Wir sind ja die Urlaubs-Spezialisten. Wenn irgendetwas schief gehen kann: Wir waren dabei. Mein Mann wird systematisch im Urlaub krank. Und wenn nicht er, dann ich. Oder er verletzt sich. Und überhaupt wird Sicherheit im Urlaub überbewertet. Live for the thrill. Oder so. Meine Top 5.
Eins
An einem Abend lassen mein Mann und ich die schlafenden Kinder alleine bei meinen Eltern zuhause und gehen als Paar an den Hafen. Wir trinken einen Drink. Wir flanieren, lachen, diskutieren unbeschwert. Es geht uns gut, wir sind glücklich. Um 23 Uhr wollen wir zurück zum Haus und machen uns auf den Weg zum Auto. Mein Mann schaut mich unvermittelt an, als würde er eine Ziege anstarren. Ich blicke irritiert zurück. «Wasnlos?», frage ich besorgt.«Der Schlüssel!!!»
«???»
«Der Schlüssel!!! Er ist weg. Der Schlüs-sel!» Mein Mann, sonst die Ruhe selbst, ist total hysterisch. Naja, auf seine ruhige Art halt, aber ich merke es ihm an: Er ist völlig ausser sich. Er durchsucht alle Hosentaschen. Hallo?!?! Hosentasche?! Dafür hat der liebe Gott die Handtaschen der Frauen erfunden!!! (er mag uns also lieber, hähä) Aber eben. Kein Schlüssel in Sicht. Nur wir zwei Doofe vor unserem Auto, das uns höhnisch angrinst, als wären wir zwei Ziegen. Da mein Mann im Panikmodus ist (sein SUV), nehme ich das Zepter in die Hand und falle in den Mamamodus: «Bleib Du beim Auto. Wenn Dir der Schlüssel geklaut wurde und man uns gefolgt ist, wissen die jetzt, wo unser Auto steht. Lass es nicht allein.» Er muss also das Auto mit seinem Leben schützen, während ich zurück zum Hafen laufe. Gesenkten Kopfes marschiere ich unsere Flanierstrecke ab. Nachts um 23 Uhr. Man sieht natürlich nichts. Ich gehe zu der Bar, in der wir vorher noch so vergnügt gesessen hatten. Auf unseren Plätzen sitzen jetzt zwei fröhliche junge Chicas Demoiselles. Ich spreche sie auf Französisch an. Werde angestarrt als wäre ich eine Ziege. Was ist denn bloss los heute?! «Wie, nein, hier war kein Schlüssel.» Verdammte Kackscheisse. Die eine junge Frau steht auf, um demonstrativ ihren leeren Stuhl zu zeigen. «Sehen Sie, da ist… oh.» «Der Schlüssel!», ergänze ich perplex den Satz. Nein, da war keine Ziege weit und breit. Aber ganz viel Schwein.
Zwei: Montezumas Rache in Mexiko
Meine erste Blogparade machte ich im Sommer 2014 zum Thema «Mein lustigstes Urlaubserlebnis», unter anderem mit Beiträgen von Rike von Nieselpriem (schon mal von den Walgesängen gehört?), der steineschleppenden Paula von BleibCOOLMami und dem nicht auf Ziegen, sondern auf Neuwagen starrenden Christian vom Familienbetrieb. Und mein Beitrag war eben Montezumas Rache. Worst Durchfall ever ever ever.
Drei: Krankenhaus in Bulgarien
Im einwöchigen Urlaub in Bulgarien musste sich mein Mann dermassen übergeben, dass er am Ende komplett kraftlos war. Der hinzugerufene Hotelarzt überwies meinen Mann (damals festen Freund) direkt in die Klinik. Es war 1 Uhr morgens und es war sooooo spooky! Wir kamen mit dem Krankenwagen im Spital an. Der Portier musste das Licht in der Notaufnahme extra für uns anmachen. Irgendwann kam ein Arzt herangeschlendert. Man versuchte, einen Tropf zu setzen, was misslang. Keiner verstand uns. Ich spreche Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch. Aber hier konnten (wollten) die Leute nur Russisch sprechen. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich sprichwörtlich mit meinem Latein am Ende. Was für ein ohnmächtiges Gefühl!Aber noch etwas war neu für mich: Ich fühlte mich zum ersten Mal in meinem Leben für jemand anderen verantwortlich, wusste, dass ich ihn beschützen musste, stark sein musste, dass er auf mich angewiesen war. Ich wusste plötzlich, dass es Liebe war (und ist). In seinem Zimmer lag eine blutige Spritze auf dem Beistelltisch. Ich blieb die ganze Nacht wach. Es fehlte nicht viel, und ein Werwolf wäre durch die Tür gekommen. Oder eine Ziege. Gewundert hätte es mich nicht.
