Zum ersten Mal in Jahren bin ich einfach in den Sommerurlaub – ohne zu bloggen. Hatte ich die letzten Jahre noch mühsam entweder selber aus dem Urlaub gebloggt oder geliebte Gastautoren auf «Mama on the rocks» eingeladen, machte ich diesmal – einfach gar nichts.
Ich fühlte mich mutig. Und irgendwie auch frei.
Ich hatte das iPad zwar dabei. Und immer wieder juckte es mich in den Fingern. DAS wäre ein Thema, und DARÜBER könnte ich schreiben. Könnte. Aber ich musste es nicht. War ich vorher getrieben von der Panik, präsent sein zu müssen, dachte ich diesmal merkwürdigerweise einfach: Nö. Muss nicht. Das Thema ist in zwei Wochen auch noch gut. Woher dieser U-Turn kam, weiss ich nicht. Es war einfach so.
Das klingt hier jetzt so leicht und flockig, Aber es ist sonst im Alltag eben gar nicht so leicht. Meine Geschäftspartner reiben sich ja jeweils ungläubig die Augen, wenn ich erzähle, was ich neben meinem 24/7-Job und Muttersein noch als Bloggerin tue – zum Beispiel erstmalig einen Schweizer Elternblogger-Kongress organisieren (psst, mittlerweile kann man sich registrieren/anmelden!). Ich gelte wohl als eierlegende Wollmilchsau, als Tausendsasa. Und so sehe ich mich selber auch gerne. Ich mag mein volles Leben. Nur manchmal, da wird es eben doch zu viel. Wenn man bloggen MUSS, weil doch schon wieder vier Tage vergangen sind ohne neuen Eintrag. Oder wenn man eben bloggen WILL, und es nicht kann, weil zuerst noch Geld verdient werden muss.
Ich habe also nicht geschrieben und auch nicht gearbeitet in den Ferien. Wirklich nicht.
Aber für danach war alles wieder perfekt durchgetimed. Bin ja schliesslich immer noch ich, wem will ich da was vormachen. Terminkalender also: Rückfahrt mit dem Auto aus Südfrankreich Samstag 23. Juli (900 km). Montag, 25. Juli: Kids in Kita, ich arbeite/blogge voll. Nachmittags 14 Uhr übrigens Interview in Zürich. Dienstag, 26. Juli: Kids in Kita, nachmittags @endwinterwunder mit ihrer Familie am Flughafen Zürich abholen. Sie verbringen nämlich eine Ferienwoche bei uns! Alles getimed! Juhui!
Tjanun.
Was ich mit nachhause brachte am Samstag, war eine fette Mittelohrentzündung, die mir total den Boden unter den Füssen weggewischt hat. Wer sich fragt, wie so eine Mittelohrentzündung beim schreienden Kleinkind sich wohl anfühlt: Es sind Schmerzen aus der Hölle. Begonnen hatte es schon von Mittwoch auf Donnerstag mit Schüttelfrost und Fieber und wurde in der Folge immer schlimmer. Freitagabend die ersten Ohrenschmerzen. Als wir am Samstag nach langen 900 km in der Schweiz ankamen, fuhr mein Mann mich direkt in die Notfallklinik. Ka-tching! Entzündungswerte durch die Decke, Lymphknoten alle geschwollen, Trommelfell kurz vor dem Platzen. Fieber, Nase zu, Hals zu. Da ging gar nix mehr. Seither lag ich komplett flach. Und diese Schmerzen… Sonntags wachte ich um 6 Uhr früh auf und wimmerte nur noch. Ich heulte und heulte vor Schmerz, bis die Medikamente wieder wirkten. Die Erkenntnis: Schmerz macht Dich zu einem kümmerlichen Zellklumpen.
Da war nix mit chillen und gemütlich Arbeiten am Sonntag, geschweige denn Interviewtermin wahrnehmen gestern. Ich musste alles absagen. Ich war ein Zellklumpen.
Entschleunigung galore
Zwei Wochen Urlaub und zwei Wochen nicht zu bloggen und zu arbeiten haben meinem Körper wohl nicht gereicht. Er macht gerne eine Vollbremsung für mich, wenn ich selber nicht merke, dass ich den Terminkalender bzw. mich selber überstrapaziere. Ich lag die letzten Tage nur rum. Zwangspause! Für mich ein unerträglicher Gedanke, wusste ich doch, was alles noch zu tun ist. Aber das Nichts tun tat gut. Und nachdem sich gestern Johannes Korten, ein bekannter Blogger, leider das Leben genommen hat und dies auf Twitter auch ankündigte, bin ich mehr denn froh um diese Schutzfunktion meines Körpers und dass ich sie wahrnehme. Wir sollten alle mehr auf uns hören, uns an den Händen halten (#einanderhalten) und wenn es manchmal schwierig wird, auch gegenseitig tragen. Hannes‘ Freitod gestern hat mich sehr erschüttert.
Es geht mir besser, aber ich muss mich noch schonen. Ich musste mich heute früh entscheiden: bloggen oder arbeiten, bevor ich jetzt dann gleich die liebe @endwinterwunder in Zürich abhole? Ihr seht, wofür ich mich entschieden habe.
Passt auf euch auf!