Als wir am 26. Januar in der Dominikanischen Republik ankommen, regnet es. Na wunderbar! Dabei soll Januar doch die beste Jahreszeit für die Karibik sein und keine Regenzeit (detaillierte Infos zur besten Reisezeit in die Karibik findet ihr super aufbereitet auf Niedblog). Wir gehen vom Flughafen via Bus direkt aufs Kreuzfahrtschiff «Mein Schiff 3» und starten noch am selben Abend unsere Kreuzfahrt durch die Karibik.
Am ersten Seetag regnet es. Am 28. Januar sind wir auf Dominica – und es regnet.
Eindrücke von Dominica
Wir haben auf Dominica keinen Ausflug gebucht, denn wir wollen auf eigene Faust mit einem Taxi zu einem der berühmten Wasserfälle fahren. Der Hibiskus- sowie der Trafalgar-Wasserfall sollen sehr schön sein. Wir könnten einen von TUI organisierten Ausflug machen, aber mit den Kindern ist uns das zu anstrengend. Als wir auf der Insel ankommen, giesst es aus vollen Kübeln. Zuerst wollen wir Roseau, die Hauptstadt, besichtigen. Aber die Stadt gleicht einer Geisterstadt. Alles wirkt wie niedergemäht:
Wir sind etwas ernüchtert.
Schnell vereinbaren wir mit einem Taxifahrer einen Preis, um zu einem Aussichtspunkt zu fahren, von wo aus wir die Wasserfälle von weit sehen können. Er verlangt 80 US Dollar. Ich will den Preis auf 70 Dollar drücken, und er meint, ich solle ihm 80 Dollar bezahlen, wenn uns der Ausflug gefällt. Ich stimme zu.
Unterwegs sehen wir zerstörte Strassen, niedergedrückte Palmen, zerklüftete Flussbette. Alles ist grün und wild, die Strasse sind aufgeplatzt. Es regnet immer noch. Ich frage den Taxifahrer, ob Dominica vom Hurrikan 2017 schwer getroffen wurde. Ich dachte an Irma. Der Taxifahrer aber nickte und sagte: «Maria hat uns fertig gemacht.»
Die ganze Insel wurde zerstört. Von seinen Taxifahrerkollegen ist bis heute einer nicht wieder aufgetaucht. «Der ist einfach weg, den hat der Sturm mitgenommen!» Sein eigenes Haus wurde dem Erdboden gleichgemacht. Er hielt sich mit der Familie am Kühlschrank fest, damit dieser nicht davonflog. Am Ende mussten sie ihn loslassen, um das eigene, nackte Leben zu retten. Der Taxifahrer sagt das fröhlich in seinem Karibik-Singsang. Ich werde still.
«Ihr Schiff ist das erste, das seit der Katastrophe wieder hier ist. Dabei brauchen wir das Geld so dringend, um die Insel wieder aufzubauen. Aber die USA wollen erst wieder auf unsere Insel kommen, wenn sie wieder aufgebaut ist.»
Ich schüttle den Kopf. So viel Elend. So viel Ungerechtigkeit
Wir sind still, draussen prasselt der Regen. «Ist es normal, dass es so viel regnet im Januar?», frage ich den Mann. «Klimawandel!», singsangt er. Ja, das habe ich auch gedacht. Der Klimawandel macht auch vor der Karibik keinen Halt.
Ich betrachte das Schlachtfeld dieser Insel, das sich unserem Auge bietet, erkläre LadyGaga, warum hier alles so schlimm aussieht. Ich will, dass sie es sich gut einprägt.
Es hat aufgehört zu regnen. Auf einem Pass hält der Taxifahrer an. «Da drüben sehen Sie die beiden Wasserfälle!» Wir steigen aus, schiessen zwei, drei Fotos. Sofort stürzen sich zwei Frauen auf uns, die auf einem Tisch (eigentlich einer alten Tür) ihre Marktware für Touristen anbieten. Eigentlich gefällt mir nichts davon, aber ich kaufe hastig ein paar Kleingeiten, denn ich will sie unterstützen. Plötzlich reisst der Himmel wieder auf und es regnet Hunde und Katzen.
«Was haben Sie Glück, ich bin so froh, konnte ich Ihnen die Wasserfälle noch zeigen, bevor es wieder regnet. Das waren perfekte zwei Minuten», lacht der Taxifahrer. Ich schüttle mich wie ein begossener Pudel. Die Kinder finden es nicht lustig. Sie sind nass. Ich auch. Zum Glück sitzen wir im Taxi.
Als wir wieder zurück im Hafen sind, gebe ich dem Fahrer 80 Dollar. Er braucht das Geld dringender als ich.
Wir gehen nachdenklich aufs Schiff zurück, wo wir am gleichen Abend Richtung Barbados in See stechen.
Das Paradies hat Flecken.
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