Corona meine Krankheits-Odyssee

Ich habe zwei Horror-Wochen hinter mir, darin enthalten: 1x Diagnose Corona. Da sich viele um mich Sorgen gemacht haben, der Spoiler zuerst: Es ist nun doch kein Corona, puh. Doch von Anfang an.

Am Montagabend vor zwei Wochen entwickelte ich innerhalb einer Stunde Fieber von 39,6 Grad. Es war wie angeworfen! Dazu kam heftiger Husten. Die Alarmglocken läuteten. Ich bin zwar seit sechs Wochen so gut es geht in Selbstisolation zuhause, aber diese beiden Symptome machten mich schon etwas nervös, zumal ich keinen Schnupfen wie sonst bei einer Erkältung hatte.

Das hohe Fieber ging trotz Medikamente nicht weg, also war am Mittwoch ein Arzttermin angesagt. Es wurde ein Corona-Abstrich in der Nase gemacht, die Ärztin sagte aber, dass sie nicht glaube, dass es Corona sei, weil ich keine Atemnot habe und ich ganz anders klinge als ihre Corona-Patienten, die sie bisher betreut habe. Ich solle probeweise mal mit dem Asthma-Spray der Tochter inhalieren. Ich war beruhigt und beunruhigt zugleich. So einen Husten hatte ich noch nie gehabt. Meine Lunge klang, als hätte ich einen Sack Kieselsteine verschluckt. Wenn es kein Corona war – was dann?

Freitag: kein Corona

Am Donnerstag und Freitag ging es mir etwas besser, ich konnte am Morgen sogar arbeiten, gegen Abend kam das Fieber wieder. So wie man es von einer normalen Erkältung kennt. Nur hustete ich immer noch ganz stark. Am Freitag dann der Bescheid: Corona-Test negativ. Die Kinder und mein Mann mussten somit nicht mehr in der Quarantäne bleiben, wo sie seit Montag wegen mir waren. ICH blieb ja sowieso zuhause.

Am Wochenende ging es mir plötzlich wieder schlechter, ich hatte den ganzen Tag lang Fieber und Husten aus der Hölle und konnte nun plötzlich deswegen auch nicht mehr schlafen in der Nacht. Montagmorgen arbeitete ich zwar noch, Dienstagmorgen auch. (Ihr könnt das vielleicht nicht verstehen, aber wenn man selbständig ist, tickt man diesbezüglich einfach anders.) Aber ja, danach war ich jeweils geplättet. Zudem hatte ich einen Homeschooling Streit mit der Tocher, der sich gewaschen hatte. Und es ging mir in der Tat schlechter und schlechter. Ich hustete ohne Unterlass und bekam dabei keine Luft mehr. Atemnot machte mir plötzlich das Sprechen schwer.

Dienstag: doch Corona

Am Dienstagnachmittag der zweiten Krankheitswoche ging ich nochmals zur Hausärztin. Nach fast neun Tagen krank sein ging es mir schlechter statt besser. Nachdem mich die Ärztin abgehorcht hatte, blickte sie mich konsterniert an und sagte: «Das ist 100% Corona, der Test muss falsch negativ gewesen sein.»

WHAT?!?!?!

Ich war geschockt. Wir machten keinen zweiten Abstrich, sie war überzeugt von der Diagnose, da sie den Vergleich zu anderen Corona-Patienten hatte. Sie schickte mich nachhause zurück in die Familien-Quarantäne. Wenn es mir am Mittwoch nicht besser gehen sollte, würden wir ein Röntgen machen.

Am Mittwoch aber dachte ich, ich sterbe. Ich hustete und hustete und kriegte keine Luft mehr. Immer wieder sah ich regelrecht Sterne. Ich benutzte den Asthma-Spray meiner Tochter. Meine Lunge klang, als wäre eine Brausetablette darin und verstopfe den Ausgang. Ich fühlte mich, als würde ich ertrinken. Ich röchelte den ganzen Tag und war extrem schwach.

Abends holte eine Freundin das Lungen-Medikament in der Apotheke, das meine Ärztin nun noch der Apotheke gefaxt (!) hatte – einen sog. Turbohaler zum Abschwellen der Schleimhäute in den Bronchien.

Ich konnte trotzdem nicht schlafen. In jeder Position hustete ich mir die Seele aus der Lunge. Und irgendwann merkte ich, dass meine Atmung flacher wurde. Was das nun gut oder schlecht?

Donnerstag im Spital

Donnerstagmorgen rief ich in Panik die Hausärztin an. Ich befürchtete, dass ich nicht genug Sauerstoff bekam. Corona, you know. Sie überwies mich besorgt ins Kantonsspital Aarau.

Auf der Notfallstation angelangt, gab es erstmal Entwarnung: Die Sauerstoffsättigung lag bei 96%, yeah! (das ist gut). Ich wurde in einem «Corona-Bunker», den sie vor der Notfallabteilung aufgebaut hatten, untersucht: Blut wurde mir abgenommen und ein Nasenabstrich durchgeführt.

