Hymne an Copperfield und zweieinhalbjährige Jungs

Ich mag dieses Kerlchen. Mit seinen zweieinhalb Jahren hat er den Schalk faustdick hinter den Ohren. Er wütet zwar immer noch wie Rumpelstilzchen herum, wenn ihm etwas nicht passt. Aber er versteht dann auch, wenn das Konsequenzen hat. Gestern musste ich mit ihm schimpfen, weil er sich partout in Auto nicht angurten lassen wollte. Also habe ich zur härtesten Bestrafung überhaupt gegriffen: «Es gibt nachher keine m&m’s für Dich!» Copperfield war erschüttert. Liess sich aber angurten. Später zuhause fragte er nach Ummi-Ärli (Gummibärchen). Auch die gab es nicht. Ich räumte gerade die Geschirrspülmaschine leer und er half mir eifrig. Ein Novum! Kaum war die Tür der Spülmaschine wieder geschlossen, fragte er mich mit Kulleraugen: «Emunem?» Was soll man da bitte antworten?!

Wenn man ihm durchaus freundlich etwas verbietet oder verneint, fragt er mit noch grösseren Kulleraugen und extrem höflich mit piepsiger Stimme und so so niedlich: «Warum niiiiid?» Da schmilzt jedes Elternherz. Er macht mit Vorliebe Dinosaurier nach und röhrt «ROARRRRR!!», dass jede räudige Katze Angst vor ihm kriegt.

Am Mittwoch sassen wir früh morgens am Bahnhof und haben die Ein- und Abfahrt der Busse beobachtet. Bis ich den sehnsüchtigen Blick meines Jungen nicht mehr aushielt, eine Tageskarte kaufte und dann anderthalb Stunden mit einem aufgeregten Copperfield im Bus sass und ohne Ziel herumfuhr und die Gegend erkundete.

Happiest Busfahrer alive!
Happiest Busfahrer alive!

Am besten aber gefällt mir momentan diese Geschichte, von der ich seit Tagen zehre:
Letzte Woche hat Copperfield beschlossen, dass das mit dem Mittagsschlaf eine ganz doofe Sache sei und er das nicht mehr wolle – von einem Tag auf den anderen. OOOKAAAAYYYYYYY. Am Samstag nach dem Mittagessen legten wir ihn trotzdem zum Schlafen hin. Man weiss ja nie……?! Er liess es bereitwillig zu, Tschakka! LadyGaga war für die Zimmerstunde bei geschlossener Tür in ihrem Zimmer (gegenüber von Copperfields Zimmer), mein Mann am PC im Arbeitszimmer (neben Copperfields Zimmer). Ich selber war im oberen Stock in unserem Schlafzimmer, um mich umzuziehen. Nach ungefähr zehn Minuten war ich fertig und machte einen ersten Schritt auf die Treppe hinunter. Da hörte ich es:

«UHHHHHHHHH!!!»

Gefolgt vom hastigen Davonstapfen kleiner Kinderfüsse. Offenbar hatte der Lausejunge die letzten zehn Minuten spielend im Flur verbracht, unentdeckt von der Familie. Leider kann ich den Ton seines «UHHHHHHHHH!!!» hier nicht einfangen. Aber ihr müsst euch einfach pures Erschrecken vorstellen – als hätte ich Copperfield mit der Hand in der Gummibärchen-Tüte erwischt.

Als ich im Flur stand, war kein Verbrecher Kind zu sehen. Ich ging in Copperfields abgedunkeltes Zimmer und fand dort meinen Jungen mit den Händen vor den Augen vor dem Bett liegend wieder. Klar, wenn er die Hände vor den Augen hat, sieht ihn auch keiner!

Ich musste so herzhaft lachen und habe ihn direkt geknuddelt. Und wenn ich die Augen schliesse, höre ich noch immer dieses «UHHHHHHHHH!!!» und grinse zärtlich vor mich hin. Zweieinhalb ist einfach cool.

5 thoughts on “Hymne an Copperfield und zweieinhalbjährige Jungs

  1. Oh ja, das ist ein tolles Alter! Auf der einen Seite sehr anstrengend, weil die Kinder mittlerweile genau wissen, welche Knöpfe sie bei uns Großen drücken müssen – auf der anderen Seite sooo niedlich, weil sie oft mit so kleinen Dinge so glücklich gemacht werden könnn (wie Busfahren). Und oft weiß man dann nicht, ob man schimpfen oder lachen soll, richtig?
    Viele Grüße, Steffi

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