Ich bin müde. Morgens habe ich die Kinder alleine für Copperfields Chindsgi-Reise sowie die Schule vorbereitet. So ein Wander-Rucksack will gepackt sein, ein nervöses Kind beruhigt werden. Danach Arbeit am PC für ganze 45 Minuten. Denn um 9.05 Uhr habe ich während der Arbeitszeit einen Termin in LadyGagas Schule. Arbeit danach wiederum bis 15 Uhr, unterbrochen von 30 Minuten Essenspause (Reste-Küche). Dann sind beide Kinder wieder zuhause. Es folgt ein Duschmarathon inkl. Zeckenkontrolle und aufgeregtem Geplapper. SMS-Kontakt mit einer anderen Mutter. Ob Copperfield seinen Beyblade wieder nachhause gebracht hat? Alles paletti. Ich bereite ein Zvieri vor, die Kinder verkrümeln sich für eine Stunde vor den Fernseher. Ich arbeite wieder, aber reichlich unkonzentriert. Um 17 Uhr werfe ich beide Kinder aus dem Haus. «Raus mit euch in den Garten, geniesst die Sonne. Ich gehe rasch einkaufen.» Gesagt getan. Kurz vor 18 Uhr komme ich zurück, telefoniere mit Martin von der Swiss Blog Family, während ich gleichzeitig die Einkäufe auspacke. Mein Mann ist mittlerweile offenbar zuhause, aber ich höre und sehe ihn nicht. Die Kinder rufen abwechselnd nach mir, weil sie irgendetwas zeigen/sagen/reklamieren wollen. «Ich telefoniere!», brülle ich entnervt. Und: «Nein, es gibt jetzt keine Süssigkeiten, Copperfield, wir essen gleich!» Nach dem Telefonat beginne ich hektisch zu kochen. Die Uhr tickt. Die Kinder spielen fröhlich (und laut) draussen. Ich bereite grünen Spargel im Speckmantel zu, wasche Erdbeeren, schneide Melone, brate Halloumi-Käse. Keiner da. Ich rufe nach meinem Mann, damit er mir hilft. Kein Echo. Ein Kind trudelt ein, dann das zweite. Grummelnd decken sie auf meine Bitte hin den Tisch. Ich bin fertig mit Kochen. Und mit den Nerven. Mein Mann kommt zu uns. Wir essen.
Es fällt mir wie Schuppen von den Augen
Irgendwann später sage ich zu ihm: «Weisst Du, ich wäre die perfekte Besetzung für einen Film wie „Freaky Friday“ mit Lindsay Lohan und Jamie Lee Curtis, wo Mutter und Tochter den Körper tauschen, weil sie so gerne das Leben des anderen leben würden. Nur wäre ich dann gerne Du und Du dann ich.»
«Nein, lieber nicht», meint mein Mann.
Verdattert schaue ich ihn an. «Dann ist Dir also bewusst, dass Du da den Kürzeren ziehst? Dass ich immer an 50 Millionen Sachen gleichzeitig denken muss und alles organisiere für die Familie?»
«Ja klar.»
Und dann ergänzt er: «Aber ich würde das dann eh anders machen als Du. Ich weiss ja dann trotzdem nicht, an was Du alles denkst. Ich mache dann einfach nichts.»
BÄMM.
Stille.
Er meinte das natürlich witzig, und ich bin ihm da auch nicht böse (naja vielleicht ein klitzekleines bisschen), aber:
Fuck the system!!!!!!!!!!!!!
Denn das, liebe Leute, ist das Problem der Vereinbarkeit 2019. Wir können es drehen und wenden wie wir wollen: Wenn beide Partner arbeiten, bleibt der Mental Load (Link nachher unbedingt ansehen!), die Denkarbeit als Familienmanagerin, oftmals trotzdem an der Frau hängen. Hey, endlich mal ein ManagerINNEN-Posten. WTF?!
Natürlich gibt es die Ausnahmen, dass auch Männer an alles denken. Aber es sind AUSNAHMEN. Warum sind wir so? Weil wir es von Kind an so gelernt haben? Weil es uns antrainiert wurde? Oder liegt es an den Genen? Bestimmt mein weibliches Gehirn, dass ich eben besser in Multitasking bin als ein Mann? Ich kann das irgendwie nicht akzeptieren. Ich habe gerade letzte Woche mit einer Professorin im Rahmen eines Interviews über diese Fragestellung diskutiert. Einen Konsens fanden wir nicht – und wir waren ja nur ZWEI Frauen. Wie soll das dann auf politischer, auf sozialer Ebene funktionieren? Was muss getan werden, damit sich etwas ändert und ich trotz dank Berufstätigkeit als Mutter nicht einfach mehr an der Backe habe als der Partner bzw. die Männer generell?
