich. Sie ging maulend ab, den glucksenden Copperfield im Schlepptau. Nur um keine Minute später wieder vor mir zu stehen. «Es ist gut. Copperfield ist jetzt abgelenkt, der kommt nicht mehr in die Küche.»
Denkste. Also flugs wieder zwei Kinder zwischen meinen kochenden Beinen Armen. Copperfield versucht, alle Küchentüren aufzureissen. Es gelingt ihm NOCH nicht. Er steht vor mir und ruckelt und zerrt an einer der Schubladen. Ich balanciere an ihm vorbei und mache den Kühlschrank auf. Sofort macht der Kleine einen Hechtsprung und beisst sich einem Rottweiler gleich regelrecht in der untersten Gemüse-Schublade unseres amerikanischen Kühlschranks fest. LadyGaga packt ihn, zieht ihn mit einem Ruck nach hinten. American Football lässt grüssen. Die beiden kugeln sich also auf dem Boden. Ich klettere unbeeindruckt Wonder Woman gleich über sie drüber und nehme das Fleisch aus dem Kühlschrank. Schnell, Türe zu. LadyGaga schreit auf. Copperfield hat sie an den Haaren gezogen. Schlamm-Catchen, nur ohne Schlamm! Sie schimpft mit ihm und befiehlt ihm regelrecht, aus der Küche zu gehen. Der macht natürlich keinen Wank und grinst nur verträumt. Das wiederum bringt meine Grosse in Rage. «Copperfield ist blöd, der macht das mit Absicht. Können wir ihn nicht zurückgeben?» – «Naaiiihin?!?!?!»
Ich versuche, um die Kinder herum zu kochen und blende den ansteigenden Lärmpegel aus. Copperfield hantiert mit dem Besen und übt schon mal den Schwertkampf. LadyGaga nimmt ihm den Besen resolut aus der Hand und beginnt, den Boden zu wischen. «Danke, das ist sehr lieb von Dir», lobe ich sie. Sie nickt mir zufrieden zu und wischt weiter. Copperfield sitzt vor dem Kühlschrank und wartet darauf, dass ich selbigen wieder aufmache. LadyGaga verräumt die zwei Besen und den Wischer schön säuberlich in einer Ecke der Küche und strahlt mich an. Ich freue mich leicht verschwitzt und hektisch aufrichtig und bedanke mich. Sie geht in die nächste Ecke der Küche, um dort die Ablage mein Chaos aufzuräumen. Ich falle beinahe über Copperfield, der unvermittelt hinter mir auftaucht. Wo war der denn grad?!?!? Ein echter Magier eben. Copperfield stürzt sich unvermittelt auf das Besenarsenal, fehlt nur noch die Bodenrolle. LadyGaga schreit. «Nein!!! Blöd blöd blöd! Immer muss ich Copperfield hinterherräumen!» «Na, da siehst Du mal, wie es mir immer mit euch geht», antworte ich lapidar. LadyGaga wird wütend. Immer noch koche ich zwischen den Kindern und den Besen, gehe von links nach rechts und umgekehrt. Die Grosse schimpft mit dem Kleinen, der unbeeindruckt bleibt. Sabber kommt aus seinem zahnenden Mund. «Er weiss es halt nicht besser. Viel wichtiger ist doch, dass Du mir eine Freude machen wolltest, und das hast Du. Ich verstehe aber, dass Du trotzdem wütend bist. Möchtest Du vielleicht lieber im Wohnzimmer aufräumen? Dort stört Dich Copperfield sicher nicht», sage ich freundlich. Ihr Blick sagt: «Netter Versuch, Mami.» Vielleicht bilde ich mir das Wort NETT aber auch nur ein.
Besen! Besen! Seid‘s gewesen.
Ich nehme die Pfanne mit den Nudeln vom Herd und giesse das heisse Wasser ab. Abgelenkt vom Gezanke der Kinder merke ich nicht, wie das heisse Wasser herausspritzt, mit direkt auf den Bauch. Ich schreie auf. LadyGaga hält im Schimpfen inne. «Was ist los, Mami?!», fragt sie alarmiert. Ich sage ihr, was passiert ist. «Copperfield, ich muss jetzt zu unserem Mami schauen. Sie ist verletzt.» Meine Tochter holt mir ein «Küehli», ein Kühlpaket, aus dem Tiefkühler, wickelt es in ein Geschirrtuch und gibt es mir besorgt. Ich stopfe mir das Küehli (keine Kuh!) in die Hose auf den nackten Bauch. Es schmerzt etwas, ist aber auch nicht schlimm. Ich übertreibe, um LadyGaga von ihrem Streit mit Copperfield abzulenken, Mission accomplished! «Mami, Du siehst schwanger aus», prustet die Grosse. «Möchtest Du das denn?», grinse ich. «Neiiiihhinn!», schüttelt sie den Kopf. «Copperfield genügt mir völlig.»
In der Zwischenzeit brennt mir das Fleisch an (das auf dem Herd). Unter «Schmerzen» drehe ich mich Jonathan-Hart-gleich zum Kochfeld und koche weiter bzw. rette, was zu retten ist. LadyGaga diskutiert wieder mit Copperfield. Ich bitte sie, aufzutischen. Sie geht zur Schublade mit dem Besteck, Copperfield wuschwuschtiptap ihr nach. Sie macht einen Schritt zurück – und steht dem Kleinen direkt auf die Hand. Der schreit sofort auf und weint auf Kommando. Fleisch oder Kind? Was würden Sie machen? Ich nehme also Copperfield in den Arm und lasse Fleisch Fleisch sein. Zeitgleich fängt LadyGaga wie am Spiess an zu schreien. Copperfield oder LadyGaga? Wie würden Sie entscheiden? Ich nehme also auch das zweite untröstliche Kind in den (anderen) Arm und werde nun in Stereo taub gebrüllt. LadyGaga ist untröstlich, dass sie ihrem kleinen Bruder wehgetan hat. «Ich habe ihn nicht gesehen», heult sie. «Das ist OK, mein Schatz, alles gut. Es ist nicht schlimm, er wird sich schnell wieder beruhigen. Es war keine Absicht.» Beide Kinder sniefen.
Ich schnalle Copperfield im Hochsitz an und drücke ihm einen Zwieback in die Hand. Mission impossible II accomplished. LadyGaga will auch einen Zwieback. Das Essen ist eh hinüber.