Nach vier Stunden dann die Diagnose: kein Corona. WOBEI:

Im Nachhinein wurde mir gesagt, dass der Nasenabstrich nicht auf Corona untersucht wird. Dafür gibt es laut Spitalarzt drei Gründe:

  1. Der erste Test war negativ
  2. Es wurden keine Corona-Antikörper im Blut nachgewiesen
  3. Der Corona-Test ist zu teuer

Ich kann diese Argumentationskette nicht ganz nachvollziehen, wenn da gerade jemand mit Atemnot beim Husten vor einem sitzt und der Staat sagt: Alle testen, die vorstellig werden und husten. Aber nun gut, jetzt wird es erst richtig lustig. Der Arzt vermutete nämlich: Keuchhusten.

Bitte WAS?!?!?

Ein schlechter Scherz, oder?! Ich wurde also letzten Donnerstag auf Keuchhusten getestet, das Ergebnis liegt aber erst nächsten Montag vor. Ich bin geimpft, die Wahrscheinlichkeit ist klein, dass ich Keuchhusten habe. Wenn ich aber Keuchhusten hätte, fände ich es sehr befremdlich, dass ich bis Montag ohne Resultat bin. Aber was weiss ich schon. Der Arzt sagte dann noch: Wenn es nicht Keuchhusten ist, werden wir nie herausfinden, WAS für ein Virus Sie da so plagt. Es gibt einfach zu viele Viren und die Abklärung wäre zu teuer.

Schon wieder dieses Wort: zu teuer. Ich verstehe nicht, warum in der sowieso teuren Schweiz dieses Wort gegenüber einer leidenden Patientin benutzt wird. Ich bin gut versichert und auch bereit, selber zu bezahlen, wenn es um meine Gesundheit geht. Wenn zu wenige Tests da sind: okay. Aber mit dem Argument «zu teuer»…? In der Schweiz….? Das verstehe ich nicht, sorry.

Doch kein Corona

Ich durfte jedenfalls wieder nachhause mit der Diagnose «Doch kein Corona». Ich war nudelfertig, sowohl emotional als auch körperlich. Zuhause merkte ich dann gegen Abend, dass sich die Qualität des Hustens wieder verändert hatte. Ich hustete weniger, aber wenn dann fast bis zum Ersticken. Ich legte mich nur noch hin und tat gar nichts.

Als ich am Freitag, dem 1. Mai, in die Waschküche im Keller ging, um die Wäsche abzuhängen, die mein Mann gewaschen hatte, bekam ich wieder akute Atemnot. Und ich merkte: Ich darf mich wirklich NULL belasten. Arbeiten in Ruhe am PC für ein, zwei Stunden geht. Aber jegliche körperliche Anstrengung geht nicht. So verbrachte ich den ganzen Freitag und den ganzen Samstag liegend auf dem Sofa.

Wenn ich spreche, wird meine Lunge an unterschiedlichen Stellen ausgepresst wie ein Dudelsack. Ich kann die Stimme nicht kontrollieren, es klingt wie Tourette. Die Kinder fürchten sich. Im Spital wurde meine Lunge geröntgt, sie ist ohne Befund. Ich kann also nur warten, dass sie sich erholt und nicht mehr rumzickt.

Heutemorgen hatte ich noch 37,2 Grad Temperatur. Ich huste fast nicht mehr, aber wenn, dann macht es mir sofort die Lunge zu. Morgen spreche ich die Hausärztin wieder. Ich habe keine Ahnung, warum ich mit 43 erstmalig plötzlich Asthma bei einem heftigen grippalen Infekt entwickelt habe und hoffe, es ist kein sog. Etagenwechsel meiner Allergien, sondern eine einmalige Sache. In jedem Fall muss ich das weiter abklären lassen.

Für heute gilt einfach: kein Corona! Man kann sich auch sonst scheisse krank fühlen.

Bleibt gesund!

4 thoughts on “Corona meine Krankheits-Odyssee

  1. Ich hoffe, es geht dir endlich besser!
    Ich hatte diese Symptome (ausser Fieber, aber das hatte ich noch nie im Leben) auch während knapp 4 Wochen. Ein Auf und Ab.
    Ich wusste damals noch nichts von Corona und Tat es ab als Trauern mit Grippe ?.
    Jetzt glaube ich, es war Corona!
    Treppenszeigen und Wäschetragen waren kaum möglich. Richtige Erschöpfungszustände.

    Ich wünsche dir von Herzen gute Besserung!

    1. Es geht besser, aber noch nicht gut. Ich war heute bei der Ärztin zur Kontrolle, sie ist nicht zufrieden mit meiner Lunge. Was du beschreibst, klingt ja auch ganz arg nach Corona!! Ich bin auch total ausser Atem, wenn ich nur eine Treppe steige. Ganz überzeugt bin ich nicht, dass ich es nicht doch hatte… Man weiss ja auch noch viel zu wenig über die Krankheit. Aber naja: ich bin auf dem aufsteigenden Ast 🙂

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