Der Donnerstag war furchtbar und hat uns ratlos und voller Angst zurückgelassen. Am Freitagmorgen meldete sich die Zürcher Ärztin bei mir, sie hatte noch keine neuen Blutwerte erhalten und konnte uns nicht weiterhelfen. Kurze Zeit später rief die Kinderklinik Aarau an, um einen Termin für einen Schall der Schilddrüse abzumachen. Wir sagten sofort zu.
Nach kurzem Beraten entschieden wir uns dafür, dass es das Beste wäre, wenn LadyGaga nicht dabei ist, da sie eh ein kleiner Hypochonder ist und uns zu diesem Zeitpunkt nervlich nur noch mehr belastet hätte. Aber es war eine schwierige Entscheidung. Bisher stand immer LadyGaga im Fokus all unserer Bemühungen, Taten, Pläne, und plötzlich muss sie hinten anstehen. Ich habe ein schlechtes Gewissen dabei, dass wir unsere Grosse quasi abgeschoben haben, aber ich weiss, dass sie es bei Gromimi und Gropipi wunderbar hat und viel erlebt (Danke!!!). Sie ist also seit gestern bei meinen Schwiegereltern in den Ferien, so dass wir uns voll auf unseren Sohn und unsere Nerven konzentrieren können.
Um 14 Uhr war der Ultraschall dran. Wir wurden sofort aufgerufen. Ich schielte beim Arzt auf das Namensschild. Er war Leitender Arzt, wie beruhigend. Was er uns sagen konnte: Copperfield HAT eine Schilddrüse, aber sie ist entzündet. Wir fragten natürlich sofort nach, aber er konnte uns keine weitere Auskunft geben, was ich auch verstehe. Er erklärte uns, dass die Spezialistin, die zweimal im Monat in Aarau ist, die Ergebnisse auswerten würde und sich dann bei uns meldet. Dann verliess er das Zimmer, während wir Copperfield wieder anzogen. Eine erste Erleichterung war spür- und greifbar: Das Kind hat eine Schilddrüse, er muss also vielleicht nicht sein Leben lang Medikamente einnehmen.
Plötzlich kam der Arzt wieder ins Untersuchungszimmer und sagte: «Die Spezialistin ist heute da, ich habe ihr von Copperfield erzählt und sie möchte Sie gleich jetzt sehen, wenn das OK für Sie ist.»
Ich traute meinen Ohren nicht. Es fühlte sich an, als würde der blaue Frühlingshimmel über uns aufgehen und einen bunten Regen Blumen über uns ausstreuen. Dankbarkeit. Glückseligkeit. Freude. Erleichterung. Dankbarkeit. DANKBARKEIT. Jemand schaut zu uns und passt auf uns auf da oben.
Die Spezialistin empfing uns sofort und liess sogar noch ein anderes Pärchen warten, das eigentlich einen Termin hatte. Sie meinte, wenn wir schon da seien, wolle sie das Protokoll übergehen, damit wir uns kennenlernen können. Über eine Viertelstunde konnten wir in der Sprechstunde bleiben und mit ihr die Details des weiteren Vorgehens besprechen. Sie nahm eine genaue Familienanamnese auf, erläuterte die diversen möglichen Ursachen, beantwortete unsere Fragen. Und das wichtigste: Sie sagte, Copperfield sei kein gravierender Fall, sondern das Problem sicher gut in den Griff zu kriegen. Vermutlich werden wir ihn aber die ersten zwei Lebensjahre täglich medikamentös behandeln müssen, aber er wird keine Defizite welcher Art auch immer davontragen.
Die Ärztin hat uns nebst ihrer Kontaktdaten inkl. Handynummer (24h!) zudem ein Formular abgegeben, dass wir für die IV ausfüllen müssen – offenbar übernimmt in der Schweiz bis zum 20. Lebensjahr die IV die Kosten für die Behandlung, da es sich um ein unverschuldetes Geburtsgebrechen handelt. Ehrlich, unser Gesundheits- und Versicherungssystem mag eines der teuersten der Welt sein, aber wenn es drauf ankommt, scheint es zu funktionieren. Zum Glück habe ich Copperfield zudem bereits vorgeburtlich bei der Krankenkasse angemeldet (unbedingt machen!), so dass es auch hier keine Probleme geben wird. Erleichterung. Durchatmen.
Nun gilt es, die Testresultate abzuwarten, damit das weitere Vorgehen bestimmt werden kann.
Ich möchte mich an dieser Stelle nicht nur bei unseren Familien, sondern auch bei allen Bloggern und Twitterern ganz ganz herzlich bedanken. Viele haben sich tröstend bei mir gemeldet, die ebenfalls von Geburt an Schilddrüsenprobleme haben und damit sehr gut leben. Das macht Mut und gibt Kraft. Danke Danke Danke! Ich war früher nie ein Fan von Social Media, aber seit ich bei Twitter bin, weiss ich wie gross(artig) Followerpower sein kann.
Das hört sich doch direkt viel besser an. Ich habe echt oft an euch gedacht und mich gefragt, was da wohl rauskommen mag. Das Ergebnis ist doch an sich das, was man sich nach der ersten Diagnose hätte wünschen können…
Sehr erleichternd, dass es wohl keine bleibenden Schäden gibt. Und die täglichen Tabletten: das wird irgendwann ganz normal und zwei Jahre gehen da um wie nix (bei der richtigen Dosierung gibt es da auch praktisch keine Nebenwirkungen).
Die Ärztin hört sich übrigens super an!!
Ich drücke euch weiterhin die Daumen!
Danke vielmals!!! Wir warten jetzt die definitive Diagnose ab, ich werde dann wieder berichten.