Schulterklopf-Tag

Ich breche plötzlich in Tränen aus. Weil es da diesen Krankheitsfall in der Familie gibt, der mich mitnimmt. Cancer is an asshole. Längst haben wir das Anfangsstadium überschritten und es geht ans Eingemachte, die Therapien werden immer aggressiver.

Meine Tochter sieht mich weinen. Sie weiss warum. «Sei nicht traurig Mami», sagt sie sanft zu mir, während sie meine Hand hält. «Wir sind für Dich da. Wir halten Dich. Du bist nicht alleine.»

Dabei ist sie selber traurig.

Woher hat sie das bloss?

Von mir, ich weiss.

Solche Momente hallen nach in mir. Ich staune über diesen manifesten Beleg meiner erarbeiteten Erziehungskompetenz. So doof das auch klingt (und warum klingt es überhaupt doof?!?!?!?!): Offenbar mache ich bei aller Unsicherheit und allem Streit und aller Anstrengung und der permanenten Müdigkeit doch einiges richtig bei meinen Kindern. Deshalb ist heute Schulterklopf-Tag.

Ja, genau: Schulterklopf-Tag.

Ich klopfe mir selber auf die Schulter (wirklich! Nicht nur im übertragenen Sinn!) und sage mir:

Ich bin eine gute Mutter!

Ich habe tolle Kinder!

Möge ich auch weiterhin die Energie haben, meinen Kindern ein tolles Vorbild an Empathie und Liebe und Verständnis zu sein.

Möge ich weiterhin die Kraft haben, meine Kinder und auch mich durch die schwierigen Prozesse der Kindheit und der Pubertät zu führen.

Möge ich einen Weg finden, Zweifel an mir selbst zu begraben.

Ich bin gut so, wie ich bin.

So und jetzt: Klopft auch ihr euch auf die Schultern, ihr Alltagsheldinnen und -helden! Es ist wichtig, dann und wann inne zu halten, um zu spüren, was man alles leistet. Manchmal sieht man nämlich vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr.

Okay, DAS war kein Schulterklopf-Tag, sondern ein Ich-werd-bekloppt-Tag. Das Chaos habe ich aber ganz alleine und ohne Kinder vollbracht!!!

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