Diesen Sommer waren wir vier Tage in London mit den Kindern. Die britische Metropole bietet eine Unmenge an Ausflugszielen für Familien. Da – zumindest mit unseren Kindern – die Tage in den Ferien nicht durchgetaktet sein sollten, war es dennoch nicht ganz so einfach, ein ideales Programm zusammenzustellen, das allen Bedürfnissen gerecht wird und dennoch genug Zeitpuffer für Unvorhergesehenes enthält. Folgendes hatten wir bereits im Vorfeld unseres London-Städtetrips mit Kindern geplant bzw. gebucht:
- Besuch in Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett
- Besuch in den Harry-Potter-Filmstudios
Was wir ausserdem anvisiert hatten:
- Besuch des London Transport Museum
- Fahrt in einem roten Bus
- Teatime mit Scones
- Shoppen in Harrods und/oder Selfridges
- Besuch des Sherlock Holmes Museums
- Besuch der Towerbridge und des Towers, da unser Hotel direkt in der Nähe war
So viel sei gesagt: Wir haben von dieser zusätzlichen Ideenliste nur den ersten Punkt abhaken können, dafür aber noch einiges anderes erlebt. Was das Leben mit Kindern einen lehrt: Man muss mit dem Flow gehen und die Dinge manchmal so nehmen, wie sie kommen. Im Folgenden meine Tipps für euren nächsten London-Trip mit Kindern.
U-Bahn fahren: mit Kindern in London der Hit
Das Highlight für K1 waren die Fahrten mit der U-Bahn. «Mind the gap between the train and the platform» konnte sie schon nach wenigen Fahrten auswendig mitträllern. Die Ansage sorgte für viel Unterhaltung in unserer Familie, und die Kinder wären am liebsten die ganze Zeit nur mit der «Tube» gefahren. Je tiefer es in den Boden ging, ums aufgeregter waren die Kinder.
Immer wieder heisst es, man solle sich für London bereits im Vorfeld die so genannte «Oyster Card» besorgen. Es handelt sich dabei um elektronische Fahrkarten, die mit einem Guthaben aufgeladen werden. Wir haben das nicht getan. Die Karte selbst kostet 5 Pfund, das empfanden wir als unnötig, denn es geht nämlich viel einfacher: Mittlerweile kann man mit jeder Kreditkarte bequem vor Ort und pro Fahrt bezahlen. Einfach die Kreditkarte an die Schalter bei den jeweiligen Ein- und Ausgängen halten und der korrekte Betrag wird automatisch abgezogen. Wie bei der Oyster Card gibt es auch hier eine tägliche Preisbeschränkung: Sobald das Tageslimit erreicht ist, sind alle weiteren Fahrten kostenlos (=es gilt der Tageskartentarif). Kinder unter 11 Jahren fahren zusammen mit einem Erwachsenen kostenlos mit, für Kinder im Alter von 11 bis 15 Jahren muss vor Ort eine Travelcard aus Papier zum vergünstigten Tarif gelöst werden. Wir haben einfach eine anwesende Mitarbeiterin beim ersten Mal um Hilfe gebeten, um so eine Karte für K1 zu lösen.
Madame Tussauds
Das Londoner Wachsfigurenkabinett der Madame Tussaud ist sicher jedem ein Begriff. Ich selbst war vor dreissig Jahren schon einmal da (OMG, macht mich diese Aussage alt!!!) und ich fand es schon damals, als 15-Jährige (Ja!!!), cool. Und es war in der Tat ein idealer Familienausflug, weil für jeden von uns etwas dabei war.
