Ich hadere mit diesem Post

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Seit einigen Tagen dreht sich in den Social Media und natürlich auch im reellen Leben vor allem in Deutschland alles um die Flüchtlingsproblematik. Damit verbunden ist zum einen das Zu-Tage-Treten der rechtsradikalen Front, speziell in Heidenau. Flüchtlingsheime werden in Brand gesetzt, auf Ausländer wird uriniert, sie werden beschimpft. Zugleich werden mir Bilder von toten Kindern in die Timeline gespült. Im TV sehe ich das Leid der syrischen Flüchtlinge, ihren gefährlichen Weg durch halb Europa. Mir graut. Immer wieder frage ich mich, wie es für mich wäre, wenn morgen plötzlich Krieg in der Schweiz wäre. Wenn ich flüchten müsste. Ich habe studiert, spreche fünf Sprachen, habe ein Haus, bin selbständig. Auf der Flucht sterbe ich aber vielleicht trotzdem qualvoll in einem Schlepper-LKW, der erst nach Tagen gefunden wird. Mir dreht sich der Magen um.

Eine Welle der Entrüstung geht durch Twitter und Facebook. Ich werde kommentarlos der Facebook-Gruppe 1000malWillkommen zugefügt, dann der facebook-Gruppe BloggerfuerFluechtlinge. Und bin damit komplett überfordert. Nicht, weil ich keine Meinung habe, sondern weil es mich irritiert, einer Gruppe beigefügt zu werden, als MÜSSTE ich da jetzt dabei sein. Als wäre es eine Netiquette, gar eine Diktatur (sorry für den Vergleich), als Blogger so und so handeln zu müssen. Ich weiss, mit diesen Worten polarisiere ich, vielleicht entrüstet ihr euch auch. Aber ich finde es befremdlich, wenn auf Twitter beobachtet wird, ob ich denn jetzt etwas zu #BloggerfuerFluechtlinge sage oder nicht. Gehöre ich dann nicht mehr dazu?! Etwas zu radikal, der Gedanke?

Nicht alle Menschen sind Aktivisten, dafür gibt es verschiedene Gründe. Das sollte man aber nicht verurteilen. Als Schweizerin habe ich zudem ein anderes Selbstverständnis als eine Deutsche. Ich schreibe hier als einfache Bürgerin der Schweiz, politisch nicht versiert, sondern eher desinteressiert. It’s a fact.

Als Schweizerin ist es für mich unvorstellbar, dass Rechtsextreme auf die Strasse gehen und dafür nicht geahndet werden. Dafür gibt es das Antirassismusgesetz, das dies unter Strafe verbietet.

Die aktuellen Vorkommnisse in Deutschland machen mich fassungslos. Vielleicht habe ich aber auch nur Scheuklappen an? Natürlich (!?) haben wir eine rechtslastige Partei im Land, die SVP. Zudem gibt es auch hier rechtsradikale Idioten. Die Schweizer Asylpolitik ist streng, und meiner Meinung nach auch falsch: In einem sehr aufschlussreichen Artikel im Tagesanzeiger wird dargestellt, was das Problem in der Schweizer Asylpolitik ist: Es gibt keine Option für Flüchtlinge, die bei uns bleiben. Der Kerngedanke ist immer, dass sie schnellstmöglich in ihr Land zurückgehen werden/sollen/müssen. Was natürlich totaler Quatsch ist, die meisten bleiben. Asylbewerber dürfen in der Schweiz aber keiner Tätigkeit nachgehen, wodurch sie tendenziell eher zu Kriminellen werden (müssen). Ein Teufelskreis, auch der Polemik. Und keine Problemlösung in Sicht. Die Wahrheit: Ich weiss nicht, wie sich das lösen lässt. Vielleicht mit einem ähnlichen Aufschrei wie in Deutschland mit #BloggerfuerFluechtlinge?

#BloggerfuerFluechtlinge ist wirklich spektakulär. Schon sind 80‘000 Euro an Spendengeldern zusammengekommen, Blogger sind im Einsatz in Flüchtlingslagern, spenden Kleider, Spielsachen, Lebensmittel und sprechen Klartext. Social Media vermögen es, die Massen zu mobilisieren, ist das nicht grossartig?

