Die liebe Marsha von Mutter & Söhnchen hatte eine ganz wunderbare Idee für eine (ihre erste!) Blogparade: #Einzelstücke: «Ich habe zwei wundervolle Einzelstücke, an denen ich jeden Tag etwas Neues entdecke. Wie ist das bei euch? Sind sich eure Kinder eher ähnlich? Oder habt ihr auch so krasse Unterschiede festgestellt? Wie ist das bei Zwillingen? Und warum gibt es eigentlich so viele Unterschiede? Oder findet ihr das Vergleichen total bescheuert?»
Als ich mit Copperfield schwanger war, hatte ich zunächst furchtbare Angst. Ich war da schon vier Jahre LadyGagas Mama und liebte sie abgöttisch. Wie sollte ich also ein zweites Kind genau so lieben können? Das geht doch nicht! Klar, jede Mutter sagt Dir: «Liebe verdoppelt sich, vermehrt sich, es gibt nie genug, Du wirst es schon sehen. Du wächst da rein blablabla.» Aber so konkret kann man sich das alles in der zweiten Schwangerschaft nicht vorstellen. Wie soll das denn bitte gehen?! Mir hat damals eine Freundin sehr geholfen, deren Kinder bereits 10 und 6 Jahre alt sind (Mädchen und Junge, also wie bei uns, auch mit dem gleichen Altersabstand). Sie meinte: «Du kriegst einen Jungen. Da ist es schon vom Geschlecht her nicht möglich, sie gleich zu lieben. Du wirst mit Deinem Jungen ganz andere Themen haben als mit Deinem Mädchen. Wenn er sich in der Vorschule kloppt, wirst Du ihn vermutlich nicht verstehen. Und das ist auch OK so, denn er hat ja den Papa zum Rumbalgen und Kräfte messen. Dafür wird er vielleicht bei den Socken nicht ausflippen wie LadyGaga. Jedes Kind ist anders, hat unterschiedliche Bedürfnisse und Deine Rolle als Mutter wirst Du unterschiedlich und bedürfnisgerecht ausfüllen. Du wirst beide Kinder unendlich lieben. Nur unterschiedlich.»
Diese Worte haben mir damals (im vierten Monat schwanger) sehr geholfen, aus der Spirale herauszukommen, dass ich zwei Kindern niemals gerecht werden könnte. Sie sind unterschiedlich, Geschlecht hin oder her, wobei es durch das Geschlecht noch deutlicher wird. Das mag ein Klischee sein, aber mir hat dieser Gedanke damals geholfen.
Tatsächlich liebe ich beide Kinder heute unendlich – unterschiedlich und doch gleich. Und jedes Kind bringt mich auf andere Art zum Lachen, total aus der Fassung – oder auch mal in Rage. Hier meine Top 10 der Unterschiede.
Eins
LadyGaga kam auf die Welt und schaute uns an mit diesem Blick, der sagte: Ich bin jetzt da und es ist gut so. Hier gehöre ich hin. Und jetzt lasst mich schlafen. Sie war von Anfang an ein sehr pflegeleichtes Baby, weinte wenig, schrie gar nicht. Sie schlief wie ein Stein. Sie wollte aber auch keine Nähe. Erst mit ungefähr zwei Jahren wurde sie kuschelig. Copperfield spuckte als Baby unentwegt, aber auch er schlief sehr gut. Er war aber immer sehr kuschelig – ich verbrachte ganze Nachmittage mit Baby Copperfield auf dem Sofa liegend. Mit LadyGaga wäre das undenkbar gewesen.
Zwei
Copperfield ist ein Choleriker. LadyGaga dafür die schnell eingeschnappte Diva. Was ist nun besser? Copperfields Kopf ist jedenfalls so stur, da fällt jede Mauer. Orrrrr!
Drei
LadyGaga ist Rechtshänderin. Copperfield ist noch unentschlossen und benutzt für alles abwechselnd die linke oder die rechte Hand. Faszinierend!
Vier
LadyGaga hatte schon früh Probleme mit der Lunge und hat heute die Diagnose Asthma. Copperfield ist noch keine zwei Jahre alt und hatte bereits fünf Mittelohrentzündungen mit geplatztem Trommelfell. Die Schwerpunkte bei den Anfälligkeiten sind also gesetzt. Für uns ist das Ok, ich bin dankbar, ist es nichts Schlimmeres, und auch die Schilddrüsenfehlfunktion des Kleinen haben wir mittlerweile gut im Griff.
Fünf
LadyGaga spielte in Copperfields Alter gerne mit Puppen. Autos interessierten sie nicht die Bohne, obwohl sie welche besass. Copperfields erstes Wort war «Auto». Er macht «brummmm» und liebt seine Million Autos über alles. Er hat aber auch eine Puppe, mit der er sehr gerne spielt. Autos aber sind der Hit. Welcome Cliché!
