Im Sommer besuchte uns Copperfields Patentante, die in Frankreich wohnt. Wie sehr sich mein Sohn darauf gefreut hat, seine «Mareine» endlich kennen zu lernen! Natürlich hat er sie schon vorher gesehen, aber er war noch zu klein damals, um sich daran erinnern zu können. Die Mareine blieb mit Mann, zwei Töchtern (8 und 4 Jahre alt) und einem Hund für vier Tage bei uns. Eine Zeit, in der wir uns angeregt auf Französisch und Spanisch unterhielten, denn ich kenne sie aus meiner Zeit in Guatemala, also schon 35 Jahre.
Essenszeit
Für die vier Tage hatte ich mir im Vorfeld genau überlegt, was ich wann kochen würde. Einfach musste es sein, da acht Leute jeweils davon essen mussten, und trotzdem sollte es etwas Schweizer Flair haben. Es gab Bratwurst mit Rösti und Zwiebelsauce, Wurstsalat, Spaghetti Carbonara, Kartoffelsalat (allerdings nach Berliner Art à la @endwinterwunder), Thonbrötli… Irgendwann fragte mich meine Freundin: «Sag mal, kochst du immer so aufwändig?»
Ich war perplex. Aufwändig ist für mich ein Drei-Gänge-Menü, aber keine Fertig-Rösti aus dem Pack. Meine Antwort: «Ich koche einfach gerne und will euch als unseren Gästen meine Aufwartung machen. Ich möchte Dir damit zeigen, wie wichtig Du mir bist.» Sie aber meinte lachend: «Ich würde den Aufwand nicht betreiben. Bei uns zu Hause gibt es immer nur das, was am schnellsten auf dem Tisch ist. Die Kinder sind eh heikel, nach denen richte ich mich nicht mehr. Ich koche auch nicht besonders gesund. Hauptsache, die Kinder essen irgendetwas.»
Wir lachten beide.
Während des Essens reichte ich dem Ehemann meiner Freundin ein selbst gemachtes Chutney. Er war zuerst irritiert. Die Kinder probierten von meinem selbst gemachten Sirup, und zum Frühstück kredenzte ich ihnen selbstgemachte Konfitüren. Ich dachte mir nicht viel dabei. Ich hatte das ja alles im Schrank stehen. Meine Freundin die Mareine sagte aber irgendwann: «Ich finde es unglaublich, wie du neben all dem Stress noch Zeit findest, fröhlich Sirup einzukochen.» Sie sagte und meinte das komplett wertefrei, weshalb ich unsere Freundschaft auch so schätze.
Wertschätzung ist so wichtig
Was ich aber auch schätze, ist die von ihr zum Ausdruck gebrachte Anerkennung meiner Arbeit als Hausfrau und Mutter. Im Alltag fehlt diese Wertschätzung oft, weil wir als Mütter einfach selbstverständlich sind. Das ist auch o. k. so, schliesslich leben wir alle in unserer eigenen Blase. Ich merke ja nicht mal selbst, dass ich etwas Besonderes gemacht habe. Wir Mütter funktionieren einfach. Wir machen die Dinge, die uns wichtig sind. Für mich gehört da eben selbst gemachte Erdbeerkonfitüre dazu – vermutlich auch deswegen, weil das Einkochen für mich etwas Meditatives an sich hat. Aber plötzlich von aussen zu erfahren, dass ICH TOLL BIN, weil ich phasenweise Konfitüre selber mache, Chutneys, Sirup, parfümierten Zucker… das hat mich echt gefreut. Viel zu oft denke ich darüber nach, was für eine schlechte Mutter ich doch bin, wenn ich die Kinder nicht im Griff habe, sie schmollen, trotzen, mir den letzten Nerv rauben. Dann, in einem so kleinen, unbedeutenden Moment im Sommer 2019, merkte ich, dass ich doch irgendwie eine gute Mutter Frau bin. Ich drücke meine Liebe und Hingabe aus mit diesen kleinen Gesten. Die Kinder lieben meine Erdbeerkonfi, meine Schwiegereltern mein Feigen-Chutney (hergestellt aus Feigen aus ihrem Garten, jammi). Liebe geht bekanntlich durch den Magen.
Und da ich nach dem Schreiben dieses Blogposts guter Laune bin, verlose ich unter allen Kommentatoren spontan ein kleines hausgemachtes Geschenk von mir. Dazu meine Frage: Gibt es etwas, was ihr richtig gut herstellen könnt? Oder ist das so gar nicht euer Ding? Teilnahmeschluss ist der 25. November 2019.