Und wir in der Schweiz? Sind wieder einmal doof neutral. Denn ich merke, dass auch mir momentan die Worte und die Taten fehlen. Aber ich finde es nicht gut, wenn Druck aufgesetzt wird, dass man quasi fast mitmachen MUSS, um nicht schräg angeschaut zu werden. Auch das ist Radikalismus. Oder ganz banal Gruppenzwang. Oder auch Paranoia meinerseits? Jeder sollte auf seine Weise aktiv oder eben auch passiv sein dürfen. Das sind die Menschenrechte, die wir in unserem freien Europa haben. Ich für meinen Teil spende regelmässig Kleider an Frauenhäuser, bin bei Terre des femmes dabei, habe einen Transplantationsausweis. Ich habe als Gymnasiastin eine ganze Schule mobilisiert, um nach dem Jugoslawienkrieg Tonnen an gespendetem Schulmaterial in den Balkan zu liefern. Und ich werde sicher noch mehr machen.

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Ich wurde auf Twitter gefragt, wie man denn in der Schweiz helfen könne. Die aktuelle Flüchtlingswelle hat die Schweiz (noch) nicht so getroffen wie Deutschland. Vielleicht, weil wir nicht in der EU sind. In der Schweiz gibt es aber die Schweizerische Flüchtlingshilfe, wo man sich als Helfer/Spender melden kann. Man kann auch Flüchtlinge bei sich aufnehmen. Zudem sammelt die Stiftung Glückskette Spenden für humanitäre Hilfsprojekte. Die grösste Schweizer Boulevardzeitung BLICK ruft ausserdem unter dem Hashtag #solidaritätmitflüchtlingen dazu auf, aktiv einen persönlichen Beitrag zur Flüchtlingshilfe zu leisten. Weiteres folgt bestimmt.

Wenn ihr das aber gerade nicht könnt oder wollt, ist das auch okay. Ich verurteile das nicht.

14 thoughts on “Ich hadere mit diesem Post

  1. Liebe Severine,

    Auch ich hadere in den letzten Tagen mit mir, ob und wie ich zu diesem Thema Stellung beziehen soll.
    Auch ich wirde in diverse Gruppen hinzugefügt und fühlte mich dadurch unter Druck gesetzt, mitmachen zu müssen. Zu unterstützen, Informationen weiter zu geben, einen Beitrag zu veröffentlichen, andere zu teilen. Ich fühle mich dieser irren Informationsflut hilflos ausgesetzt und weiss sie immer noch nicht zu filtern.
    Diese schockierenden Dinge passieren aber in meinem Land! Und doch bemerke ich hier im Westen selbst kaum etwas davon.
    Auch in diesem Kommentar fühle ich mich aufgefordert (nicht von Dir! Eher von dieser ganzen Hilfswelle online), eine Stellung zu beziehen- allerdings habe ich die doch noch gar nicht gefunden!!!
    Du siehst mich etwas ratlos.

  2. Hi Severine,
    sehe ich auch so wie du und Frl. Null.Zwo.
    Aus den Gruppe bin ich schnell wieder ausgestiegen, den Druck verspürte ich auch und fragte gar meinen Mann, ob ich nun dazu bloggen muss. Nichts muss ich, sagte er und hat Recht damit.
    Ich mache weiter wie bisher, wenn ich aussortiere, spende ich die Sachen ans DRK, die diese dann weiterreichen. So kommt es bei den richtigen Leuten an.
    Das Thema selbst im Blog anzugehen, scheint mir nicht passend, da ich keine Worte finde. Was will ich erreichen? Ich möchte gerne helfen, aber so, wie ich es auch sonst gerne tue – auf meine Weise.
    Irgendwie überkommt mich beim Schreiben das Gefühl, die falschen Worte zu wählen. Ein weiterer Grund, warum ich nicht darüber blogge.
    Danke für deinen Beitrag!
    Viele Grüße
    Sarah