Mein Tipp: Tickets für Madame Tussauds sollte man im Voraus online kaufen. Dies ist sinnvoll, denn der Besucherandrang ist enorm – so kann der Einlass getaktet werden und man muss nicht stundenlang anstehen. Aber auch mit Ticket ist die Schlange beim Eingang eher lang. Wir haben uns deshalb online für die «Flexi Fast Track Tickets» entschieden, was uns 49 Pfund pro Erwachsenen und 44.50 Pfund pro Kind gekostet hat. Total 187 Pfund, ein stolzer Preis! Dafür mussten wir aber überhaupt nicht anstehen und konnten direkt rein ins Wachsfigurenkabinett, ohne fixe Zeitangabe. Und ihr wisst: Anstehen mit Kindern ist nur so ähm semi-toll. Alternativ kann man aber natürlich ein reguläres Familienticket lösen, es kostet 31 Pfund pro Person. Wir hätten hier also satte 63 Pfund gespart, aber das Umgehen der Warteschlange und das damit verhinderte Genöle der Kinder war uns diesen Aufpreis wert. Jackpot!
Der Besuch der regulären Ausstellung geht etwa zweieinhalb Stunden, sofern man nicht noch Specials wie den Besuch des integrierten 4D-Marvel-Kinos vorsieht (Mehrpreis!). Besonders gefallen hat den Kindern die STAR-WARS-Ausstellung, ich war eher bei anderen Figuren happy:
Eine absolute Empfehlung also!
Ganz in der Nähe von Madame Tussauds ist auch das Sherlock Holmes Museum an der Baker Street, das wäre also ein idealer Anschluss gewesen. Da die Kinder aber erstmal eine Pause brauchten, haben wir den Besuch sausen lassen und auf ein nächstes Mal verschoben.
London Transport Museum
Kinderfreundlich und interaktiv – diese Attribute treffen auf das London Transport Museum eindeutig zu. Das Museum beleuchtet die Geschichte des Londoner Transportwesens und lädt ein, in historische Doppeldecker-Busse einzusteigen oder zum Beispiel die Geschichte der U-Bahn-Aushebung nachzuerleben. Es hat Spielplätze, Simulatoren und vieles mehr. Um die Kinder bei Laune zu halten, gibt es zudem Stempelstationen, die in einem Parcours absolviert werden müssen.
Der Eintritt für Kinder ist frei, Erwachsene bezahlen je 21 Pfund, wobei das Ticket ein Jahr lang gültig ist (nicht übertragbar).
Gut zu wissen: Das Museum befindet sich direkt am Covent Garden, wo es viele Markstände hat, die zum Flanieren einladen. Unbedingt vorbeischauen!
Ideen für «mehr»: planlos losfahren
Wir waren abends im Hotel. Ausgeruht. Und hatten Hunger. Da K1 so gerne mit der Tube fuhr, entschieden wir uns dafür, einfach mal mit der Tube loszufahren und spontan irgendwo auszusteigen und zu schauen, was wir dort Essbares finden würden.
Ohne zu wissen, was uns dort erwartete, entschied ich mich für «Embankment», da die Station ein Knotenpunkt ist, also wichtig sein muss. Wir wurden mehr als belohnt: Wir waren direkt an der Themse an einer Brücke und entdeckten plötzlich das da:
Wir konnten direkt über die Brücke laufen und hatten dann die schönste Aussicht überhaupt – auf Big Ben und auf das London Eye (Riesenrad).
Aber mehr noch: dem Ufer entlang waren mehrere Streetfood-Stände aufgestellt, es gab Musik, ein Karussell, ein Park mit Spielplatz, der zum Verweilen einlud… So verbrachten wir einen wunderbaren, ungeplanten Sommerabend an der Londoner Themse, es war einfach märchenhaft!
