Am Samstag bin ich auf der denkst-Konferenz und spreche darüber, wie man eine Blogparade macht. Und dann stach mir am Mittwochabend dieser Tweet von Melanie von Glücklich scheitern ins Auge:
Wer von euch arbeitet noch nachdem die Kinder schlafen UND WIE MACHT IHR DAS?
— Melanie (@glcklchschtrn) 17. Mai 2017
Ich klinkte mich in die Diskussion ein und hatte plötzlich die Idee: Daraus könnte ich eine Blogparade machen, ein praktisches Beispiel für meinen Vortrag! Denn die Frage stellt sich ja tatsächlich ganz vielen von euch: Wie kann ich im Homeoffice erfolgreich funktionieren? Ist das überhaupt etwas für mich? Als ich aber durch die vielen Antworten auf MelaniesTweet scrollte, merkte ich, dass das eigentlich Melanies Blogparade sein sollte – ihre erste! Ich schloss mich mit ihr kurz, und tatsächlich hatte sie sich selber schon überlegt, darüber zu schreiben. Gerne überlasse ich ihr das Feld und mache bei ihrer Blogparade #ElternHomeOffice mit.
So ist das bei uns
Zu Beginn meiner Selbständigkeit habe ich zu jeder möglichen Tageszeit gearbeitet. Zu jeder. Konkret war das dann täglich von 20 bis 24 Uhr, wenn die Kinder schliefen, sowie in kleinen Stücken verteilt über den Tag. Und natürlich am Wochenende für zwei, drei Stunden. Oder vier. Oder fünf. Nach zwei Jahren lief ich aber auf dem Zahnfleisch, und es war klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Die für mich nötigen Auszeiten folgten in immer kürzeren Abständen.
Wir haben dann am Betreuungsmodus für Copperfield und LadyGaga gedreht, so dass ich jetzt tagsüber zu Bürozeiten auf eine Arbeitszeit von 60% komme. Dazu kommen nächtliche Einsätze von 20 bis 22 Uhr – nicht aber jeden Abend. Am Wochenende arbeite ich manchmal ein, zwei Stunden. Es kann auch mal mehr sein, und erreichbar bin ich prinzipiell eigentlich fast immer. Es bleibt aber überschaubar bzw. noch gesund für mich.
Wenn ich abends arbeite, putzt mein Mann in der Zeit manchmal die Küche oder wäscht. Wenn er es nicht macht, lasse ich es liegen. Ich habe aufgehört, nachts nach dem Arbeiten noch aufzuräumen – der Wutpegel ist aus lauter Müdigkeit dann sehr hoch.
Frühmorgens kann ich nicht arbeiten
Ich kenne einige Mütter und einen Vater, die morgen um 5 Uhr die ersten Mails schreiben, «weil es dann herrlich ruhig ist im Haus». Ich würde Amok laufen, wenn mich der Wecker um diese Zeit aus dem Schlaf klingeln würde. Aber abends, da geht das mit dem Arbeiten – wenn es nicht Konzentrationsarbeiten am PC sind.
Gerne würde ich morgens nach dem Aufstehen mit frischem Kopf direkt an den PC sitzen und arbeiten. Das geht aber nicht. Es ginge eben nur um 5, und da schlafe ich. Es hat sich so eingependelt, dass ich LadyGaga für die Schule fertig mache und mein Mann Copperfield für die Kita.
Thema Sauberkeit im Haus
Während der Kita/Schulzeit arbeite ich und lasse den Haushalt komplett aussen vor. Das heisst konkret: Die Küche kann aussehen wie Sau, ich lasse sie so. Ich bin nicht Mama-Ehefrau-Hausfrau Séverine, ich bin Businessfrau Séverine. Wenn ich nicht im Homeoffice, sondern in einem Büro ausserhalb des Hauses sitzen würde, käme ich auch nicht auf die Idee, irgendwas aufzuräumen oder zu putzen. Die beiden Bereiche sind also klar getrennt.
Das war aber ein Prozess. Zu Beginn meiner Selbständigkeit habe ich noch selber geputzt. Nach einem halben Jahr habe ich aber gemerkt: mich zerfleddert es zwischen Haushalt und Arbeit. Ich sah immer, was es noch zu tun gab im Haus. Ausserdem war die neue Hausregel plötzlich: Wer im Homeoffice arbeitet, macht auch den Haushalt, weil er ja da ist. ÖH. NOPE.
Durch das Delegieren des Putzens haben wir viel Sand aus dem Getriebe geholt. Das Abgrenzen fiel mir leichter. Natürlich ist das eine Kostenfrage, aber die Investition hat sich für uns als Familie definitiv gelohnt. Ich muss meine «Freizeit» nicht mehr mit Putzen verbringen, sondern habe dann Zeit für die Kinder. Wenn das finanziell nicht drin liegt, müssen trotzdem unbedingt Haushalt und Arbeit zeitlich getrennt werden. Sonst dreht ihr durch!!