  3. Liebe Severine,
    ich finde es gut, dass Du das thematisierst, Deine Gedanken, Zweifel, Ratlosigkeit. Ich kann es nachvollziehen. Obwohl ich viele Text teile und selbst schreibe. Ich glaube, dass wenn es wirklich um die Sache geht, nämlich zu helfen oder Stellung zu beziehen, dann passiert das auch. Egal ob im analogen Leben oder im digitalen. Und darauf kommt es an.
    Mein Ventil aus der Wut ist es, auf meinem winzigen Online-Ort Stellung zu beziehen und darüber Texte zu teilen, die ich gut und wichtig finde. Ich brauche das, quasi als Seelenhygiene. Außerdem glaube aber auch an die Kraft von Social Media und des Netzes. Ich wollte eine der vielen kleinen sein, die schreien und ebenfalls laut sind. So nicht, nicht mit mir. Ich will das anders. Blogger für Flüchtlinge zeigt ja, wie motivierend und inspirierend das Netz sein kann. So viele Texte, so viele Menschen, über 80.000 Euro in 9 Tagen. Das ermutigt mich, einfach so für mein inneres Gerechtigkeitsempfinden..
    Wenn es anderen anders geht, dann wundert mich das aber nicht. Menschen sind unterschiedlich und das ist wirklich, wirklich gut so. Nicht jede/r muß schreiben und teilen und in einer FB-Gruppe aktiv werden. Nicht jede/r kann Geld spenden, Flüchtlinge aufnehmen oder Deutschkurse geben. Manchmal reicht auch einfach die Aufmerksamkeit, das Wachsein, das Mitdenken und Mitfühlen. Das lässt sich in Social Media nicht erkennen, aber das ist egal. Jeder so, wie es passt. Das finde ich ganz wichtig so, dass zu respektieren.

    Das meinte ich eben auf Twitter, als ich sagte, ich sehe das Problem nicht. Es ist schade, dass Du Dich zur Rechtfertigung genötigt fühlst und das sollte nicht sein, aber es ist sehr schön, dass Du das hiermit formuliert hast.

    Liebe Grüße, Sonja

  4. Ich finde es gut, dass Du Deine Sicht so darstellst. Ich bin mir tausendprozentig sicher, dass es niemand als Druck gemeint hat als Du der Gruppe hinzugefügt wurdest. Ich selbst habe das mit einigen Menschen gemacht, da es keinen "Einladen-Button" gibt und alle anschreiben sehr aufwendig gewesen wäre.

    Ich freue mich einfach, dass viele Menschen zusammengefunden haben und jeder in seinem Umfang etwas beiträgt. Da gibt es eine riesige Bandbreite und auch die, die sich nicht beteiligen werden von mir nicht verurteilt. Schade finde ich, wenn sich an Kleinigkeiten aufgehalten wird, wie der Tatsache, dass aus rein pragmatischen Gründen (kürzer, einfacher) Blogger statt BloggerInnen genommen wurde. Ich verstehe die Überlegung, aber nicht die daraus folgende Ablehnung der ganzen Sache.
    Ich selbst sehe mich als Feministin und konnte bei diesem (für mich aus dem englischen und daher ohnehin eher neutralen Begriff) gut damit anfreunden.
    Abgesehen davon ging alles so schnell, dass nicht über jeden einzelnen Punkt erst groß nachgedacht wurde. Es ging irgendwie allen nur darum, so schnell wie möglich etwas zu tun, weil die ganzen Nachrichten und die eigenen Erlebnisse mit Flüchtlingen so unerträglich waren.

    Ich glaube nicht, dass Dich ein Shitstorm erwartet. Denn den Leuten, mit denen ich bei Blogger für Flüchtlinge zu tun habe, geht es um ganz andere Schwerpunkte. Wir arbeiten ja auch nicht gegen Nazis, sondern es geht um das für Menschen.

    Falls Du irgendeinen Artikel oder so gut findest, kannst Du ihn ja vielleicht trotzdem teilen. Musst Du aber nicht. Ich lese Dich trotzdem weiter gerne.

    Liebe Grüße
    Julia

  5. Du schaffst es, meine Gedanken dazu in Worte zu fassen. Ich konnte mein Gefühl diesbezüglich nicht formulieren. Es war nur da und hat mir irgendwie schlechte Laune gemacht. Und das kann ich gar nicht leiden.
    Ich habe auch überlegt, ob ich etwas dazu schreiben will. Ich habe den Eindruck, dass es bei uns in der Gegend keine Probleme mit Flüchtlingen gibt. Ich habe keine Flüchtlingshetze in meinem FB-Freundeskreis und in meiner Twitter-Timeline. Ich mag eigentlich nicht darüber reden, was ich mache (warum nicht, kann ich auch nicht sagen).
    Also warum sollte ich darüber schreiben? Ich habe dann dennoch eine Lösung gefunden, die für mich funktioniert.
    Ich finde es toll, wie viele Menschen sich engagieren. Und denke, dass es wirklich hilft, wenn über soziale Netzwerke immer wieder darauf hingewiesen wird.
    Aber ich verurteile niemanden, wenn er sich da raus hält. Was weiß ich, was derjenige sonst so macht. Es gibt genug Dinge, für die man sich engagieren kann. Und wenn sich jemand aufreibt, dann hilft es auch niemandem.
    Und ich weiß auch nicht, ob ich so ein Banner unter mein FB und Twitterbild machen. Und nicht, weil ich mich distanzieren will, sondern einfach, weil ich zu faul dazu bin und lieber die Zeit nutze, die Webseite der Grundschule meiner Kinder auf Vordermann zu bringen. Zum Beispiel.
    Danke für den Artikel,
    Verena

