Suse von Ich lebe! Jetzt! ist Dreifachmama, Sprachwissenschaftlerin und absolviert gerade eine Ausbildung zur Journalistin. Ihr Blog ist sehr vielseitig und elaboriert, behandelt Themen wie Vereinbarkeitund Medienerziehung, es gibt aber auch Kochrezepte und DIY und vieles mehr. Suse ist ein Herzensmensch, den ich am Netflix-Event in München zum ersten Mal persönlich treffen durfte, nachdem wir schon lange unsere Blogs lesen und kommentieren und uns auf Twitter folgen. Bei der Blogfamilia in Berlin drückte sie mir dann zur Begrüssung spontan ein Weleda-Duschgel in die Hand, das sie am Abend vom Sponsor überreicht bekommen hatte. Und sie fuhr mich nachts mit dem Auto zum Hotel zurück, obwohl das ein Riesenaufwand war. Sie tat es trotzdem. Einfach so. Weil sie nett ist. Weil ihr Freundschaft etwas wert ist. Ja, wer Suse zur Freundin hat, darf sich glücklich schätzen. Und ich bin gerade sehr glücklich. Suse, unsere Freundschaft ist mir kostbar!
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Mein erstes Erlebnis mit Schweizerdeutsch hatte ich in Norwegen. «Wen hat Séverine nur als Gastautorin eingeladen?», werden Sie sich jetzt fragen. Aber lassen Sie mich der Reihe nach erzählen:
Nach dem Abitur besuchte ich in Norwegen einen Norwegischkurs. In den ersten paar Unterrichtsstunden hatte sich die Lehrerin allerdings ab und zu das falsche Buch gegriffen. Dachte ich. Es fielen Wörter wie: plutselig [‚plʉtsəlɪ] umulig [ʉˈmʉːlɪ]oder nødvendig [nœdˈʋendɪ], und ich war der Meinung, man verschaukelte mich und glaubte, ich sei Schweizerin. Hat sich inzwischen aufgeklärt. Die Norweger reden wirklich so.
Als einer meiner Brüder vor vielen Jahren in die Schweiz zog, dachte ich als erstes an schneebedeckte Berge, Tonnen von Schokolade und Käsefondue und freute mich darauf, endlich Snowboardfahren zu lernen.
Dass ich wenig später im Migros stehen und kein Wort von den Gesprächen um mich herum verstehen würde, ahnte ich in meiner Naivität nicht. Immer mal wieder bekannte oder ähnlich klingende Wörter. Aber mir erschloss sich nicht mal das Thema der Gespräche. Merkwürdig, dabei ist Schweizerisch doch nur ein deutscher Dialekt. Oder? Nein, nicht ganz. Schweizerdeutsch ist ein alemannischer Dialekt.
Aber woran erkennt man denn jetzt einen Schweizer?
· Er fragt nach jedem Satz «Odr?» – auch nach Aussagesätzen wie «Ich ha Hunger. Odr?» (Anmerkung von Séverine: «Odr» am Ende des Satzes sagen nur die Zürcher systematisch. Die anderen Schweizer machen sich da eher drüber lustig…)
· Er spricht das ch nach einem i bzw. e (wie in ich oder echt) ganz tief hinten im Rachen
· Die Verkleinerungsform hört sich richtig niedlich an: -chen wird zu –li und so wird aus dem Turm ein Türmli.
· Der bestimmte Artikel das wird auf ein s verkürzt und man bekommt s’Türmli.
· Die Betonung zweisilbiger Worte liegt grundsätzlich auf der ersten Silbe: Büro, Fondue
· Der Wortschatz ist ein anderer: Manchmal zwar ähnlich, aber auch immer wieder ein Grund zum Schmunzeln: Séverine parkiert ihr Auto nämlich. Und am liebsten so eng, dass sie über die Heckklappe einsteigen muss. Aber das hat vielleicht nichts mit der Nationalität zu tun.
Der verallgemeinerte Schweizer spricht von heben statt halten, von Knöpfen und meint Knoten, von lädele statt gemütlich einkaufen gehen und ist leckere Chäschüechli. Das Besondere an diesem Wort (hochdeutsch: Kleine Käsekuchen): Je nach Aussprache kann man erkennen, aus welchem Kanton der Schweizer kommt.
Irgendwann zog mein Bruder wieder in den großen Kanton (so nennen die Schweizer Deutschland), und ich half beim Umzug. Nichtsahnend führ ich mit Bus und Hänger an die Grenze. Die Schweizer Beamten grüßten recht freundlich und verlangten nach meinem Zügelschein. Ich nahm an, sie meinten meinen Führerschein, vielleicht gab es in der Schweiz irgendein Relikt aus der Zeit, als man noch Pferde zügeln musste. Weit gefehlt, sie meinten eine Bescheinigung, von wo nach wo ich die Möbel umziehen wollte. Immer wieder spannend bei den Schweizern.
Hiermit endet der Sommerurlaubsreigen auf meinem Blog. Ich danke allen Gastautoren ganz herzlich für die tollen unterschiedlichen Beiträge!