Ach wie Recht du hast! Genau so sollten wir unsere Fähigkeiten sehen… danke für diesen Blick.
Mein selbstgemachtes Lemon curd und der selbstgemachte Eierlikör stehen bei unseren Freuden hoch im Kurs ?
Herzliche Grüße
„Lemon curd“ sehe ich immer im TV in den Backsendungen, aber ich habe das glaub noch nie gegessen…. Jetzt machst du mich gleich doppelt neugierig darauf! Muss ja mega lecker sein 🙂
Ich backe gern, auch richtig aufwändige Motivtorten mit viel Schnickschnack. Und Likör ansetzen macht Spaß, den gibt’s dann gern zu Weihnachten als Geschenk
So ein schöner Beitrag, danke dafür! Ich habe immer das Gefühl, dass in selbstgemachten Dingen ganz viel Liebe steckt, die man quasi darin konservieren kann. Ich stricke und nähe gerne Kleidung für andere Menschen, das werden häufig Lieblingsteile und langjährige Begleiter. Außerdem koche ich gerne ein, das ist dann auch konservierte Liebe und Selbstfürsorge für mich.
Das hast du sehr schön gesagt, Annika <333. Nähen liegt mir leider so gar nicht, aber ich bewundere dafür umso mehr, was andere aus Stoff zaubern können 🙂
Motivtorten faszinieren mich, da will ich mich irgendwann auch mal ranwagen :-))
Liebe Stephanie Schikora
Du hast gewonnen! Schickst Du mir per Mail bitte Deine Adresse?
Liebe Grüsse
Séverine
Hach, da werde ich neidisch! Ich versuche mich immer wieder an Selbstgemachtem…besonders Weihnachtsplätzchen … ich bin jedes Jahr geflasht von den tollen Keksen, die man so backen kann.. kaufe ein, stehe Stunden in der Küche .. und? Nie werden sie so wie auf den Bildern, teilweise sind sie auch bei mir einfach nur schrecklich … Mein Sohn (9] sagt immer : Nicht schlimm,Mama , dann kaufen wir halt wieder Plätzchen.. ABER: Ich gebe nicht auf , ich probiere es jedes Jahr , irgendwann wird es bestimmt klappen ???
Hallo liebe Severine,
ein schöner Beitrag. Ich liebe es auch, einzukochen, es schmeckt einfach viel besser als gekauft.
ich kann aus Resten wirklich gute Gerichte zaubern, die noch dazu optisch ansprechend sind.
Habe Spaß an diesem „Talent“, es ist kreativ und ich muss zudem keine Lebensmittel verschwenden.
Viele liebe Grüße
Carolina
Liebe Severine,
du hast nach Dingen gefragt, die wir besonders gut herstellen. können. Dazu sag ich, das ich besonders gut Liebe „herstellen“ und geben kann ? alles andere läuft so nebenbei. Ich koche ganz passabel – mal mehr, mal weniger gern, mal mehr, mal weniger gut, nähen kann ich leider gar nicht. Marmelade mache ich auch ab und zu und sie schmeckt auch, ich backe auch ganz gern. Im Großen und Ganzen probiere ich gern neue Dinge aus, manchmal sind allerdings die Abnehmer bzw. Esser nicht so ganz davon überzeugt ? Ich stelle gern selbst Dinge her, aber besonders gut, naja… Ich würde sagen, ich bin so ein Durchschnitts- Mensch, was das betrifft.l. Aber lieben, das kann ich sehr gut. Und ich hoffe, meine Kinder und mein Umfeld spüren das auch. Denn davon hab ich unglaublich viel. Die Liebe geht nie aus, die kann man unbegrenzt schenken ?
Liebe Grüße, Mirjam
PS: In der Schule im Aufsatzunterricht wäre es wahrscheinlich eine Themaverfeung gewesen oder? ?
So schön, dieser Text. Ich backe ganz gern, aber keine Torten. Wenn ich für den Kindergarten Muffins oder Kuchen backe, wird immer alles aufgegessen. Der Renner ist Rübli-Torte. Zu Weihnachten gibt es Plätzchen für die Familie, Marmelade kocht die Oma. Ich nähe schon mal ganz gern, finde aber keine Zeit dafür. Gelegentlich schaffe ich es die zahlreichen Löcher in der vorhandenen Kleidung zu flicken. Gekocht wird mal schnell aus der Tiefkühltruhe, nach Möglichkeit aber frisch und gesund. ?