  6. Liebe Severine,
    ich weiß was du meinst, wenn du dich von diesem Mit-Machen-Müssen überrollt fühlst. Und ich würde niemanden ohne vorher zu fragen in solch eine Gruppe einladen. Ich finde diese Praxis von Facebook sowieso dreist. Man kann ja durchaus Leute in eine Gruppe einladen, aber was ist so schwer daran, dann eine Zustimmung oder Ablehnung der Einladung zwischen zu schalten.

    Was das helfen selbst angeht, habe ich bis auf einen Blogpost noch nichts geleistet. Ich bin mir einfach noch nicht sicher, was genau ich beitragen will und kann. Aber manches lässt sich einfach im Alltag bewerkstelligen. In persönlichen Gesprächen klar Stellung beziehen. Aber noch nicht einmal das sollte aus einem Pflichtgefühl heraus passieren.
    Wie es aussieht, wird es bald bei mir "ums Eck" eine Erstaufnahmeeinrichtung für 2000 Flüchtlinge geben. Ich denke, genau dann werde ich aktiv werden. Das kann aber gut ein Jahr dauern, bis es wirklich dazu kommt. Dann bin ich eben noch dieses ganze Jahr oder ein paar Monate "inaktiv". Wichtiger ist doch, dass man nicht wegschaut.

  7. Ich halte mich im Internet normalerweise politisch auch zurück. Aber es gibt Sonderfälle wie den derzeitigen, da ist es wichtig bis notwendig, Zeichen gegen die Ablehnung der Flüchtlinge zu setzen resp. Stellung zu beziehen. Aber vor allem als Deutsche, finde ich, und: wie, ist jedem selbst überlassen – ob mit Spenden, Meinung äußern, auf Demos gehen, Avatar, vor Ort helfen etc., nur einem oder allem davon.

  8. Eine ehrliche Meinung, die ich absolut nachvollziehen kann! Ich wurde natürlich auch hinzugefügt und sehe momentan, wenn ich FB öffne, kaum andere Nachrichten außer die von dir beschriebenen. Ich habe für mich entschieden, dass ich mich an gewissen Aktionen beteilige und so "Flagge" zeige, aber mich nicht unter Druck setzen lasse. Gerade, wenn man direkt aus Berlin kommt, fühlt man sich doch schnell genötigt, zu den vielen Orten in der Stadt zu fahren, Klamotten hinzubringen oder vor Ort zu helfen. Ich für meinen Teil habe entschieden, dass ich mich gerne an der Postkartenaktion für Heidenau und am Projekt "sew smile" beteilige (einen Beutel nähen für das Hab und Gut der Flüchtlinge und verschicken), mich aber aus dem Geschehen IN der Stadt raushalten werde. Dafür bin ich erstens genau wie du keine politische Bloggerin und möchte auch keine sein und zweitens fehlt mir zwischen Familie, Baby, Arbeit und Leben einfach die Zeit. Ich finde es gut, dass du dich so positionierst und denke auch nicht, dass dich ein Shitstorm erwartet.

  9. Ich kann deinen Text sehr gut verstehen. Ich glaube aber auch, dass man gar nicht alles mitmachen muss. Ich zum Beispiel schreibe über meine Erfahrung am LaGeSo und poste auch mal ein Foto von meinen Spenden, um andere aufmerksam zu machen. Ich teile Texte, die ich gut finde, aber ich teile nicht wahllos. Ich bin u.a. eine derjenigen, die kritisiert hat, dass es eben nicht #Bloggerinnenfuerfluechtlinge heißt. Ich bin ich und ich entscheide was ich tue. Ich verstehe, warum die Aufmerksamkeit auf das Thema hochgehalten werden muss, warum das wichtig ist. Aber ich kann nicht hinter allen Aktionen stehen und ich glaube, das wird auch nicht erwartet. Ich denke, jede_r sollte nur das tun, was sich für sie oder ihn richtig anfühlt.