Vier: Unfall in Südfrankreich
Als LadyGaga drei war, ging mein Mann mit ihr im Urlaub in Südfrankreich auf dem jährlichen Rummel auf eine grosse Rutschbahn, die man mit Teppich herunterrutscht. Es gab einen Konstruktionsfehler, mein Mann krachte mit LadyGaga zusammen am Ende der Rutsche gegen eine massive Metallplanke (!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!). Meinen Mann traf es am Fuss, meine Tochter am Kopf. Es war. Absolut. Furchtbar. Ich stand ohnmächtig dabei und konnte nichts tun. Ihre Schmerzensschreie werde ich nie vergessen. Fazit: Mein Mann hat sich das Sprunggelenk gebrochen und ging mehrere Monate an Krücken. Und ich musste ihm jeden Tag eine Thrombosespritze in den Oberschenkel setzen. Ich bin ja eine Spritzenphobikerin, aber was macht man nicht alles aus Liebe. Und am Ende hat es sogar echt Spass gemacht, höhöm. Und LadyGaga? Die hatte 10‘000 Schutzengel, denn sie war zwar mit der Stirn volle Kanne gegen die Metallplatte gekracht. Aber sie hatte nicht einmal eine Gehirnerschütterung. Ach, mein Mann hat übrigens seither Rutschbahn-Verbot.
Fünf: Wer macht denn so was – seekrank auf der Kreuzfahrt
Auf unserer Hochzeitsreise machten wir eine Kreuzfahrt von Santiago de Chile nach Buenos Aires, also vom Pazifik in den Atlantik. Spektakulär! Wir wollten auf der Reise schwanger werden und ich weigerte mich deshalb, irgendwelche Fötus-schädigenden Medikamente gegen Reiseübelkeit einzunehmen. Das war weniger spektakulär. Am Ende lag ich von tödlicher Übelkeit geplagt eine sehr sehr lange Zeit sehr alleine auf dem Bett und starrte medikamentenfrei die Decke an, während sich mein Mann wie ein Pirat fühlte und das Schiff unsicher machte. Und nein, LadyGaga ist kein Schiffskind. Aber ich war da eine echte Ziege. So könnte ich ewig weiterfahren. Habt ihr auch solche Urlaubsgeschichten? Dann her damit!
PS ich will euch nicht vorenthalten, dass ich in den aktuellen Ferien einen 24-Stunden-Brechanfall hatte. Aber ihr wisst ja: Das muss bei uns so.
Um Himmels Willen! Erstaunlich, dass ihr überhaupt noch in den Urlaub fahrt ^^ Als wir mit der damals 9 Monate alten Fiona auf Corfu waren, bekam sie nach ein paar Tagen überall rote Flecken und sehr hohes Fieber samt Fieberkrämpfen. Es war so schrecklich! Glücklicherweise war dort eine sehr nette Ärztin, die sofort eine Diagnose stellte: "sudden ras". Sie sprach natürlich griechisch und leider nur ein bisschen Englisch und ich wunderte mich, was sudden ras (sehr gerolltes r) für eine seltsame Krankheit sei. Nach exakt 3 Tagen war der Spuk vorbei und zu Hause konnte ich googlen: sudden rush! – das 3-Tage-Fieber…
Zum Glück ist bei uns immer alles supi wenn wir wegfahren.
Das war zumindest mein erster Gedanke, als ich den Artikel gelesen habe.
Dann ist mir aufgefallen, dass ich anscheinend ein sehr sonniges Gemüt habe oder an fortschreitender Demenz leide, was bei meinem Alter nicht ganz auszuschließen ist.
Die Blogparade aus dem letzten Jahr ist vermutlich schon vorbei, oder? Schade, ich hätte noch fünf bis zehn Artikel beizusteuern, angefangen von der Gefährlichkeit von Trampolinen für Anderthalbjährige, Abstürze im Skiurlaub mit Salto rückwärts und gleichzeitiger Schraubdrehung über zerbrochene Freundschaften bis zurück zu unserem ersten Versuch zu heiraten, um dann im Hotel Transsylvanien zu landen.
Aber so muss es doch eigentlich sein, oder? Wenn einer eine Reise tut, dann sollte er auch was verzählen können. Und wer will schon nur langweilige immer gleiche Strandbilder zeigen 😀
Viele Grüße,
Verena