10 Tage Ferien in FRALUDE mit Kindern

Unsere Sommerferien verbrachten wir in FRALUDE: Frankreich-Luxemburg-Deutschland. Wie das mit Kindern bzw. Teenager funktioniert hat? Eigentlich ganz gut, wenn man eine goldene Regel berücksichtigt: Nichts muss, alles kann. Doch dazu später mehr. Hier nun ein Überblick der Dinge, die wir erlebt/gesehen haben.

Frankreich: Guédelon

Zunächst haben wir in Frankreich für drei Tage die Patentante meines Sohnes besucht, die in der Nähe von Chartres wohnt. Die insgesamt vier Kinder/Teenager konnten Zeit miteinander verbringen und wir Erwachsenen auch. Das war ein gemütlicher Start in die Ferien, abgesehen davon, dass wir sechs Autofahrstunden plus Pausen hinter uns hatten.

Nach dieser Freunde-Auszeit ging es für uns für einen Halbtagesausflug nach Guédelon in der Nähe von Treigny-Perreuse-Sainte-Colombe mitten in Frankreich. Das ist ein ganz besonderer Ort, den ich allen Mittelalter-Interessierten sehr empfehlen kann. Ich bin jedenfalls nach diesem Besuch total begeistert! Guédelon ist eine Burg, die seit 1997 errichtet wird – eine Baustelle der sogenannten experimentellen Archäologie.

Die Burg von Guédelon wird ausschliesslich nach den Techniken des Mittelalters neu gebaut und soll 2030 fertiggestellt sein.

Viele Fragen bezüglich des Burgenbaus, der Materialverwendung und des Bauarbeitereinsatzes sind heute noch offen. Auf der Baustelle werden nur die vor Ort vorhandenen Materialien ohne jegliche moderne Technik eingesetzt. Die Burg wird also so gebaut, wie es den Menschen im Mittealter möglich war. Als Besucher:in ist man hautnah dabei, wie Handwerker nach alter Tradition das Material für den Burgenbau aufbereiten. Man kann die Handwerker an den jeweiligen Arbeitsstationen Löcher in den Bauch fragen (auf Französisch). Die Burg ist fast fertig und voll begehbar. Ein Muss für alle Mittelalterfans!

Fand ich besonders faszinierend: die Dübel aus Holz, die hier das Gebälk zusammenhalten
Im 13. Jahrhundert waren die Fenster einer Burg nicht aus Glas, sie wurden u.a. mit bearbeitetem Leder oder Tuch verschlossen.

Frankreich: Orléans

Nach diesem Ausflug haben wir eine Nacht in Orléans verbracht. Die Zeit war zu kurz, hier hätten wir noch ein, zwei Tage mehr einberechnen sollen. Die Altstadt von Orléans ist wunderschön und lädt zum Shoppen ein. Ausserdem gibt es viele historische Ecken zu entdecken, so zum Beispiel das Haus, in dem die französische Nationalheldin Johanna von Orléans übernachtet hat. Leider hatten wir keine Zeit, es von innen zu besichtigen, aber das möchte ich beim nächsten Besuch definitiv nachholen.

Hier übernachtete Johanna von Orléans vom 29. April bis 9. Mai 1429.

Die Kathedrale ist ebenfalls einen Besuch wert:

Kathedrale St-Croix von Orléans

Vor Jahren und kinderlos habe ich übrigens eine Tour zu den Loireschlössern gemacht. Da ist eine Visite in Orléans ein Muss.

Frankreich: Metz

In Metz in der Nähe der luxemburgischen und deutschen Grenze waren wir zwei Nächte. Da wir tagsüber noch in Orléans flanierten, kam wir erst gegen Abend in Metz an, denn es waren doch wieder über vier Autofahrstunden zu meistern. Leider regnete es meistens. Wir liessen es uns trotzdem nicht nehmen, die wunderschöne gotische Kathedrale von Metz zu besichtigen.

Kathedrale von Metz

Der besondere Clou: Einige der Kirchenfenster wurden vom Künstler Marc Chagall gestaltet. Ich bin ein grosser Fan und stand ehrfürchtig vor seinen Werken, die auch ohne Sonnenschein die Kirche erstrahlen liessen.

Glasbilder von Marc Chagall in der Kathedale von Metz

Frankreich: Verdun

Mein Mann und ich interessieren uns für Geschichte. Wir wollten gerne Verdun sehen, das für die Schlachten im ersten Weltkrieg bekannt ist. Dabei war uns bewusst, dass wir Kinder dabei haben, die gerne auch mal rumnölen. Wie also die unterschiedlichen Bedürfnisse unter einen Hut bringen, so dass keiner gefrustet ist? Der gemeinsame Besuch einer historischen Kirche ist eine (kurze) Sache, aber ein Kriegsschauplatz? Da müssen Kompromisse geschlossen werden. Bei der Internet-Recherche stiess ich auf einen begehbaren Schützengraben aus dem ersten Weltkrieg: La Tranchée de Chattancourt. Der Schützengraben ist in 45-60 Minuten passierbar (sogar mit Hund!) und enthält zahlreiche Stationen, die auf Französisch, Deutsch und Englisch anschaulich erklärt sind.