  10. Oh du sprichst mir aus der Seele. Ich finde es toll, dass Blogger aktiv werden aber irgendwie mag ich einfach nicht. Es ist (ähnlich wie du auch schreibst) so, dass ich in meinem Umfeld im ehrenamtlichen Bereich aktiv bin. Aber zum einen ist die Thematik Flüchtlinge noch nicht so präsent in der Schweiz und zum anderen möchte ich jetzt mitmachen (müssen), weil alle anderen es tun.

    Es ist, wie es immer ist. Einfach am besten die eigene Meinung behalten, authentisch sein und dann passt das schon 😉 .

    Liebe Grüsse
    Miriam

  11. Ich habe bisher auch noch nicht über das Thema gebloggt – mir hat es schlicht die Sprache verschlagen und ich wüsste auch grad gar nicht, was ich schreiben sollte. Bin aber guter Hoffnung, dass mir etwas mehr in den Sinn kommt, wenn die eidgenössischen Wahlen näher rücken. Denn das Thema Flüchtlinge und Migration wird garantiert von gewissen Parteien instrumentalisiert werden und dann gilt es Gegensteuer zu geben.
    Hier in der Schweiz läuft ja vieles anders als in Deutschland. Allein dass hier nicht täglich Tausende von Menschen ankommen ist ein Unterschied. Das Problem liegt anders und entsprechend anders sind die Reaktionen. Deshalb habe ich bisher auch nicht viel mehr getan als Informationen weiter geleitet und etwas Geld gespendet. Aber wie gesagt: Der Moment "zum d Schnurre ufmache" wird kommen.

  12. Ich habe deinen Artikel schon vor einigen Tagen gelesen und musste erst einmal darüber nachdenken, bevor ich mir eine tatsächiche Meinung dazu bilden konnte. Ich gebe dir so Recht!
    Bei mir hat dieses befremdliche Gefühl allerdings schon vor Monaten aufgekommen. Ich bin gebürtige Dresdnerin. Der großteil meines Freundeskreises und meine gesamte Verwandtschaft wohnt in und um Dresden. Meine beste Freundin hilft seit Monaten in Flüchtlingsunterkünften und versucht diese zu integrieren. Der Onkel meines Mannes läuft bei Pegida mit und auch der Bruder einer anderen sehr guten Freundin. Ich selbst wohne in Trier. Hier gibt es zwar auch Flüchtlinge, aber es wird kein großer Aufstand drum gemacht. Klar gibt es Spendenaufrufe. Und ab und an Kritik, weil die Unterkünfte überfüllt sind und es länger als einen Tag gedauert hat eine weitere Unterkunft zu finden. Aber es scheint hier alles ganz normal abzulaufen. Das Flüchtlibgsthema wird wie selbstverständlich in den Alltag integriert.
    Und dann fahren wir ja immer mal wieder unsere Familie in Dresden besuchen. Dieses Jahr zu Weihnachten, in den Osterferien, zur Hochzeit meiner Schwester im Mai und im Sommer für zwei Wochen. Ich fahre gern da hin. Aber es stört mich extrem, dass ich mich immer so intensiv mit dem Thema Asylkritik auseinander setzen muss sobald ich auf mir bekannte Menschen treffe die aus dem Raum Dresden kommen. Ich mag mich damit nicht so intensiv auseinander setzen. Ich habe eine klare Meinung: jeder Mensch sollte das Recht haben in Deutschland zu leben, wenn es nach mir ginge würde niemand abgewiesen werden und auch jeder Wirtschaftsflüchtling sollte in Deutschland eine Chance bekommen. Da gibt es viele Gegenmeinungen in meinem Bekanntenkreis und viele die meiner Meinung sind. Aber auch mit denen habe ich einfach keine Lust darüber zu diskutieren.
    Es nervt sich mit diesem Thema auseinander setzen zu müssen. Es nervt mich, dass es diese "Asylkritiker" gibt, die mich dazu zwingen mich damit zu beschäftigen und meine Meinung zu untermauern. Ich muss mir Fakten zusammensuchen die meine Meinung bestätigen, weil es Menschen gibt die mich dazu zwingen darüber zu diskutieren. Und mich nervt, dass dieser Zustand schon so lang existiert und irgendwie scheint dieses ganze rumzudiskutieren ja auch nicht viel zu bringen. Denn alle "Asylkritiker" die ich kenne blieben solche, egal wie viele Fakten jemand ihnen entgegenbrachte! Und ich wäre auch ohne diese ganzen Fakten bei meiner Meinung geblieben…

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