Aber wisst ihr was? Es hätte alles viel schlimmer kommen können. Immerhin war der Hüpfball nicht in der Küche!!!!

Kriegt ihr eure Meute auch nur sehr schwer aus der Küche heraus? Oder bin nur ich so doof?

6 thoughts on “Wie man kocht, wenn zwei Kinder nicht aus der Küche zu kriegen sind

  1. Herrlich, wie aus einer Sitcom! Bei uns stellt sich die Frage nicht, denn Papa kocht für gewöhnlich, die Kinder scharen sich derweil um mich und er kann in Ruhe in der Küche walten ^^

  2. Tatsächlich gab es eine zeitlang schnelle Küche, gerne vorgekocht (abends oder am Wochenende, wenn der Papa entweder gekocht oder die Kinder bespasst hat). Ich hatte damals eine extrem kleine Küche – und ich war weit entfernt von meinem Idealbild der entspannten Mama, die mit der Unterstützung der auf den Arbeitplatten sitzenden Kleinkinder mehrgängige Menüs zubereitet…. Und, ja ich muss es gestehen, ich habe den elektronischen Babysitter benutzt… Meine Kinder sind totzdem gut geraten ;o)
    Liebe Grüße Jonna

  3. Nun ja. Ich krieg meine Kinder immer wieder mal für eine halbe Stunde weg von meinen Beinen. ABER: Der Preis ist hoch! Denn in dieser Zeit beschäftigen sie sich vorrangig mit Klebstoffen, Scheren und Wasser 😉

    Die Küche ist aber nicht so das Thema bei uns. Meist kocht mein Mann, der Göttergatte. Während ich die Jungs am Hals hab …
    Liebe Grüße
    Paula

  4. Herzhaft gelacht und immer wieder zustimmend mit dem Kopf genickt – so meine Aktivitäten beim Lesen in Kurzfassung 🙂

    Lady Gaga erinnert mich da sehr an meinen Großen vor rund zwei Jahren…. "ich habe dem Mini das jetzt erklärt und er hält sich dran!" 5 Sekunden später "Mini du sollst doch nicht!!!"
    Was das Thema Küche angeht: ich stolpere auch noch über alles und über meinen Mini. Bevorzugt stolpere ich über das, was Mini in den Weg schiebt (seinen Hocker zum Gucken bspw.) Wir kochen tatsächlich zusammen. Versuchen es zumindest regelmäßig. Seit unserem Umzug haben wir eine große Küche mit einer Kochinsel (da ich im Oktober darüber gebloggt habe .. siehe hier: http://zweifachmama.blogspot.de/2014/10/blogempfehlung-und-bilder-unserer-kuche.html)
    Ich liebe diese Kochinsel und meine Jungs lieben sie auch, es sitzt mind. einer auf der Arbeitsplatte daneben um zuzuschauen. Oder er steht davor und hilft beim Schneiden. Das funktioniert ganz gut. Mittlerweile auch mit dem Mini.
    Binde ich sie nicht ein, wuseln sie herum, machen Mist etc. Sprich entweder ich binde sie ein, oder ich parke sie beim Kochen vor einem ausgewählten Kinderprogramm. Je nach Zustand meiner Nerven entscheide ich das entsprechend.

    Allerdings kochen wir hauptsächlich am Wochenende (wo der Mann auch anwesend ist), wobei es in letzter Zeit mehr geworden ist unter der Woche (Schulkind mag das Schulessen nur selten).

  5. Die Große bekomme ich ganz gut aus der Küche (Bestechung durch Storio-Spielen hilft im Notfall immer!). Der Kleine ist da schwieriger. Meine momentane Lösung: Hochstuhl in die Küche, Kind reinsetzen, Möhre in die Hand. Das geht etwa zwei Minuten gut bis entweder die Möhre auf dem Boden liegt und/oder er etwas entdeckt, was er jetzt gerne essen würde 😉

  6. Merci vielmal!
    Ich hab gerade sooo gelacht. Fehlte nur noch Copperfield in der Spülmaschine!
    Hier kommt keiner aus der Küche. Denn alle wollen mithelfen. Manchmal dürfen sie, manchmal habe ich einfach nicht den nerv dazu um drei Kinder herumzukochen. Dann hilft es eventuell sie mit malen, basteln oder sonstigem (in der Küche) zu beschäftigen.
    Wollen sie nicht dabei sein, machen sie meist Unfung. Ich habe dann die Wahl zwischen Pest und Cholera…
    Liebe Grüße
    Suse

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