Hier beginnt der begehbare Schützengraben von Chattancourt
Die verschiedenen Stationen sind mit Puppen nachgebaut. Hier ein Schlafquartier.
Direkt beim Eingang: ein Mahnmal für die Verstorbenen

Dieser Ausflug hat grossen Eindruck bei den Kindern hinterlassen und wir konnten ihnen viele Fragen beantworten. Mehr lag dann aber auch nicht drin. Wir hätten in Verdun aber locker noch mehr Tage einplanen können, um stückchenweise mit den Kindern Geschichte zu erleben.

Luxemburg

Metz ist nur rund 40 Minuten von Luxemburg entfernt. Also machten wir auch hierhin einen kurzen Abstecher (für einen halben Tag…). So viel sei gesagt: In Luxemburg kann man super shoppen gehen. Fotos habe ich von diesem Ausflug keine, aber wir haben fein und günstig gegessen: Rinds-Tagliata auf Rucola mit Parmesan für 18 Euro.

Deutschland: Trier

Nach dem halben Tag in Luxemburg machten wir uns auf nach Trier, wo wir eine Nacht verbrachten. Warum Trier? Trier gilt als Zentrum der Antike in Deutschland und zählte einst zu den grössten Metropolen des Römischen Reiches, war sogar Residenz der römischen Kaiser. Zahlreiche Monumente der Antike sind erhalten, so zum Beispiel die Kaiserthermen, das Amphitheater – und die berühmte Porta Nigra. Das schwarze Stadttor ist das Wahrzeichen Triers, das wir uns ansehen wollten.

Portra nigra in Trier

Nun ist das mit Kindern so eine Sache. Die wollen so was nicht sehen. Und Teenager schon grad gar nicht. Als ich die Bilder des Porta-Nigra-Besuchs auf Instagram gepostet habe, wurde ich gefragt, wie ich die Kinder dazu gekriegt hätte…? Haben wir nicht. Mein Mann und ich bestaunten die Porta Nigra von innen. Die Kinder waren währenddessen im nahe gelegenen Hotelzimmer und lasen bzw. gamten. Es gab zwar durchaus eine Diskussion unter uns Erwachsenen deswegen. «Sie verpassen was!» Ja aber zu welchem Preis wollten wir sie mitschleppen? Dass alle nachher sauer waren?

Deutschland: Fürth

Zum Abschluss der Ferien besuchten wir noch meine Freundin Susanne vom Blog Ich lebe! Jetzt! mit ihrer Familie in der Nähe von Nürnberg. Das war ein wunderschöner Ausklang. Ich durfte bei Susannes berühmten Pfannkuchenfreitag dabei sein. Wir liessen dann den Samstag gemütlich ausklingen = wir schickten die Kinder ins Kino und gingen selber zu viert Tapas essen.

Quatsch machen mit Susanne, nachdem wir die Kinder im Kino abgegeben haben.

Am Sonntag genossen wir einen Spaziergang im Park mit anschliessendem Eisessen mit Regenguss aka Platzregen, bevor wir uns wieder auf den Nachhauseweg in die Schweiz machten.

Fazit

Retrospektiv muss ich sagen, dass wir uns – für mich! – zu viele Kilometer in zu kurzer Zeit vorgenommen haben. Das war anstrengend. Beim nächsten Mal Autoferien werden wir uns wieder auf ein Gebiet fokussieren, wie zum Beispiel auf die Bretagne 2020. Die vielen Autokilometer haben den Kindern aber nichts ausgemacht: Der Teenager hat gefühlt jeden Tag ein komplettes Buch gelesen. Das Kind hat die Switch durchgespielt….

Mein persönliches Familienlearning: Alles kann, nichts muss. Mit Druck erreiche ich auch in den Ferien gar nichts, nur schlechte Laune. Und wenn die (älteren) Kinder keinen Bock auf einen Ausflug haben, lässt man es lieber sein und geht ohne sie. Dafür machen sie woanders dann wieder mit – bei uns waren das die historischen Schützengräben. Ich bin froh, können wir noch zu viert in die Ferien gehen, denn ich weiss, dass das irgendwann in naher Zukunft nicht mehr der Fall sein wird, wenn der Teenager, bald 14, seine eigenen Wege gehen will.

5 thoughts on “10 Tage Ferien in FRALUDE mit Kindern

  1. Ich schliesse mich Deiner Begeisterung für Guédélon an (wir fahren dort ca. alle 2 Jahre mal hin um zu schauen, was sich in der Zwischenzeit getan hat), aber auch deiner Schlussfolgerung: Lieber weniger Kilometer fahren, dafür die einzelnen Städte / Orte etwas eingehender besuchen. Auf diversen Reisen mit Patenkindern und/oder eigenem Kind haben wir darüber hinaus gute Erfahrungen gemacht, wenn wir im Voraus sozusagen ein „Thema“ gewählt hatten (im Falle deiner Reise z.B. 1. Weltkrieg oder Jeanne d’Arc) und dann die besuchten Orte danach ausgerichtet hätten. So kann man die Kids besser bei der Stange halten (also ämel unserer Erfahrung nach, das muss nicht für alle so sein).

    1. Liebe Katharina,
      Du das ist eine saugute Idee mit der Mottoreise, auf die Idee bin ich gar nicht gekommen!! Danke für den Tipp, das werde ich sehr gerne beherzigen bei der nächsten Ferien-Autofahrt. Und ja, das mit den Kilometern habe ich echt unterschätzt. Bin halt auch keine 40 mehr… 😛
      LG
      Séverine

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