Sexismus in a Nutshell

Ein Zulieferer aus Deutschland hatte um die Möglichkeit gebeten, mir sein Tool via Webkonferenz vorzustellen. Sein Mail hatte mich überzeugt, und ich bat meinen Geschäftspartner, sich ebenfalls einzuwählen, damit ich später nicht alles nacherzählen musste.

Der Zulieferer macht also seinen Pitch, ich höre zu, bin interessiert, stelle Fragen. Ebenso mein Geschäftspartner. Auf eine meiner Fragen fängt der Zulieferer plötzlich an zu strahlen (oder grinsen?) und sagt:

«Sie sind aber ein ganz schlaues Mädel.»

Ich erstarre.

Ich zögere.

Ich habe Kopfkino, während er schon weiterspricht.

Er kann das natürlich positiv meinen und mich tatsächlich dafür loben, dass ich so geschickte Fragen stelle. Er hat es sicher auch so gemeint. Aber will ich, dass jemand so mit mir beruflich spricht? Will ich, dass überhaupt jemand in irgendeiner Situation so mit mir spricht? Wenn ich das durchgehen lasse, ist er automatisch höher gestellt als ich, es ist gönnerhaft. Aber ICH bin die Kundin, von MIR will er Geld. Wenn ich jetzt interveniere, bin ich dann «eine von diesen Emanzen»? So be it!

Ich reagiere. Scharf.

«Nennen Sie mich nicht Mädel. Ich bin eine gestandene Frau.»

Er wird verlegen.

«Bitte entschuldigen Sie, das habe ich nicht so gemeint, ich rede, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Ich bin halt schon alt, über 60!»

Ich schneide ihm das Wort ab: «Ja und? Ich bin 45!»

Er ist erstaunt. «Oh, Sie sehen aber jünger aus. Jedenfalls zurück zum Thema…»

Sexismus in a Nutshell. Und ja, auch dieser Art von quasi «lieb gemeintem» Sexismus ist entgegenzutreten. Weil ich mich nicht kleinreden lasse.

Schlaues Mädel oder angepisste Kundin?

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