Ich habe keine Lösung, nur Fragen. Sicher liegt es aber an uns (Müttern UND Vätern!), unseren Kindern entsprechende Werte mit auf den Weg zu geben für die nächsten Generationen. Und noch sicherer muss sich etwas tun mit dem Vaterschaftsurlaub in der Schweiz – damit Väter VON ANFANG AN in der Erziehung und dem Familien-Management gleichberechtigt involviert sind und sich gar nicht erst verstecken können hinter einem «Du musst mir halt sagen, was zu tun ist.» Danke nein. Checkt denn keiner, dass auch das Delegieren schon Arbeit, eben Mental Load ist?!
Es ist noch ein langer Weg.
Also, ganz ehrlich, bei so einer Antwort des Mannes wäre ich mehr als nur ein bisschen sauer! Könnt ihr nicht die Bereiche des Haushaltes und der Kindererziehung klar aufteilen (zumindest jene Dinge, die sich gut aufteilen lassen), und dafür ist dann jeder alleine verantwortlich? Bei uns macht z.B. der Mann – neben anderen Sachen – die gesamte Wäsche (inkl. Bügeln). Das war auch schon bei meinen Eltern so. Für Fragen bei den Hausaufgaben war ebenfalls mein Vater zuständig. Den Kindern kann man das klar und am Anfang immer wieder kommunizieren, mit der Zeit werden sie sich automatisch bei Fragen und Anliegen an den zuständigen Elternteil wenden. Und ja, beide Partner müssen dann akzeptieren und respektieren, dass der andere gewisse Dinge vielleicht nicht so macht, wie sie es machen würden/gerne hätten.
Zu deinem Beitrag passt dieser hier gut. https://dasnuf.de/declutter-your-to-do-list/#more-10306 Er schließt sich deinen Gedanken an.
Oh wie gut kenne ich das Problem. Und oft genug höre ich von meinem Mann ähnliche Aussagen, wie zum Beispiel am Wochenende: Das sind meine zwei freien Tage, da möchte ich ausruhen. Ich nur so: WTF?!?!? Ist ja nicht so, dass auch ich die Woche über arbeite, und Samstag und Sonntag meine „freien“ Tage sind. Mit reichlich Spass mit Hausaufgaben, Wäsche waschen, putzen, vorkochen, einkaufen usw. Aber ja, Mann muss sich ja ausruhen. Und neulich morgens (ich mache beide Kinder immer fertig, mache Frühstück und bringe sie vor der Arbeit zur Schule) als mein Mann auf sein (von mir zurebereitetes) Frühstück und Kaffee wartet, meinte ich nur: Statt auf Dein Handy zu gucken, hättest Du Dir ja schon Kaffee machen können. Die verdutzte Antwort: Du bist doch die Mutter! Ich so: WTF?!?!? Aber nicht DEINE!
Meine Erkenntnis, in all den Jahren hat schleichend eine Aufgabenübertragung an mich stattgefunden. Da ich davon ausgegangen bin, dass wir zwei gleichberechtigte Partner sind und ich kein Problem hatte, viele Aufgaben zu übernehmen. Mit der Zeit merke ich, dass dies einfach ausgenutzt wird, weil es so bequem ist, und es im Endeffekt keine gleichwertige Partnerschaft mehr ist, da eine Seite sich auf der Bequemlichkeit ausruht.
Das grosse Problem ist es diesem ein Ende zu setzen und die Partnerschaft wieder zu kalbrieren, doch wenn es dem Partner zu unbequem ist, dann wird es problematisch.
Alles in allem, ich kann Dich so gut verstehen, die ganze Zeit hochtourig zu laufen und die Quantität der Aufgaben, die man hat, ist einfach extrem aufreibend. Und man merkt es irgendwann auch körperlich. Schlimm nur wenn man es nicht schafft auszugleichen.
Ich wünsche Dir, dass Du Dein Gleichgewicht irgendwie wiederfindest.
Alles Liebe Joanna
Liebe Joanna
GENAU SO :-(((
Und jetzt hoffe ich umso mehr, dass wir uns bald mal live sehen!
Ganz liebe Grüsse
Séverine
Hallo Séverine!
Ich kenne zu gut, wovon du sprichst (übrigens finde ich deine Schreibweise sehr unterhaltsam und leicht zu lesen).
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Meine Lösung: ich bin vom Kindsvater getrennt und da er sich regelmäßig kümmert, nutze ich die kinderfreie Zeit für mich.
Es hat auch eine Partnerin, die wie eine Bonus-Mama für unser Kind ist.
Sie kann viele Dinge, die ich nicht kann (z.B. backen) und ich bin froh, sie als Ergänzung zu haben.
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Es braucht eben doch ein Dorf, um ein Kind entspannt groß zu ziehen. ;.-)
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Liebe Grüße,
Conni von muttersprach.de
Danke für die netten Worte wegen meines Schreibstils <333