Zeit für mich? Haha. #Blogparade

Die letzten Wochen befand ich mich in einem Dämmerzustand, ich war quasi in meiner persönlichen Nahtoderfahrung gefangen. Fünf Wochen Urlaub für LadyGaga. Ein (zu) oft brüllender Copperfield, der den Nachmittagsschlaf verweigerte. Und ganz viel Arbeit, die nicht erledigt werden konnte. 

Ja, ich war unzufrieden, gereizt, aggressiv. Ich will nicht, dass meine Tochter Dinge sagt wie: «Copperfield, wir müssen jetzt brav sein, sonst flippt Mami wieder aus.» Sie sagte es aber. Sie musste es sagen.

Nachts arbeite ich bis Mitternacht. Morgens bin ich bereits ausgelaugt. Müde so müde.

Letzte Woche stand für Donnerstag ein Kinobesuch mit LadyGaga auf dem Programm. Mittwochabend hatte ich Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber, Schüttelfrost. Ich habe mich am Donnerstag dann trotzdem ins Kino geschleppt, ich fürchtete um den Hausfrieden. Andrea von Runzelfüsschen sagte zu mir: «Du brauchst jetzt Ruhe und Zeit für Dich.»

(c) Fotolia


Zeit für mich?
Na klar. Wie denn?! Mein Mann hat gestern früh um 8.30 Uhr (an einem Sonntag!) die Kinder gepackt und ist mit ihnen bis 11 Uhr auf den Spielplatz. Zeit für mich? Zeit für die Arbeit. Ich konnte endlich in Ruhe E-Mails abarbeiten und vorbereiten, Texte redigieren, Papiere abheften. Die letzten Wochen war ich immer wieder am Rande des komplett hysterischen Ausrastens. Ich sehe mich bildlich mit Schaum vor dem Mund und wirrem Blick den Haushalt machen, während ich zusammenhangloses Zeugs brabble. «Kekse! Sofa! Offerte! Schlüssel! Klobrille! E-Mail! Schnuller! Copperfield! Interview! Gaga! Neeeeeeeeeein.» Auf meinen Nerven wurde fünf Wochen lang ein fröhliches Harfenkonzert gespielt, wobei die Saiten zum Teil kurz vor dem – vor dem was? vor dem Platzen? – standen. In so Momenten denke ich, ich bin echt eine Scheissmutter. Und Zeit für mich? Der Job steht an erster Stelle.

Später dann mal
Vor dem Urlaub hatte ich über Wochen Schmerzen im linken Knie, wie so eine Oma. Ich erzählte es niemandem, weil ich mir nichts gross dabei dachte. Wird schon weggehen. Aber es ging nicht weg. Irgendwann im Urlaub dann der Gedanke: Und wenn es jetzt so bleibt? Du bist 38, unsportlich wie Churchill, übergewichtig. Vielleicht geht das nicht mehr weg? Wie will ich dann später, wenn die Kinder grösser sind, wieder Flamenco tanzen? Und mit meinem Mann Walzer und Tango? Tanzen! Wenn die Kids gross sind! Ist doch alles auf später verschoben! Aber was, wenn es das «später» dann gar nicht mehr gibt? Wenn mein Körper mir nicht mehr gehorchen will, so wie er es heute schon nicht mehr schafft, eine Nacht durchzumachen, wie ich das mit 20 getan habe? Das beschäftigt mich.

Ich. Kann. Das. Nicht.
Eine bekannte Bloggerin, Susanne Mierau, hat vor kurzem auf ihrem Blog ihre dritte Schwangerschaft bekanntgegeben. Ich freute mich total für sie, kenne ich sie doch auch persönlich. Und doch war da zunächst so ein blöder Klumpen in mir, mit dem ich nichts anzufangen wusste. Ich überlegte mir, ob es Eifersucht ist. Und kam zum Schluss: Nope. Ich möchte kein drittes Kind. Ich wüsste nicht wie, ich drehe ja schon mit zwei am Rad! 

Oder etwa doch Eifersucht? Eifersucht darauf, dass sie es irgendwie packt und ich nicht? Sie und ihr Mann nehmen das Chaos hoch drei gerne in Kauf. Eine dritte Schwangerschaft wäre für mich der blanke Horror. Ich habe schon mit zwei Kindern keine Zeit. Andere aber kriegen das eben hin, was ich bewundere. Offensichtlich geht es bei dem Klumpen eher um meine Komplexe, meine Unsicherheit, denn diese öffentlich gemachte Schwangerschaft zeigt mir indirekt meine eigenen Grenzen auf. Was ja eigentlich was Gutes ist.

