Die Frage nach dem Alter beschäftigt uns Frauen quasi von Geburt an, und auch als Mutter fragt man sich irgendwann: Bin ich eine alte Mutter? Als Kinder erwarten wir alle sehnlichst die 10. Nicht, weil wir älter sein wollen. Wir wollen einfach nur 10 sein. Als Teenager möchten wir reifer wirken, erwachsener als unser Alter auf dem Papier. Und wenn wir dann endlich die 20 erreicht haben, sind wir auch offiziell erwachsen, ka-tching! Wir fühlen uns nicht alt. Wir fühlen uns einfach nur gut. Alt, das sind die Eltern, die Grosseltern. Die anderen halt. Die Welt mit 20 gehört der Jugend.
Mit Anfang 20 schminkte ich mich auf 28, weil ich nur so in die angesagten Clubs rein durfte. Ich machte mich freiwillig älter. Älter sein war cool. Ich fand die 40-Jährigen ganz furchtbar alt. Ich aber stand mitten im Leben. Ich dachte lange, dass man erst dann wirklich alt ist, wenn man verheiratet ist und Kinder hat.
Machen Kinder alt?
Als ich dann 32 war, kann meine Tochter auf die Welt. Ich fühlte mich immer noch nicht alt, sondern war selber wieder ein Kind, das von nichts eine Ahnung hatte und bei allem von vorne anfangen musste. Ich war eine unsichere Mama, von Alter keine Spur. Meinen gesunden Umgang mit mir selbst als berufstätiger Mutter mit Kleinkind musste ich mir schwer kämpfen, die grauen Haare wurden mehr. Nach zwei Fehlgeburten, Hausbau, Jobverlust, Selbstständigkeit und noch mehr grauen Haaren wurde ich mit 37 erneut Mutter. Langsam fühlte ich mich – also wenn ich ganz ganz ehrlich bin – ein kleines Bitzeli, ein Mü alt. Die vielen wachen Nächte, die Ängste und Sorgen um die Kinder haben mich müde und mürbe gemacht. Irgendwie scheinen Kinder also doch alt zu machen, zumindest temporär.
Die Rückkehr zu mir selbst
Ich freute mich sehr auf meinen 40. Geburtstag, dann würde ich endlich zu den «Grossen» gehören, zu den wirklich Erwachsenen, zu den alten, gestandenen Hasen, denen man nichts mehr vormachen kann. Trotz der langsam einsetzenden Falten, dem Aussetzen der Periode Menopause sei Dank, der plötzlich wieder unreinen Haut und den Gefühlsschwankungen (hormones are a bitch!)… alt war doch nur die Generation über mir. Ich habe mich selbst wieder gefunden in den Wirren der 40. Ich bin nicht alt, sondern genau richtig. Ich weiss, was ich kann, ich weiss, was ich will. Ich bin fit im Kopf und im Körper, auch wenn letzterer gerne etwas schludrig geworden ist mit sich selbst. Ja, in den letzten zwei Jahren habe ich zu einem stärkeren Selbst gefunden.
Die alte Mutter
Doch diese Woche wird sich etwas ändern für mich. Ich wenigen Tagen haben ich eine zehnjährige Tochter. Zehn. 10!!! Meine Tochter bezwingt voller Elan und Stolz und Emotion die erste Hürde des (jungen) Alterns. Der Kreislauf beginnt von neuem. Und das macht mich… ALT.
Vor diesem Tag hatte ich immer kleine Kinder zu Hause, das machte mich automatisch irgendwie auch jung und agil. Aber jetzt werde ich definitiv eine alte Mutter sein. Einem Stafettenlauf gleich übernimmt meine Tochter von mir den Stab. Denn wer zehnjährige Kinder hat, muss automatisch alt sein, anders lässt sich das doch gar nicht mehr rechnen (Kennt ihr übrigens hierzu meinen meistkommentierten Artikel zur Familienplanung?). Wer kauft mir schon ab, dass ich mit 18 Mutter geworden bin?! Das fühlt sich einerseits beklemmend an, andererseits ist es auch eine Erleichterung. Ich bin seit zehn Jahren Mutter und weiss, wie die Show eben weitergehen muss. Die Kinder werden reifer, selbständiger und – älter. Ich hingegen bin nach Jahren der Aufopferung für die Familie immer näher bei mir selbst. Da kann das bisschen Älter werden doch eigentlich egal sein. Wobei: Älter werden bitte immer noch die anderen. Ich bin nur gut gereift, wie man so schön sagt.
Mein Sohn ist auch zehn Jahre alt und wächst voll im Zeitalter der Digitalisierung auf.
Da komme ich mir schon manchmal alt vor, weil er bei gewissen Dingen viel mehr Durchblick hat als ich. Dann erklärt er mir die Welt 🙂
Da ich jung Mutter geworden bin, fühle ich mich aber nicht alt.
Meine Mutter hat mich mit vierzig bekommen – das ist schon alt.
Sie tippt ihren Bürokram immer noch an der Schreibmaschine und hat auch mit Internet nichts am Hut. Also von daher… ich würde sagen, wenn man mit dem jetzigen Zeitgeist nichts anfangen kann, ist man alt.
🙂
Liebe Grüße,
Conni
Liebe Conni
Ich hab grad sehr gelacht wegen der Erzählung zu deiner eigenen Mutter :-)). Die Aussage finde ich richtig gut: wenn man mit dem jetzigen Zeitgeist nichts anfangen kann, ist man alt. Das werde ich mir gerne merken. Ganz liebe Grüsse, Séverine