Legt euch nicht mit mir an (ich bin bald 44)

Heute habe ich mich so richtig über jemanden aufgeregt – und dabei einiges über mich gelernt. Aus verschiedenen Gründen muss ich aktuell diverse Versicherungen X, Y, Z sowohl privat wie auch beruflich für meine GmbH anpassen. Ich bin bald 44, ein sinnvolles Alter, um die Altersvorsorge anzugehen. Aber ganz ehrlich: Ich hasse dieses Versicherungsadministrationsgedöns. Es hält mich auf, ich verstehe es nicht und ich will es auch gar nicht verstehen. Es soll weg von meinem Tisch und aus meinem Kopf. Wiederum aus diversen Gründen stand für Versicherung Z die Frist 26. Februar im Raum. Die musste ich unbedingt einhalten.

Um im Hinblick auf die Altersvorsorge seriös entscheiden zu können, muss man die Leistungen und wie ich finde auch die Performance der Versicherer vergleichen. Letzte Woche waren somit Vertreter von Versicherer 1 und Versicherer 2 bei mir, bei denen ich bereits diverse Versicherungen habe, um mit mir meine Anliegen zu besprechen. Die Deadline für Versicherung Z kommunizierte ich beiden und erklärte auch offen, dass ich Gegenofferten einhole.

Versicherer 1 stand dann diesen Montag mit zwei (!) Mann wieder bei mir zuhause und präsentierte alle gewünschten Offerten X, Y und Z en détail. Versicherer 2, den ich besser kenne, stand heute Morgen mit einer Viertelstunde Verspätung vor der Tür. Kann passieren. Morgen ist der 26. Februar. Gut gelaunt setzten wir uns an den Tisch, es gab Kaffee. Für mich war klar, dass ich die Versicherung aufgrund der gemeinsamen Historie mit Versicherer 2 abschliessen werde. Letzte Woche hatte ich ihm noch gesagt, wie wichtig es mir ist, dass jemand den Finger auf meinen Versicherungen hat, weil ich dafür weder Zeit noch Nerv habe.

Für Verträge muss man sich Zeit nehmen, gerade auch bez. Altersvorsorge – Photo by Romain Dancre on Unsplash

Lange Gesichter beim Versicherer – und bei mir

Versicherer 2 startete seinen Laptop. Er klickte und klickte durch irgendwelche Listen und Mails. Nach einer gefühlten Ewigkeit setzte er leicht stirnrunzelnd an: «Also ich habe heute Versicherungsofferte A, B, C und X für Sie dabei. Offerte Y und Z kann ich heute leider noch nicht präsentieren, wir holen das nächste Woche nach, ja?»

WTF

Mein Gehirn setzte kurz aus, nein es versuchte verzweifelt, das soeben Gehörte einzuordnen. Was hatte er da gerade gesagt? Witzigerweise konnte ich mir in diesem Moment selbst beim Denken zusehen.

«Wollen wir somit Offerte A anschauen?», fragte der Mann mich. «Offerte Z reiche ich schnellstmöglich nach», wiederholte er auf mein Schweigen hin.

Es ratterte. Ich atmete. Ein. Aus. «Das ist jetzt ein schlechter Scherz oder?»

Mein Gegenüber wurde wohl etwas weiss im Gesicht.

«Ich habe doch gestern noch bei Ihnen angerufen und eine Nachricht auf dem AB hinterlassen wegen Offerte Z. Sie haben vorhin gerade noch gesagt, dass Sie die Nachricht gehört haben. Ich habe schon letzte Woche explizit betont, dass ich heute die Offerte Z auf dem Tisch haben muss und ich habe das auch begründet.»

Er wechselte zu kreidebleich und nickte beklommen.

«Ich habe gesagt, dass ich Sie brauche, damit Sie die Finger auf meinen diversen Versicherungen haben. Und dann kommen Sie mit sowas?! Sie hätten mich anrufen können, um mich darüber zu informieren, dass es nicht klappt mit dem Termin. Ich hätte das verstanden. Aber so ist das im höchsten Grade unprofessionell von Ihnen.»

Wurde er plötzlich grün?

«Sie haben mich wegen der Offerte A gefragt. Ich bin so wütend, ganz ehrlich, ich kann das jetzt grad nicht.»

Er schluckte.

«Ich verstehe Sie. Ähm. Vielleicht ist es dann besser, ich gehe jetzt und wir machen einen neuen Termin ab?», brachte er hervor.

Ich nickte, und mit eingeklappten Ohren ging er von dannen, während mir der Rauch aus den Ohren dampfte.

Mein Mann, zurzeit im Homeoffice, bekam das alles mit. Retrospektiv meinte er, es sei gewesen, als würde man bei einem Unfall zusehen…

No Bullshit bei der Altersvorsorge

Was ich nun daraus über mich gelernt habe: Mit fast Mitte 40 habe ich meine neu entdeckte No-Bullshit-Philosophie, von der ich letzten Herbst erstmals berichtet habe, komplett verinnerlicht. Feels good! Ich bringe in meinem Job eine Top-Leistung, meine Firmenkund*innen dürfen und sollen von meinem Verlag einen 1A-Service erwarten. Alles andere akzeptiere ich ja selbst nicht, ich bin da kompromisslos. Muss man nicht gut finden, ist aber so. Fehler sind menschlich, Fehler passieren auch mir. Aber das heute war einfach stümperisch und ist eine Missachtung der Sorgfaltspflicht gegenüber mir als (ja, anspruchsvoller!) Kundin. Doch seid versichert: Ich war trotzdem freundlich zu Versicherer 2, nicht ausfällig, nicht laut, nicht böse. Naja vielleicht ein bisschen. Aber echt angepisst auf jeden Fall. Don’t mess with me!

 

2 thoughts on “Legt euch nicht mit mir an (ich bin bald 44)

  1. Ich denke das hast du gut gemacht.. ich kann das bisher nicht und ärgere mich dann im nachhinein dass ich nichts gesagt habe… naja, ich kann ja noch lernen, bin ja noch nicht ganz 40 😉

    1. Genau, ich konnte das früher auch nicht :-). Es ist ein Prozess im Kopf, keine Ahnung wie wo warum. Aber plötzlich mit 43 war es bei mir da und will auch nicht mehr weg 😉

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