Sind wir wirklich nur mit Kindern glücklich?

Vor kurzem hatte ich SMS-Kontakt zu einer Kollegin, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Sie ist 37 und kinderlos. Ich kenne sie schon eine Weile. Als ich mit Copperfield schwanger war, hatten wir sehr viel Kontakt. Sie freute sich mit mir, das weiss ich. Gleichzeitig sagte sie aber auch: «Ich glaub, ich will keine Kinder.»

«Warte nur ab», sagte ich dann jeweils milde lächelnd. «Kinder zu haben ist das grösste. Du spürst dann eine Liebe in Dir, die Du nie für möglich gehalten hättest. Bedingungslos! Kein anderes Gefühl wiegt diese Liebe auf. Aber man kann es erst verstehen, wenn man es selbst erlebt hat.»

Sie zuckte nur mit den Achseln.

Nach Copperfields Geburt verloren wir uns aus den Augen. Aber ich habe noch eine andere, sehr gute, kinderlose Freundin. Ü50 diesmal. Ihr habe ich nie gesagt «Warte ab, Du wirst Deine Meinung noch ändern.» Schon als wir uns kennenlernten, war klar, dass sie keine Kinder haben will und auch keine haben wird.

Ich konnte das jahrelang nicht nachvollziehen, weil – Kinder zu kriegen ist doch das grösste! Wie kann man das nicht haben wollen?

Aber die Jahre vergingen, und meine Freundin ist immer noch sehr happy mit ihrem Leben und kinderlos. Ich kann mir sie nicht mit eigenen Kindern vorstellen, auch wenn sie meine sehr mag.

Ich bin sehr müde vom Alltag mit meinen zwei Kindern. Ich bereue nichts. Aber ich sehe mit der erworbenen Lebenserfahrung differenzierter, dass Kinder zu kriegen eben doch nicht das grösste ist, für jeden erstrebenswert und das ultimative Ziel zum perfekten Glück. Kinder hin oder her, glücklich sollten wir uns doch bitte ganz alleine machen.

Ich anerkenne heute, dass ein gelebtes Leben auch ohne Kinder erfüllt sein kann. Wir sind alle anders.

(c) Fotolia

Das klingt einfach. Aber früher war ich wohl eher übergriffig mit meinem «Warte nur ab, Du wirst schon noch auf den Geschmack kommen, wenn die Hormone oder die biologische Uhr Dich durchschütteln, haha.»

Ich mag es nicht, mich selbst so übergriffig zu erleben, quasi hinter meine eigene Fassade zu schauen. Ich habe immer von mir geglaubt, ich sei weltoffen. Leben und leben lassen. Stattdessen habe ich jahrelang mit meinem milden Lächeln impliziert, dass nur wir Mütter die besseren Menschen sind, weil wir es «voll gecheckt haben» im Leben.

SORRY!!!

Ich entschuldige mich hiermit in aller Form bei allen kinderlosen Frauen und Männern, die bewusst keine Kinder haben wollen. Kein Leben ist besser als das andere.

Meine kinderlose Kollegin schrieb mir letzte Woche eine SMS: «Blablabla, deshalb werde ich garantiert KEINE Kinder haben, zwinkerzwinker.» Was ich geantwortet habe: «Weisst Du was? Ich sehe das genauso. Du bist toll so, wie Du bist!»

 

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