Was bedeutet heute also Zeit für mich? Höchstens: Bloggen – und sogar die Zeit ist gestohlen. Zeit für mich bedeutet in meiner Realität: Zeit zum Arbeiten. Mein Hobby ist meine Arbeit. Etwas anderes existiert zurzeit nicht. Was bin ich also? Mutter oder Arbeitstier? Mein Mann antwortete mal auf die Frage, was ich besonders gut könne: «Arbeiten.» Ich hatte eigentlich gemeint, was ich als Mama besonders kann. Nun gut.

Ich bin momentan im «Zwischendingens». Ich bin glücklich, es geht mir gut. Aber ich bin oft gereizt, weil ich eben keine Zeit für mich habe, und dann mag ich mich selber nicht.

So geht’s (nicht)
Natürlich gibt es Dinge wie #jbimd (jetztbinichmaldran) auf Twitter, die kleinen #glücksmomentchen, die 15 Minuten ach was sag ich fünf Minuten Ruhe am Tag, die man ganz bei sich ist. Aber was, wenn das nicht reicht? Wenn man aufpassen muss, nicht zwischen Kind, Karriere und Klo zerschlissen zu werden?

Heute hat die Vorschule für LadyGaga wieder angefangen, und Copperfield geht neu 40 statt 30% in die Kita, LadyGaga weiterhin 20%. Wir bezahlen jetzt CHF 1’600 pro Monat für die Kita. Damit wir uns das leisten können, muss ich noch härter arbeiten. Es ist ein Teufelskreis. Aber mit dem Start der Vorschule fällt der Dämmerzustand weg, yeah!

Vielleicht sollte ich doch schon jetzt wieder tanzen?

Blogparade
Da mich das alles wirklich sehr beschäftigt, starte ich spontan eine Blogparade zum Thema #MeTime. Was bedeutet für euch «Zeit für mich» haben? Wieso ist das so wichtig oder eben nicht? Habt ihr Zeit, fehlt sie euch? Was würdet ihr gerne in dieser «Zeit» machen? Ist #MeTime als Mutter nur Egoismus? Verschiebt ihr «Zeit» auch gerne auf morgen, obwohl der Tag dann auch nur 24 Stunden und keine einzige Stunde mehr hat?

Haut rein in die Tasten, ich bin gespannt auf eure Meinungen, eure Erlebnisse und auch eure Tipps bis 10. September 2015. Bitte verlinkt mich in euren Beiträgen und fügt hier unten in der Linkliste ebenfalls euren Link ein. 




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14 thoughts on “Zeit für mich? Haha. #Blogparade

  1. Ich glaube, rein rational hätte ich mich auch nicht für ein drittes Kind entschieden: Wieder eine Auszeit aus dem Job (wer weiß, wie lang diesmal?), die Wohnung wird zu klein, das Auto auch und die Sache mit dem Geld und Kindergarten und Schule ist auch nicht so einfach.
    Das Kind hat uns die Entscheidung abgenommen. Irgendwie wird es wohl klappen. Irgendwie werde ich schon zeit finden für mich. Und eine Freundin sagte: Ab dem dritten erziehen sie sich sowieso allein. Na mal sehen.
    Du hast ja noch Zeit und vielleicht ändert sich die Situation ja noch. Oder es steht halt einfach noch jemand in der Warteschlange und wartet nur auf eine kleine Gelegenheit 🙂
    Liebe Grüße,
    Susanne

  2. Mensch, Du! Mir spricht Dein Beitrag gerade dermaßen aus dem Herzen. Und Kopf. Und Bauch.

    Wobei, es gibt einen Unterschied: Ich frage mich nicht, wie Leute das mit drei Kindern schaffen. Sondern, wie sie es mit zwei Kindern schaffen. Weil, wir haben ja nur das Kiddo. Und bei dem Gedanken an lediglich ein zweites Kind muss ich fast heulen vor Angst. Weil ich so wenig stressresistent bin. Und der Mann auch nicht. Und wir jetzt schon manchmal fast am Rad drehen.

    Ja, und dann, also dann fühle ich mich wie die übelste Mistmutter auf dem ganzen Planeten. Weil ein einziges Kind mich so fordert und auslastet. Und weil ich in meinen geheimsten Träumen gerne drei gehabt hätte, wenn da nicht meine komplette Unfähigkeit und mein fortgeschrittenes Alter wären.