Sechs
Copperfield war bis ca. anderthalb Jahre ein absoluter Mama-Klammeraffe. Auch heute noch ist er am liebsten auf meinem oder Papas Arm. Wenn wir Besuch hatten oder unterwegs waren, war er immer ängstlich und auf mich fixiert. Das änderte sich erst, als mein Mann ab Sommer 2015 mit Copperfield und LadyGaga Fahrrad fahren ging. Plötzlich war Papa der Held, ja er himmelt ihn heute noch regelrecht an. Wenn Papa da ist, bin ich sozusagen Luft. Dafür bin ich sehr dankbar, denn LadyGaga ist ein absolutes Mamakind.
Sieben
Ich erinnere mich sehr gut: Als LadyGaga in Copperfields Alter war, kaufte ich einmal frisches Entrecôte beim Metzger und für unsere Tochter ein Plätzchen vom Schwein. Sie schaute entgeistert auf ihren Teller, zeigte dann vehement auf unseren. Sie wollte das gleiche wie wir. Eines ihrer ersten Worte war denn auch «Unterkot», also Entrecôte. Sie ass von Anfang an am liebsten Rindfleisch, Reh, Hirsch, Lamm – je roter umso besser. In Copperfield kriege ich mit Mühe und Not ein halbes Würstchen oder ein Scheibe Schinken rein. Auch Gemüse hat LadyGaga von Anfang an mit Wonne verzehrt. Copperfield akzeptiert nur Karotten. Und Nudeln, sehr viel Nudeln. Nudeln ohne alles oder mit Ketchup. Ich sage immer: «Copperfield wird bestimmt mal Vegetarier.» Ich bin gespannt!
Acht
LadyGaga hat sehr früh sehr viel gebrabbelt. Copperfield ist eher still, ein Denker. Sein Vokabular besteht mit 22 Monaten aus «ja – Auto – Tschullung (Entschuldigung) – hei (Heim, also nachhause) – abe (hinunter)».
Neun
LadyGaga krabbelte nur rückwärts im Kreis (wirklich!), bevor sie mit 11 Monaten gehen konnte. Copperfield hat mustergültig laufen gelernt: Er krabbelte vorbildlich vorwärts, linke Hand mit rechtem Fuss, rechte Hand mit linkem Fuss auf dem Boden. «Ach sooo sollte das also bei LadyGaga eigentlich aussehen», haben wir oft gelacht. Copperfield konnte mit 13 Monaten laufen.
Zehn
In Copperfields Alter war LadyGaga ein Beisskind. Copperfield nicht. Er brüllt halt lieber.
Darüber nachgedacht
Insgesamt sehe ich bei meinen Kindern zurzeit mehr Unterschiede denn Gemeinsamkeiten. Vergleiche finde ich dann gefährlich, wenn es ausartet in: «Das war bei LadyGaga aber viel besser/leichter/einfacher» – einfach weil sie effektiv ein Einsteigerbaby (lest hierzu auch den tollen Beitrag von hexhex 2.0) war. Manchmal muss ich mir auf die Zunge beissen, denn es ist unproduktiv, einseitig und nicht reflektiert, ein Kind besser darzustellen als das andere. Copperfield ist nicht schlechter als LadyGaga, LadyGaga nicht besser. Sie sind einfach #Einzelstücke.
Auf der anderen Seite sehe ich aber auch, wie Copperfield seine grosse Schwester bewundert und ihr alles nachzumachen versucht – leider auch doofe Sachen.
Ich merke aber insgesamt, dass ich gerne auf die Kinder projiziere. LadyGaga ist dann mehr wie ich und Copperfield mehr wie mein Mann. LadyGaga spielt also gerne Theater, mag die Bühne, ist ein Showtalent, witzig, lustig, und wird bestimmt wie ich Karriere machen. Copperfield hingegen ist eher still und introvertiert, ein Denker. Er ist kein Fan von Veränderungen. Parallelen zu den Eltern sind da definitiv nicht zufällig… Saugefährlich, und ich bin mir bewusst, dass ich ihnen so ihre Einzigartigkeit nehme. Noch ist es aber eh zu früh zum Urteilen, denn Copperfield ist ja noch nicht mal zwei Jahre alt und sein Charakter erst im Entstehen begriffen. Fazit also: Ich stelle Unterschiede fest, versuche aber, sie nicht zu werten. Das ist nicht immer einfach und gelingt auch nicht immer. So ein Minime zuhause ist halt einfach süss…
Wie ist das bei euch so? Macht doch mit bei Marshas Blogparade oder kommentiert hier auf dem Blog!
Vielen Dank für's Verlinken! Oh ja, Einzelstücke – das beschreibt es ziemlich treffend!