Harry Potter Filmstudios
Der Gedanke liegt nahe, wenn man Kinder hat: « Auf zu den Harry-Potter-Filmstudios in London!» Für den Eintritt in die Harry-Potter-Welt aka die Warner Bros. Studio Tour muss man jedoch tief in die Taschen greifen: In der Hochsaison kostet das Familienticket für zwei Erwachsene und zwei Kinder: 159 Pfund. Tickets müssen (mindestens einen Monat!) im Vorfeld online gekauft werden. Spontaneintritte sind nicht möglich. Wir haben gebucht, soweit so gut. Kurz vor der Abreise nach London stellten wir dann fest: Mit der U-Bahn kommt man da nicht hin, es ist ausserhalb der Stadt, will heissen: zuerst fährt man mit der U-Bahn bis zur Station «Euston», dann 20 Minuten Zug fahren, dann nochmals 15 Minuten Bus. Was für eine umständliche Weltreise, wenn man Kinder hat! Also entschieden wir uns dazu, mit dem Harry-Potter-Shuttlebus von London aus hinzufahren. Kostenpunkt: weitere 140 Pfund. Uff! Die Fahrt mit dem Shuttle dauert etwa 45 Minuten von der Baker Street aus. Nur: Der Bus kam und kam nicht, weil es zu viel Verkehr hatte und er im Stau stand. Mein Learning aus der Sache: Nimm in London immer die U-Bahn. Das geht einfach schneller. Im Nachhinein wäre die Variante U-Bahn-Zug-Bus also vielleicht doch schneller bzw. praktikabler gewesen als gedacht. Aber das wussten wir in der fernen Schweiz ja nicht.
Nichtdestotrotz kamen wir pünktlich im Studio an. Es war voll, aber nicht zum Bersten. Man muss nicht anstehen, da man sowieso nur mit Ticket reinkommt. Das geht also alles ganz flott. Wirklich begeistert sind wir vom Ausflug aber nicht. Warum es uns nicht gefallen hat? Es hat tolle Filmsets zu bestaunen – aber für die Kinder war das eher langweilig, obwohl sie die Filme ja kennen. Es hat einige partizipative Stationen, man kann zum Beispiel vor einem Greenscreen auf einem Besen fliegen und dann das dazu gemachte Video kaufen (also noch mehr und noch mehr Geld ausgeben!). Es gibt ein paar witzige Fotokulissen:
Aber das ist es eben auch schon. Einzig die 4D-Animation des Drachens in der Gringotts Bank war wirklich beeindruckend, und die animierten Spinnen im düsteren Wald waren echt spooky. Ich weiss auch nicht, vielleicht war einfach der Wurm drin, weil wir schon 45 Minuten auf den Bus hatten warten müssen und die Luft nach drei Tagen London etwas raus aus uns war. Vielleicht sind wir auch einfach zu wenig gute Harry-Potter-Fans. Ich hörte im Harry-Potter-Studio immer nur: «Mami, das ist alles auf Englisch, ich verstehe nichts. Mir ist langweilig, können wir weiter?» Orrrrrrrrrr.
Deshalb meine Empfehlung: Mit Kindern nur hingehen, wenn sie schon gut englisch können. Und wenn ihr eingefleischte HP-Fans seid natürlich.
Fazit
London mit Kindern ist sehr praktikabel, es gibt viel zu entdecken und auszuprobieren, auch ohne Plan. Es lohnt sich aber, ein paar Bullet Points im Vorfeld festzulegen, gerade wenn es um berühmte Sehenswürdigkeiten geht, wo man eventuell anstehen muss. Im roten Doppeldecker-Bus sind wir nicht gefahren, weil die U-Bahn doch viel praktischer ist und die Kinder es liebten, untertags zu sein. Wir haben mehrfach versucht, irgendwo eine Teatime mit Scones zu zelebrieren, doch es ist uns nicht gelungen (Scones unauffindbar, da sie offenbar jeweils frisch gebacken werden müssen!). Harrods lag zeitlich nicht drin, dafür haben wir am Flughafen Heathrow im (minimen) Harrods-Shop geshoppt.
Insgesamt muss man in London mit Kindern viel mehr Zeitpuffer einplanen, um auch einfach mal in London «zu sein», ohne Plan. Der abendliche ungeplante Ausflug zum London Eye war zum Beispiel richtig super! Die Ferien in London haben mich wieder vermehrt gelehrt, auf die Kinder zu hören, um «JA-Zeit» zu zelebrieren. Mein abschliessender Tipp also: Wenn ihr in einer fremden Stadt seid und die Kinder euch etwas zeigen wollen oder auf etwas Gesehenes aufmerksam machen: die eigentlichen Pläne über Bord werfen und einfach mal MACHEN. Es könnte nämlich toll werden.
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