    (Vorsicht, dieser Kommentar enthält etwas zu viele "und's")

    Ich mach gern mit bei der Blogparade – wenn ich Zeit finde (haha). Nee wirklich, ich versuch's.

  3. Ha! Wie passend! Da schreibe ich sehr gerne mit. Nachdem ich meine allerersten vier freien Tage (also überhaupt meine ersten freien Tage) seit fast 5 Jahren hatte, kann ich perfekt berichten, was mir diese #MeTime bedeutet hat und wie ich diese verbrachte. Beitrag folgt in den nächsten Tagen 😉

    Liebe Grüße, Uta

  4. Also ich bin noch immer dafür, dass du Zeit und Ruhe für dich bekommst. 🙂 Und was den trubeligen Alltag angeht: Was soll ich sagen: Ich habe nur das Runzelfüßchen und selbst das ist mir manchmal schon zuviel. Weil da eben noch die Arbeit ist und ja, auch der Wille nicht immer "nur" Mama zu sein. Ich freue mich, dass dieses kleine Wesen auf der Welt ist, aber manchmal isses schon schwer, diese Me-Time zu finden.
    Vielleicht solten wir Zwei mal Urlaub machen? So zusammen? Bei Nieselpriem? 🙂

  5. Es stimmt, viel Zeit bleibt einem nicht gerade. Letztens erst hatte das Baby mal geschlafen (und dazu nicht auf mir), da meinte der Papa, dass ich ja dann die Große ins Bett bringen kann. Ich meinte nur, dass ich auch mal Zeit für mich haben möchte. Passiert einfach zu selten mit 2 Kindern, noch dazu einem Baby. Aber es wird besser und irgendwann sehnen wir uns zu den Zeiten zurück, an denen die Kinder um uns herumwuselten 😉
    Mein Beitrag zur Blogparade hab ich grad verlinkt (http://verflixteralltag.blogspot.de/2015/08/brief-meine-wohnung.html).
    Ich habe das Thema etwas freier interpretiert 😉
    Wiebke

  6. Liebe Severine,
    lass Dich mal drücken. Ich glaube, ich weiß genau, wie Du Dich gerade fühlst.
    Meistens sind es ja wirklich nur die eigenen Gedanken, die es alles so schlimm erscheinen lassen.

    Das schlechte Gewissen gegenüber den Kindern, der Druck, die Termine und Fristen einzuhalten, unerledigte Aufgaben, die zusätzlich mental belasten und dann noch der übliche Wahnsinn, wie Haushalt, Kochen und diese unvorhergesehenen Dinge, die immer im schlechtesten Moment dazwischen kommen.
    Alles auf einmal. Um dem perfektionistischen Ich dann noch gerecht zu werden, legen wir noch ne Schippe drauf, arbeiten nachts und versuchen uns in Multitasking – bis der Körper streikt.

    Es ist doch klar, dass einem irgenwann die Gelassenheit abhanden kommt, man irgendwann nur noch müde und gereizt ist. Und die blöden Zweifel kommen.

    Ich meine mich erinnern zu können, dass Du mal geschrieben hast, Deine Arbeit ist wie das 3. Kind, nicht wahr?

    Warum fällt es uns eigentlich so schwer, die eigene Leistung genauso anzuerkennen, wie man andere für ihr Tun bewundert?

    Hey, was Du da machst, ist ganz großes Kino.
    Und wenn Deine Kleine Dir das nächste Mal den Spiegel vor die Nase hält, dann drücke sie mal ganz herzig – aber ohne schlechtes Gewissen. Schau Dir ihr Gesicht an und Du wirst sehen, dass sie Dich so liebt, wie Du bist. (Diese kleine selbstbewußte Dame hast Du auch richtig gut hinbekommen;)

    Wow, jetzt habe ich aber richtig 'kluggeschissen' 😮
    Und das, nachdem mein Pubertier mir erst gestern mal wieder den Kopf gewaschen hat.

    Nein, es wird wirklich besser, mit jedem Jahr, das die Kinder älter werden. Aber dann kommen andere Dinge dazwischen;)
    Mach Dir selbst nicht zu viel Druck und wenn es eben geht, … geh' jetzt tanzen;)

    Ganz liebe Grüße
    Sam

  7. Ui, Super! Das schaffe ich hoffentlich auch noch rechtzeitig, wenn das mamamonster auf den Tisch haut, den schlaf besiegt und in die Tastatur haut, liebe Grüße und viel an dich denken, Verena von mamirocks.com

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