Vor kurzem traf ich eine Freundin zum Business-Lunch. Sie ist wie ich selbständig und hat Angestellte. Sie ist meine Sparring Partnerin und wir tauschen uns immer wieder mal über Geschäftliches aus, auch wenn unsere Berufsfelder komplett divergieren.
Während des Gesprächs sagte sie etwas, das mich nachdenklich stimmte: «Wenn Du erst mal 50 bist, wuppst Du das alles nicht mehr so einfach. Das wird dann Knochenarbeit. Der Körper mag nicht mehr mithalten.»
Das interessierte mich, plage ich mich doch gerade selber mit der eigentlich heiss geliebten und mit 39 noch ersehnten, heute kritisch beäugten 40 rum.
«Wie meinst Du das?», hakte ich also neugierig nach.
«Ich bin jetzt 55. Ich muss noch rund zehn Jahre arbeiten. Ich muss so planen, dass mein Büro noch zehn Jahre gut existieren kann. Wer stellt schon eine 55-Jährige ein, deren Firma Pleite ging? Mit 40 machst Du Dir darüber noch keine Gedanken. Aber irgendwann wird der Horizont wieder kleiner.»
Sie hat Recht.
Ich bin 41 und habe meine Wehwehchen – aber ich bin fit, was meinen Job anbelangt. Wenn es ums Geschäft geht, stehe ich in meiner vollen Blüte. Ich denke nicht darüber nach, wie es morgen mit meiner Selbständigkeit aussieht, weil Aufgeben ganz einfach keine Option ist. Da kommt noch so viel Gutes auf mich zu! Ich. Bin. Erfolgreich. Das ist schwer erarbeitet, darauf bin ich stolz und das mache ich nicht klein.
Mit 20 hatte ich das Gefühl, dass mir die Welt zu Füssen liegt. Dann kamen Burn-out, schlechte Erfahrungen in Jobs und in der Liebe. Ich wurde erwachsen, als es darum ging, Rechnungen zu bezahlen. Da hatten Träume keinen Platz mehr, und ich erkannte, dass die Welt nicht auf mich gewartet hat. Irgendwann wurde ich Mutter und es folgte ein kompletter Schleudergang.
Und heute – heute stehe ich selbstbewusst da und sage: Die Welt gehört wieder mir! Ich kenne mein Universum. Im Grossen und Ganzen funktionieren die Rädchen meines Getriebes – weil ich an mich glaube. Weil ich daran glaube, dass ich das alles packe.
Aber was, wenn mein Körper nicht mehr mitkommt mit meinem Willen?
Ich bin ein Mensch, der im Jetzt lebt. Und doch machen mich die Worte meiner Freundin nachdenklich. Wenn ich will, dass mein Geschäft auch in zehn Jahren noch floriert, sollte ich dann nicht schon jetzt die Weichen stellen? Mit 50 bin ich vielleicht zu müde, mich neu zu erfinden. Anders als meine Freundin habe ich noch 25 Jahre Arbeitswelt vor mir. FÜNF_UND_ZWANZIG! Und ein Weg zurück in die Arbeitnehmerschaft ist für mich undenkbar.
Wie wird sich die Arbeitswelt in den nächsten 25 Jahren vor allem digital weiterentwickeln, während ich heute schon daran scheitere, meine %gr_!!X%!!!!! iCloud, für die ich regelmässig zahle, auf dem PC bzw. im Nirvana des WWW zu finden??!?!?!
Ich bin kein Digital Native.
Ich nutze zwar Social Media, blogge, arbeite täglich am PC. Aber die Digitalisierung ist mein Armageddon. WO! IST! DIESE! iCLOUD?!?!?!?!
Und irgendwann werde ich dann klammheimlich zur Mutter, die ihre Kinder bittet, ihr den Nachfolger von WhatsApp zu erklären. Wie kann ich noch erfolgreich sein, wenn die nächste und die übernächste und die überübernächste Generation schon in den Startlöchern stehen?! Die Kunden, mit denen ich es zu tun habe, werden schon heute immer jünger (jaja und ich älter…)
Ich habe mir vorgenommen, meine weitere Karriere achtsam zu planen. Die Kunst liegt darin, die Chancen zu nutzen, wenn sie da sind. Und die beherrsche ich. Und ähnlich wie Ludwig XIV., dessen Bildung (aka iCloud!) begrenzt war, werde ich die richtigen Leute um mich scharen müssen, deren Wissen meine Firma weiterbringt.
Für heute wäre ich aber einfach froh, ich hätte meine iCloud.
Wie ist das bei euch, kommt ihr mit dem digitalen Fortschritt immer mit? Oder ist euch das komplett egal?
Liebe Severine,
der Beitrag ist klasse! Ich bin ja auch gerade 40 geworden und selbstständig. Auch für mich kommt eine Rückkehr in einen normalen Job eigentlich nicht mehr Frage. Gedanken oder Sorgen über die Zukunft mache ich mir bisher trotzdem keine – irgendwie glaube ich fest daran, dass es immer irgendwie gut geht und sich immer neue Türen öffnen werden. Ob das naiv ist? Keine Ahnung… falls ja, werde ich es vermutlich erst wissen, wenn es zu spät ist…. 😉
Bis dahin genieße ich die Zeit und versuche weiter „dranzubleiben“, was die technische Entwicklung angeht. Ich glaube das ist sinnvoll – es wirkt dem Gefühl entgegen, der Technik ausgeliefert zu sein!
Davon abgesehen liebe ich es, dass ich über meinen Wlan Drucker vom Handy aus drucken kann, mit meinem Fire HD Stick im Dachgeschoss fernsehen kann, mit Spotify offline meine Lieblingslieder hören kann oder oder von unterwegs per App die Switchkonsole der Kids kontrollieren kann.
Die iCloud bzw. iTunes und die Apple-Foto-Verwaltung nerven mich allerdings auch ziemlich…genau wie CAPTCHA Codes (Ich hasse sie!).
So, genug von mir!
Ganz liebe Grüße und bis bald,
Patricia
Ich habe allen Stolz fahren lassen und frage einfach die Referendarinnen, ob sie mir dies und jenes erklären können … Ich fürchte, man muss dranbleiben.