Du bist ja zuhause, kannst Du mal…
Das ist ein leidiges Thema. Wer im Homeoffice ist, kümmert sich automatisch auch um die kranken Kinder. Das leuchtet ein, schliesslich ist da kein Chef, der reklamiert. Aber es ist echt mühsam, denn die ausgefallene Arbeitszeit muss in Nachtschichten wieder reingeholt werden. Dafür habe ich leider kein Patentrezept, ausser dass meine Schwiegereltern uns helfen (DANKE!!!!). Meine kranken Kinder werfen mich jedes Mal total aus der Bahn.
Listen
Ich führe Listen. So richtig physische. Da schreibe ich immer drauf, was ich noch alles (beruflich!) erledigen muss. Diese Listen schreibe ich jeden Tag um. Ich hab aber auch noch eine separate Liste mit «Kind X zu Y fahren, Elektriker anrufen etc.». Die Listen helfen mir, nicht den Überblick zu verlieren, was wirklich wichtig ist an diesem einen speziellen Tag. Auf den dann der nächste eine spezielle Tag folgt.
Die Liste schreibe ich jeweils am ENDE eines Arbeitstages für den nächsten Tag. So kann ich den Tag (und meinen Kopf) abschliessen und wirklich gedanklich Pause machen.
Pausen
Wenn ich tagsüber arbeite, mache ich IMMER eine Mittagspause von einer Stunde. Wenn dann das Handy klingelt, nehme ich nicht ab. Ausserdem habe ich ja vor einem Jahr mit Klarinettenunterricht angefangen. Wenn ich ein Projekt/Aufgabe abgeschlossen habe, spiele ich eine halbe Stunde Klarinette, um den Kopf regelrecht durchzupusten.
Die Kehrseite
Homeoffice bedeutet auch, ein Telefonat anzunehmen, weil man sieht, dass da ein Kunde dran ist – auch wenn der Sohn gerade plantschend in der Badewanne sitzt. Und dann wie auf Kommando das ganze Bad unter Wasser setzt, während man ohnmächtig zusieht und mit dem Gesprächspartner am Telefon ernst über mögliche Inserateplatzierungen diskutiert.
Oder: Habt ihr eine Ahnung, wie man im Homeoffice ein Telefonat überhaupt vorbereitet? Einen ganzen Vormittag lang!
Fazit
Ein Homeoffice ist nicht einfach da und funktioniert. Homeoffice entwickelt sich. Man probiert aus, was funktionieren könnte, was für die Familie passt. Man fällt auf die Nase (bzw. todmüde ins Bett) und strukturiert sich neu. Die Kinder werden älter, die Situation ist veränderbar. Dessen muss man sich bewusst sein. Was heute klappt, kann morgen schon wieder kalter Kaffee sein. Und: Der heutige Stress mündet morgen vielleicht in einem Wellnessaufenthalt im Schwimmbad. Man muss nicht alles immer nur schwarzsehen. Aber: Ohne Struktur und Durchhaltewillen geht es nicht.
Macht ihr auch mit bei Melanies erster Blogparade? Ich werde gerne alle Beiträge lesen, vielleicht kriege ich ja noch mehr Tipps für mein eigenes Homeoffice!
Huhu! Wir sind nicht selbständig und arbeiten office-based, also nicht zu Hause. Die Nachmittage und Abend verbringen wir mit deb Kindern. Das heißt wir arbeiten abends wenn die Kinder im Bett sind auch. Oft erledigt dann einer noch den Einkauf. Es wird Wäsche gemacht, geputzt was nötig ist, private Ablage gemacht, Onlinebanking etc. Wenn die Kinder bei uns ab 20Uhr schlafen ist selten wirklich Feierabend. Und es ist auch nur das nötigste was wir abends noch tun müssen. Wollte ich einfach mal so erzählen…auch nicht-Selbständige müssen abends noch arbeiten. In der Regel das was die meisten Selbständigen oftmals tagsüber so nebenbei organisiert kriegen; auch wenn das natürlich auch nicht das gelbe com Ei ist, wie Du ja schreibst 😉
VG von Anni.
Ich gebe Dir recht, die Angestellten haben meistens auch keinen Feierabend, wenn die Kinder im Bett sind. Wenn ich früher jeweils um 17 Uhr nachhause ging vom Büro, kriegte ich von den Kollegen zu hören: „Schönen Feierabend!“ Innerlich habe ich die Augen verdreht, von wegen Feierabend!
Allerdings trenne ich heute im Homeoffice wie gesagt die Arbeit vom Heim, heisst ich krieg das eben oft auch nicht „so nebenbei organisiert“, wie Du erwähnst.
LG
Séverine
Hallihallo… habe gerade dein Beitrag gelesen. Mann bin ich froh, bin ich nicht die einzige…. der Beitrag könnte fast 1:1 von mir geschrieben sein. Wenn ich es zeitlich noch schaffe, dann versuche ich auch noch an der Blogparade mit zu machen.
Lieber Gruss
Claudia
http://www.hamerlike.ch
Das mit der Trennung von Home Office und Haushalt ist wirklich eine Krux. Bei mir ist es oft zusätzlich das Einkaufen – das ich gern ohne Kinder erledigen würde weil es sonst zum Drama wird; aber dann geht ebemn meine „Arbeits“zeit flöten. Vieles ist wirklich eine Frage der Abgrenzung von all dem, was man sonst noch so reißen müsste…