Von Schuh-, BH- und Taschengrössen

Gestern war ich mit meinem Mann im Theater, wo eine Freundin von mir aufgetreten ist. Ich! Theater! Zusammen mit meinem Mann und mit Freunden! Diese Kombination gab es zum letzten Mal vor langer langer Zeit. Ich freute mich also riesig auf den Abend.

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Ich zog mich schick an. Hatte niegelnagelneue Schuhe an, die zu schön sind für den Alltag (zu schön für den Alltag! Nicht zweckgebunden! Ich!

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Und ich wollte endlich mal wieder eine schicke Tasche aus meinem Sortiment ausführen. Eine, die seit Jahren darauf wartet, wieder einmal an die frische Luft zu kommen. Eine, die es wert ist, entstaubt zu werden. Es konnte nur diese sein:

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Eine Hugo-Boss-Tasche in Wildleder, Farbe Anthrazit. Gekauft, als ich noch voll erwerbstätig und schwanger mit LadyGaga war. Originalpreis: Schlappe 900 Schweizer Franken (!). Ich habe sie damals im Outlet für die Hälfte gekauft. Ich weiss, immer noch ein Vermögen, das nun im Handtaschenschrank seinen Dornröschenschlaf schläft. Kapital anlegen sollte irgendwie anders gehen. Jedenfalls ist das Leder ein Traum, die Verarbeitung auch, die Farbe zeitlos. Aber als Mamatasche eben absolut unbrauchbar. Kein Schnuller hat darin Platz, kein Snack für die Kinder, kein Pflasterset, keine Feuchttücher zum Abwischen. Nada. Also musste es gestern diese Tasche sein. 400 Franken mussten amortisiert werden. Es gab da nur ein Problem: Meine eigenen sieben Sachen hatten ebenfalls keinen Platz darin. Und zwar auch ohne Kinder. Folgendes war am Ende tatsächlich in der Tasche, eingequetscht wie Kim Kardashian in ihre aktuellen Schwangerschaftsklamotten: Brieftasche, Brillenputzset, Parfüm, Tickets, Taschentücher, Kopfschmerztabletten, Kugelschreiber, Haargummi, Smartphone. Was aber noch dabei hätte sein sollen: eine Wasserflasche. Ein Schal. Mehr Taschentücher. Eine Reservejacke, wenn es kühl wird. Eine Taschenlampe (don’t ask). Ging aber alles nicht. Selbst mit den oben genannten, wenigen Gegenständen war die Tasche proppenvoll.

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Und das brachte mich ins Grübeln. Offenbar liegt es gar nicht an den Kindern, dass meine Taschen immer so gross sind. Es liegt mittlerweile an mir. Hat es mir früher gereicht, mit einer kleinen Brieftasche und einem (1!) Taschentuch in der Tasche aus dem Haus zu gehen, brauche ich heute ZWINGEND die Dinge, die oben gezeigt sind. Ohne geht es einfach nicht mehr. Ich könnte ja Kopfschmerzen bekommen. Die Brille beschmutzen. Durst kriegen. Etwas Geniales aufschreiben wollen. Und ohne Handy gehe ich sowieso nicht mehr aus dem Haus.

Erkenntnis des Tages und das Wort zum Sonntag also: So wie meine Schuhgrösse mit Mitte zwanzig 37 war und heute 38/39 ist, so wie sich meine BH-Grösse von A über B und C nach D verschoben hat (hüstel), genauso ist meine Taschengrösse mittlerweile bei City bag und City Shopper angelangt. Die Hugo-Boss-Tasche werde ich wohl an LadyGaga vererben, wenn sie 18 ist. Und bis dahin immer wieder mal entstauben und an die frische Luft lassen. So alle 100 Jahre. Ich möchte jetzt bitte auf den Arm.

 

Kommt euch das bekannt vor?

1 thoughts on “Von Schuh-, BH- und Taschengrössen

  1. "eingequetscht wie Kim Kardashian in ihre aktuellen Schwangerschaftsklamotten" – HAHAHA.
    Ja, das Phänomen kenne ich! Ich gehe inzwischen auch ohne Kinder mit etwas von der Größe einer Wickeltasche aus dem Haus, denn man wird mit dem Alter (öh) ja umsichtiger und gibt auch mehr auf sich selbst Acht. Eine Jacke, falls es kalt wird, habe ich mittlerweile auch immer irgendwo dabei. Wenn wir einen Familienausflug machen, habe ich dementsprechend natürlich Jacken für alle Kinder (inklusive Mann) und für mich mit und frage mich in solchen Momenten ernsthaft: wenn Familien mit sagen wir 5 kleinen Kindern in den Zoo gehen, was nehmen die dann mit? Einen Reisekoffer?!
    Liebe Grüße!
    P.S. Ich hoffe, abgesehen von der zu kleinen Tasche war das Theater toll…?

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