Im Dezember machen zahlreiche Gastautoren bei meinem ANTI-Adventskalender mit, bei dem sich alles um die Frage dreht: Was erwartet uns 2016? Ein bisschen Tschakka und Glitzer im Leben muss nämlich auch 2016 sein!
Johnny aka Weddingerberg habe ich beim blomm (Bloggers meet Mompreneurs) Treffen letzten Frühling in Berlin persönlich kennengelernt. Und er hat mir an der letzten Blogfamilia den Christian, Oberhaupt der Betriebsfamilie (morgen hier auf dem Blog), vorgestellt. Und dafür auch Schokolade gekriegt. Oder war das einfach so? Man ich weiss es nicht (mehr….). Ich mag Johnny. Er ist unkompliziert, unaufgeregt, mit dem Herz am rechen Fleck, grundehrlich und sympathisch. Zumindest wirkt er so. Er hat eine Freundin und eine zweijährige Tochter und bloggt über den Alltag mit Kind. Schaut mal vorbei auf seinem Blog, wo er sich stets sehr differenziert äussert!
Der Monat Dezember ist genau diese Art von lang gezogenem Moment, in dem Freunde, die mir sonst eigentlich recht wohl gesonnen sind, plötzlich und aus dem Nichts heraus beginnen, recht abstruse Fragen zu stellen: «Und, wie war das letzte Jahr so für Dich? Ist ja schon fast vorbei, ne!» – «Ach guck…», entgegne ich dann, «ja, schon vorbei. Mensch…» – «Und, was sind Deine Pläne fürs nächste Jahr, für die Zukunft? Immerhin bist Du ja Vater, Du hast Verantwortung!» Halt, Stopp! Es gibt eine Sache, die man über mich wissen sollte: Ich denke nicht an die Zukunft. Ich plane auch nicht für die Zukunft. Vielleicht überlege ich in einem Moment von Zukunftswahn, was ich meiner Tochter morgen zum Abendessen kochen könnte – und gehe dann entsprechend einkaufen. Oder ich trage in meinen Kalender einen Termin ein, der erst in zwei Wochen ist. Kurz danach werde ich ihn auch schon wieder vergessen haben – bis mich mein Telefon wieder daran erinnern wird. Die Zukunft muss sich fürs Erste hinten anstellen, denn bis ich dieses «Leben, jetzt» als Vater einigermaßen in den Griff bekommen habe, bis dahin könnte es noch ein bisschen länger dauern. Sagen wir, so zirka zwei bis 22 Jahre. Da bleibt für gute Vorsätze ohnehin nur wenig Zeit.
Dementsprechend stand am heutigen Nikolausmorgen leider auch kein blank geputzter Stiefel vor meiner Tür. Niemand kam vorbei, schaute in das Buch des Lebens und berechnete, ob ich denn nun auf der Schokoladenseite des Jahres bleiben dürfe – oder ob ich eine Rute bekommen solle. Ein strafender Nikolaus, der über meine oder die Vergangenheit meiner Tochter richtet, damit wir beide in Zukunft bessere Menschen werden? Besserung durch Ruten-Strafe? «Hallo Zukunft, my old friend. Und jetzt wieder brav in die Schlange, ne!»
Glücklicherweise findet in diesem Jahr, ausgerechnet am nikoläusischen Sonntag, noch etwas ganz anderes statt, denn: Es ist fast der erste Tag von Chanukka. Chanu-was? Na Chanukka! Das ist ein achttägiges Wochenfest, mit dem man im Judentum die historische Wiedereinweihung des Tempels nach dem Aufstand der Makkabäer zirka 168 Jahre vor der Zeit feiert. Es ist kein religiöser Feiertag, sondern, nun ja, es geht um Licht, um Widerstand, um Wunder und natürlich ums Essen. «They tried to kill us, let‘s eat!» Möglichst fetthaltig soll es in den kommenden acht Tagen zugehen. Ein Feiertag, an dem man süß und fettig essen darf und soll, an dem man um Schokoladentaler glückspielt, so ein Feiertag, der ist mir natürlich sehr viel näher, als ein Tag, an dem ich bibbern muss, mit der Rute bestraft zu werden. Es ist aber auch noch aus einem anderen Grund von Bedeutung.
Nicht, weil ich ein besonders religiöser Mensch bin, sondern so, wie meine Freundin gerne das unaussprechliche Fest, das mit einem W wie «Wilder Musenhain» beginnt, begeht, so sind mir einige jüdische Feiertage ebenso wichtig. So steht dieser heutige Tag vielleicht für den neuerlichen Beginn einer Familientradition. Wenigstens hoffe ich, dass daraus eine wird. Auch über das Jahr 2016 hinaus. Was man über mich auch wissen sollte: In meiner eigenen Familien gibt es keine Traditionen. Das Thema ist Neuland für mich. Ganz besonders, seitdem ich Vater einer kleinen Tochter bin. Ich möchte etwas beisteuern.
2014 war ein Jahr des Umbruchs oder sagen wir lieber: der Veränderung. Das Jahr 2015 war ein wenig entspannter und hat erst in der zweiten Hälfte so richtig an Fahrt gewonnen. Beinahe ist‘s schade, dass es jetzt schon wieder vorbei sein soll. Von 2016 erwarte ich indes nicht viel. Gern kann es so weitergehen, wie 2015 aufgehört hat. Ich habe alle Zügel in der Hand, und ich weiß, wohin ich will. So einigermaßen jedenfalls. Tja, und auch, wenn ich mir eigentlich gar keine Gedanken um die Zukunft mache. Manchmal blitzt sie in meinen Gedanken eben doch auf. Zeit rast nicht. Sie fliegt auch nicht. Es sei denn, sie ist eine als DeLorean getarnte Zeitmaschine. Ansonsten geht alles schön der Reihe nach. Die Zukunft kommt an die Reihe, wenn sie aufgerufen wird. Bis dahin widme ich mich dem Jetzt. Außer manchmal.