Unsere Kleine geht durch die Phase der «Terrible Twos», wie eine Freundin aus England das beschrieb. Wobei diese Phase schon mit anderthalb anfing und sich bis jetzt, fast Dreijährig, stetig gesteigert hat: LadyGaga trotzt, wo sie nur kann. Früher, indem sie schrie und weinte. Heute, indem sie zusätzlich mit Worten um sich haut, dass es einem die Sprache verschlägt. Ein paar Beispiele:
Ich, müde, pädagogisch nicht sehr wertvoll: «LadyGaga, du nervst mich.»
LadyGaga, laut werdend, jedes Wort betonend: «Du. Nervst. Mich. Auch!»
Ich: «LadyGaga, räumst Du das bitte auf?»
LadyGaga: «Nei, ich han kei Zyt. Ich han Pause!»
Ich will ihr ein T-Shirt anziehen. Sie, weinerlich genervt: «Eifach nid, ich will eifach nid das T-Shirt azieh!»
Ich: «Warum nicht?»
Sie, laut, mit mittlerweile hochrotem Kopf und mit dem Fuss stampfend: «WILL ICH NID WILL!!!»
Bei allem kommt immer erst der Konter. Es ist egal, worum es geht. Im Weltbildverlag-Katalog habe ich nun ein Buch entdeckt: «Das glücklichste Kleinkind der Welt. Wie Sie ihr Kind liebevoll durch die Trotzphase begleiten» (von Harvey Karp, CHF 19.90). Das wollte ich unbedingt bestellen, ich bin nämlich ein Ratgeberbuch-Junkie. Also riss ich die Seite aus dem Katalog und legte sie auf den Esszimmertisch. Ich dachte nicht mehr daran, bis ich in einer Kiste von LadyGaga einen Haufen Fötzel* fand. Sie hatte sich die Seite vom Tisch geschnappt und in tausend Kleinteile zerrissen. Zufall…?
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
Kürzlich wollte LadyGaga Erdbeeren essen. Ich wusch einige und sagte, sie solle bitte zuerst auf die Toilette gehen. Wieder: Hochroter Kopf, Wutausbruch, Tränen. «Ich will aber zerscht Erdbeeri ässe!» Nachdem alles Zureden nichts half, bot ich ihr die Hand an. «Weisst Du was? Du darfst zuerst eine Erdbeere essen, dann gehst Du aufs Klo und nachher kriegst Du den Rest. Deal?»
Ein echtes Friedensangebot, das nur mit noch mehr Gebrüll und Rotz quittiert wurde. Ich verlor die Fassung und warf wütend die kleine Plastikschale mit den Erdbeeren auf den Boden. LadyGaga war schockiert über meine Frechheit, heulte nochmals auf, ging dann aber sniefend aufs Klo. Ich blieb in der Küche zurück und dachte: «Fuck, ich bin in den terrible 35ties!»
*Deutsch: Papierschnippsel